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VfR Mannheim: Namen gewinnen keine Spiele

Höherklassig-erprobte Spieler mit Anlaufschwierigkeiten

VfR Mannheim nach der Glatt-Entlassung: Namen gewinnen keine Spiele

Anlaufschwierigkeiten: Der VfR Mannheim (blau) belegt in der Oberliga Baden-Württemberg momentan einen Abstiegsplatz.

Anlaufschwierigkeiten: Der VfR Mannheim (blau) belegt in der Oberliga Baden-Württemberg momentan einen Abstiegsplatz. IMAGO/HEN-FOTO

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Mit zahlreichen höherklassig-erfahrenen Spielern ist der VfR Mannheim nach acht Jahren in die Oberliga Baden-Württemberg zurückgekehrt. Doch nach einem eher mäßigen Start ist bereits nach sieben Spielen Schluss für Aufstiegstrainer Volkan Glatt. Sportdirektor Hakan Atik übernimmt interimsweise und ist bereits auf Trainersuche.

Den Trainer, der eine Mannschaft zum Aufstieg führt, entlässt man normalerweise nicht so schnell. Doch der VfR Mannheim sah sich bereits nach dem 7. Spieltag auf Tabellenplatz 15 stehend dazu gezwungen und hat am Dienstag die Zusammenarbeit mit Volkan Glatt beendet. "Die Gründe sind rein sportlicher Natur. Ich beziehe mich somit explizit nicht nur auf die Ergebnisse, sondern vor allem auf die Art und Weise, wie die jüngsten Niederlagen zustande gekommen sind. Die Auftritte entsprachen nicht im Entferntesten unseren Vorstellungen", erläutert VfR-Sportdirektor Hakan Atik und denkt vor allem an die hohen Niederlagen gegen den FC 08 Villingen und FSV Hollenbach (jeweils 0:4) sowie zuletzt beim 1. CfR Pforzheim (0:5).

Schwierige Bedingungen

Glatt war Anfang 2022 zum VfR Mannheim zurückgekehrt, für den er in der Saison 2011/12 bereits als Spieler in der Oberliga aktiv war. Nach einem halben Jahr als Co-Trainer von Atik wurde der 41-Jährige zum Chefcoach befördert und führte den Verein zurück in die Oberliga. Nach dem feststehenden Aufstieg verlängerte Atik die Zusammenarbeit mit dem Deutsch-Türken, doch entzog ihm nach dem mäßigen Start früh in der Saison das Vertrauen - trotz schwieriger Bedingungen. "Zahlreiche Spieler wie Albin Sahiti, Muhamed Sanyang oder Nestor Djengoue sind erst im fortgeschrittenen Stadium der Saisonvorbereitung zur Mannschaft gestoßen. Darüber hinaus plagen uns seit Saisonbeginn Verletzungen einiger wichtiger Spieler wie Ali Ibrahimaj, Nicolas Jüllich oder Max Denefleh", weiß Atik.

Die Entscheidung zur Trennung unterstreicht den Anspruch beim Deutschen Meister von 1949. Als Gründungsmitglied der Oberliga Baden-Württemberg liegt man hier - trotz einiger Verbandsliga-Spielzeiten - immer noch auf Platz vier der Ewigen Tabelle und verfügt über eine beeindruckende spielerische Qualität. Bereits in der Aufstiegssaison standen mit Richard Weil (22 Zweitliga-Spiele, 207 Drittliga-Spiele), Robin Szarka (drei Bundesliga-Einsätze für Hoffenheim, 71 Drittliga-Spiele für Cottbus), Ibrahimaj (sechs Zweitliga-Spiele für Sandhausen, 33 Drittliga-Spiele für Uerdingen), Jüllich (158 Drittliga-Spiele), Hassan Amin (95 Drittliga-Spiele für Meppen) und Kapitän Marco Raimondo-Metzger (171 Regionalliga-Spiele) zahlreiche Akteure mit Profierfahrung für den VfR auf dem Platz. Das Ergebnis: Die Verbandsliga-Meisterschaft mit nur einer Niederlage in 32 Spielen.

Konzentration auf die Basics

Für die Oberliga wurde der Aufstiegskader unter anderem mit dem zuletzt vereinslosen Marcel Titsch Rivero (zwei Bundesliga-Einsätze für Eintracht Frankfurt, 133 Zweitliga- und 125 Drittliga-Einsätze) sowie Christoph Becker (225 Regionalliga-Spiele) und Djengoue (zehn Zweitliga- und sieben Drittliga-Einsätze, 108 Regionalliga-Spiele) weiter hochkarätig verstärkt. Doch die vorhandene Qualität spiegelt sich bisher noch selten im Ergebnis wider. "Zweifelsohne ist uns bewusst, dass wir über eine gute Truppe verfügen. Gleichzeitig gilt aber auch, dass Namen keine Spiele gewinnen. Des Weiteren ist auch in der Oberliga zu beobachten, dass die Kontrahenten gegen uns besonders motiviert sind. Die Mannschaft muss aber jetzt erst einmal auf sich schauen und den Fokus vermehrt auf die Basics legen. Dies bedeutet unter anderem, dass mehr Zweikämpfe gewonnen werden müssen und die Laufbereitschaft zunehmen soll. Solange dies nicht der Fall ist, wird es uns schwerfallen, Spiele zu gewinnen", sagt Atik. Bisher wurden nur die ersten beiden Heimspiele gegen die TSG Backnang (2:1) und den ATSV Mutschelbach (4:0) siegreich gestaltet. Dem gegenüber stehen fünf Niederlagen und das Verbandspokal-Aus beim Liga-Konkurrenten FC Nöttingen.

8. SPIELTAG

Besserung soll ein neuer Chefcoach bringen. Die Suche und erste Gespräche laufen bereits. "Wir peilen eine langfristige Zusammenarbeit mit einem jungen Trainer an, der unsere Philosophie gemeinsam mit der Mannschaft umsetzen kann. Hier präferieren wir als Verein einen dominanten Ballbesitzfußball mit hohem Pressing", sagt Atik, der interimsweise selbst übernimmt. Damit sitzt der 47-Jährige bereits zum vierten Mal auf der VfR-Trainerbank. Nach seiner ersten Zeit zwischen 2014 und 2018 kehrte Atik Anfang 2020 als Trainer und Sportdirektor in Personalunion zu seinem Heimatverein zurück. Nach einem halben Jahr gab er den Trainerposten ab, um ab Oktober 2021 nochmal für neun Monate zu übernehmen. Nachdem er seinen einstigen Assistenten Glatt vor gut einem Jahr befördert und jetzt entlassen hat, leitet Atik vorerst erneut die Trainingseinheiten, bis er einen neuen Trainer gefunden hat. Das soll zeitnah geschehen, möglicherweise noch vor dem Heimspiel gegen den SSV Reutlingen am Samstag (15:30 Uhr).

Daniel Haug

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