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Darts-WM 2023: Michael van Gerwen unterschätzt Gegner etwas

Darts-WM 2023: Der "Rockstar" überrollt Heta

Van Gerwen unterschätzt "den besten Suljovic" etwas - und dieser kritisiert Anderson

Musste die Klasse von Mensur Suljovic mehrmals anerkennen - und gewann doch: Michael van Gerwen.

Musste die Klasse von Mensur Suljovic mehrmals anerkennen - und gewann doch: Michael van Gerwen. IMAGO/Action Plus

Mit 50 Jahren ist Mensur Suljovic einer der Haudegen auf der Tour - und damit auch bei der diesjährigen Darts-WM 2023 im Ally Pally. Und mit all seiner Erfahrung, der Unterstützung der Fans und vielen herausragenden Aufnahmen sowie Checkouts brachte der Österreicher den niederländischen Top-Favoriten auf den Titel - Michael van Gerwen (in der Order of Merit hinter Gerwyn Price und Peter Wright derzeit auf der 3) - richtig ins Wanken.

Zwei Sätze nahm der 1972 im ehemaligen Jugoslawien geborene Oldie mit dem Spitznamen "The Gentle" dem 17 Jahre jüngeren "Mighty Mike" ab. Die Klasse des 33-Jährigen behauptete sich letzten Endes aber doch, weil gerade im sechsten Satz die Doppelquote Suljovics nicht mehr ganz so herausragend passte und van Gerwen diese paar wenigen Fehler eiskalt ausnutzte für Breaks und den Sieg.

Denn zwischendurch hatte der Österreicher eine Quote von über 80 und lange über 70 Prozent (!), am Ende lief er mit 65 Prozent (13 von 20) ins Ziel. Da konnte der Niederländer "MvG" nicht mithalten (15 von 39, 38,5 Prozent), dafür ritt er mit einem gewohnt deutlich höheren Average von fast 110 zu "nur" 99 oftmals voraus - und unterschätzte seinen Kontrahenten zwischendurch, als van Gerwen Suljovic eine 161 nicht zutraute. Dieser aber knipste das souverän mit einer Triple-20, Triple-17 und Bullseye aus zum 2:3.

In Satz Nummer 6 war die Gegenwehr des immer mal wieder lautstark in Richtung der Fans aus sich herauskommenden Suljovic vorüber - auch weil van Gerwen hier kaum Fehler machte und sich letztlich sogar zwei vergebene Matchdarts erlauben durfte. Mit Doppel-16 war Schluss letzten Endes - und das Achtelfinale mit einem auch verdienten 4:2 nach Sätzen eingesackt. Zwölf 180er warf er, sein Gegner zwei.

Van Gerwen "würde das wieder so machen" - Kritik von Suljovic

Mensur Suljovic

Hat sich von seiner besten Seite gezeigt - und klare Worte gesprochen: Mensur Suljovic. IMAGO/Pro Sports Images

"Als erstes muss ich meine Familie grüßen, die Kinder - und ein Bussi für die Frau! Es war wirklich ein super Spiel", zeigte sich der unterlegene Suljovic direkt nach dem Match am "Sport1"-Mikrofon dennoch stolz auf sich und seinen Auftritt in London. Denn: "Es war schon auch mein bestes Spiel seit drei Jahren. Ich habe in der Zeit schon Probleme gehabt, aber über Probleme reden wir jetzt nicht ... nur über schöne Sachen. Ich habe ihn nur leider mit diesem sehr, sehr guten Spiel nicht bezwingen können."

Sein strahlender Gegenüber van Gerwen wurde derweil auf seine Aktion, als er "The Gentle" die am Ende doch gelöschten 161 nicht zutraute, angesprochen. Seine Erklärung: "Ich würde das immer wieder so machen. Ich muss mich stellen - und im Normalfall checkt der Gegner die 161 nicht. Aber das war der beste Mensur Suljovic aller Zeiten, das muss ich schon sagen."

Er kommt nur noch sporadisch, das gehört sich nicht.

Mensur Suljovic über Gary Anderson

Jener Suljovic hatte dann auch noch etwas Kritisches loszuwerden - und zwar nicht in Richtung von van Gerwen, sondern dem am Nachmittag bereits in der 3. Runde ausgeschiedenen Gary "The Flying Scotsman" Anderson. Der Weltmeister von 2015 sowie 2016 enttäuschte wie der am Vortag ebenfalls aus dem Turnier gekickte amtierende Weltmeister Peter Wright. Das verwunderte Suljovic wenig: "Gary Anderson muss ehrlich spielen, muss jedes Turnier spielen auch wie die European Tour und diese Erfahrung wieder kriegen. Nur dann bist du für die Weltmeisterschaft bereit. Doch er hat in den letzten drei Jahren im Grunde nur für die Weltmeisterschaft gelebt. Und Entschuldigung, ich bin auch Spieler - und das tut mir weh. Ich muss auch jedes Turnier spielen. Doch er kommt nur noch sporadisch, das gehört sich nicht - ehrlich nicht. Ich mag ihn sehr gerne, aber das tut man nicht, man muss sich präsentieren. Wirklich."

Vorsicht vor Cullen

Ebenfalls an diesem Mittwoch im Einsatz waren Joe Cullen (33) und Damon Heta (35). Der jüngere Darts-Profi kochte den älteren, der passenderweise den Spitznamen "The Heat" trägt, aber nach allen Regeln der Kunst ab. Klar, der Australier Heta spielte wahrlich nicht schlecht und hatte sogar sieben 180er im Repertoire (Cullen "nur" fünf). Eine wirkliche Chance beim klaren 0:4 hatte er aber nicht.

Der im englischen Bradford geborene Cullen war einfach besser, cooler und hatte die Gunst der Halle auf seiner Seite. "The Rockstar", den man als Nummer 13 der aktuellen Order of Merit als Geheimfavorit für diese Darts-Weltmeisterschaft 2023 im Londoner Alexandra Palace nicht außer Acht lassen darf, hatte fast einen 100er Average und die deutlich bessere Quote auf die Doppel. 36,4 Prozent lautete diese, zwölf von 33 machte Cullen aus. Heta schaffte hier nur magere fünf von 19 (26,3 Prozent). Und selbstbewusst ist der "Rockstar" auch noch, wie er im Gespräch mit "Sport1" unterstrich: "Ich habe mein Spiel in den letzten paar Jahren verbessert und kann auf viele Weisen siegen."

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