Zum Abschluss der Länderspiel-Saison trat die deutsche Nationalmannschaft zum 100-jährigen Bestehen des US-Fußball-Verbandes im RFK-Stadium von Washington, DC an. Im Gegensatz zum Testspiel gegen Ecuador vor vier Tagen nahm Bundestrainer Joachim Löw fünf Änderungen in seiner Startformation vor: Im Tor begann verabredungsgemäß ter Stegen für Adler. Dazu starteten die nachgereisten Klose und Sven Bender. Mit ihm und seinem Bruder stand seit 1974 erstmals wieder ein Zwillingspaar in der Startelf (damals: Erwin und Helmut Kremers). Auch Reinartz und Schürrle bekamen eine Chance von Beginn an. Dafür mussten Westermann, Sam, Neustädter und Kruse auf der Bank Platz nehmen. Auf der Gegenseite rotierte Jürgen Klinsmann bei seinem US-Team vier Mal. Kljestan, Goodson, Davis und Cameron mussten nach dem 2:4 gegen Belgien auf die Ersatzbank. Es begannen Bradley, Besler, Evans und der Hoffenheimer Fabian Johnson.
Die Hausherren begannen bei Temperaturen um die 30 Grad schwungvoll und übernahmen ohne viel Abtasten das Kommando auf dem Feld. Bereits in der 2. Minute musste Mertesacker gegen Altidore im letzten Moment klären. Auch danach blieb die Klinsmann-Elf gefährlich. Zwei Standards von Zusi sorgten für Gefahr vor ter Stegens Kasten (4.,7.).
Nach einem eher verschlafenen Beginn sollten es aber die Schützlinge von Joachim Löw sein, die die erste große Torchance hatten. Ein verunglückter Schussversuch von Höwedes geriet zu einer Vorlage für Mertesacker, der plötzlich alleine vor Howard auftauchte. Aus kurzer Distanz verzog jedoch der Arsenal-Verteidiger (11.).
Fast im Gegenzug folgte allerdings die kalte Dusche für die Nationalelf. Zusi setzte sich auf der rechten Seite mühelos durch und flankte unbedrängt in die Mitte. Dort verschätzte sich auch noch Mertesacker, so dass Altidore den Ball unbedrängt per Direktabnahme ins Netz jagte (13.).
Die Klinsmann-Elf blieb in der Folgezeit am Drücker und erhielt auch noch "Unterstützung" vom deutschen Torwart. Einen harmlosen Rückpass von Höwedes berechnete der Keeper völlig falsch und stolperte den Ball unbedrängt ins eigene Netz (16.).
Es dauerte eine Weile, bis die deutsche Elf den Schock des Rückstandes verdaut hatte. In der 19. Minute setzte sich Schürrle im Alleingang von rechts kommend durch. Auf Höhe des Elfmeterpunkts zog er ab, beförderte den Ball jedoch knapp an Howards Tor vorbei. Kurze Zeit später brachte Klose den Ball sogar im US-Tor unter, wurde aber zu Recht wegen einer Abseitsstellung zurückgepfiffen (25.).
Auf der Gegenseite konnte sich endlich auch ter Stegen auszeichnen, als er eine Direktabnahme von Dempsey von der Linie faustete (20.). Die deutsche Mannschaft hatte allerdings das Kommando auf dem Spielfeld übernommen. Klose & Co. hatten jedoch große Schwierigkeiten mit der engagierten Abwehr der Hausherren. Die Räume wurden gut zugestellt und Anspielstationen in der Spitze blieben Mangelware. Dazu entschärfte Keeper Howard auch noch einen Schuss von Draxler in der 32. Minute. Bis zur Pause schaffte es die DFB-Elf nicht mehr, die US-Abwehr in Gefahr zu bringen.
Mit einem Quartett neuer Kräfte begann Jogi Löw die zweite Hälfte. Westermann, Wollscheid, Aogo und Kruse kamen für Mertesacker, Jansen sowie Lars und Sven Bender. Eine Maßnahme, die sich schnell auszahlen sollte. Mit Aogo kam mehr Druck über die rechte Seite und Kruse legte umgehend den Anschlusstreffer auf, den der ebenfalls eingewechselte Westermann per Kopf nach einer Ecke erzielte (52.).
Der Anschlusstreffer entpuppte sich allerdings schnell als Strohfeuer der deutschen Mannschaft. Das US-Team zog das Tempo noch einmal an und enttarnte schonungslos die Löcher in der DFB-Defensive. Bereits wenige Minuten nach dem 2:1 stellten die Klinsmann-Schützlinge den alten Abstand wieder her. Altidore hatte viel Zeit, sich im Strafraum den Ball zu Recht zu legen und eine Anspielstation zu suchen. Er fand Dempsey, der aus zehn Metern volley einschoss (60.).
Wenig später sollte es für die Löw-Elf noch schlimmer kommen. Dempsey hatte Spaß am Toreschießen gefunden. In der 64. Minute tanzte er Podolski vor dem Strafraum aus und hielt aus 20 Metern drauf. Der Ball schlug im linken oberen Eck ein, wobei ter Stegen dabei auch noch zu weit vor seinem Tor stand.
Danach schienen die Rollen im Spiel verteilt. Die deutschen Spieler wirkten, als würden sie sich nur noch dem Schlusspfiff entgegensehnen. Auf der Gegenseite nahm das US-Team das Tempo aus dem Spiel und verwaltete den sicheren Vorsprung.
Dies sollte sich gut zehn Minuten vor dem Ende noch einmal ändern. Mit einem schönen Spielzug spielten sich Kruse und Podolski von der linken Seite in die Mitte. Dort angekommen zog Kruse aus 16 Metern ab und versenkte die Kugel unhaltbar hinter Howard im Netz (79.). Damit war der Ehrgeiz der DFB-Profis geweckt. Löws Spieler erhöhten in den letzten zehn Minuten einer langen Saison noch einmal die Schlagzahl und bekamen prompt Unterstützung von US-Keeper Howard. Dieser ließ in der 81. Minute einen harmlosen Schuss von Sam abprallen. Draxler hatte keine Mühe, den Abstauber im Tor unterzubringen.
Mit dem 4:3 begann eine hektische Schlussphase mit einem offenen Schlagabtausch und Chancen auf beiden Seiten. Die Stürmer hatten in den Schlussminuten aber nicht mehr das Glück, noch einmal zu treffen. Für die deutsche Mannschaft scheiterten Draxler (83.) und Kruse (90.) in aussichtsreicher Position. Auf der Gegenseite reagierte ter Stegen zwei Mal glänzend gegen Eddie Johnson (85.) und Jones (89.).