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Ur-Rieder Sahin-Radlinger: "Ein Abstieg wäre eine absolute Katastrophe"

Stammkeeper hütet wieder den Kasten

Ur-Rieder Sahin-Radlinger: "Ein Abstieg wäre eine absolute Katastrophe"

Samuel Sahin-Radlinger ist zurück im Ried-Tor. Seine Rehabilitation verlief wesentlich schneller als erwartet.

Samuel Sahin-Radlinger ist zurück im Ried-Tor. Seine Rehabilitation verlief wesentlich schneller als erwartet. GEPA pictures

Der Traum vom dritten Cup-Titel ist geplatzt. Die SV Ried musste sich am Mittwoch Rapid geschlagen geben. Zwei Tore von Guido Burgstaller beendeten die Hoffnung der Rieder, wie schon in der vergangenen Saison, ins Endspiel einzuziehen. So groß die Enttäuschung über das Cup-Aus ist, so groß ist gleichzeitig die Erleichterung, dass Stammtormann Samuel Sahin-Radlinger wieder fit ist.

Der 30-Jährige musste bis vor Kurzem wegen einer Meniskusverletzung pausieren. Sein Comeback gab er aber deutlich früher als erwartet. Mit dem kicker hat er über seine rasche Rückkehr nach seiner Verletzung, Neo-Trainer Maximilian Senft, den Konkurrenzkampf im Rieder Tor und seinen Traum, in die deutsche Bundesliga zurückzukehren, gesprochen.

Nach dem Cup ist vor dem Abstiegskampf

Ried muss jetzt die Kräfte bündeln, neun "Endspiele" stehen in der Bundesliga bevor. Schon am kommenden Samstag (17.00 Uhr, LIVE! bei kicker) empfängt Ried den TSV Hartberg im Kellerduell. "Da haben wir die große Möglichkeit, dass wir einen Riesenschritt in die richtige Richtung setzen", weiß Sahin-Radlinger. Der Auftakt in der Qualifikationsgruppe ging schief. Gegen den WAC musste sich Ried 0:1 geschlagen geben. "Auswärts in Wolfsberg war vielleicht nicht die einfachste Aufgabe zu Beginn."

QUALIFIKATIONSGRUPPE - 24. SPIELTAG

Sahin-Radlinger ist in Ried geboren und aufgewachsen, hat dort mit dem Fußballspielen begonnen und ist nach einigen Stationen im Ausland 2020 an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt. Dehalb möchte er es sich als Ur-Rieder "gar nicht ausmalen", wenn es Ried nicht gelingen würde, die Liga zu halten. "Schon mit fünf Jahren war ich Fan von diesem Verein. Das bin ich heute noch, genauso wie damals. Ich habe einige sehr gute Freunde, die immer wieder in der Kurve stehen. Für mich als Spieler und Fan wäre ein Abstieg eine absolute Katastrophe."

Ried erwartet, wie auch einige andere Klubs in der Qualifikationsgruppe, ein beinharter Abstiegskampf. Ob denn die Mannschaft die nötige Erfahrung dafür hat? "Leider haben wir die (lacht). Die haben wir letztes Jahr gemacht", erinnert sich Sahin-Radlinger. Damals spielte Ried eigentlich einen ganz passablen Grunddurchgang und verpasste nur um einen Zähler die Meistergruppe. "Das war für uns alle ein Schlag ins Gesicht." Erst am letzten Spieltag in Hartberg konnte man den Klassenerhalt eintüten. "Ich hoffe nicht, dass wir noch einmal so eine Qualifikationsgruppe erleben."

Mitgefühl für Strebinger

Viel Gesprächsstoff gibt es in Ried aktuell um die Situation im Tor. Drei Tormänner, die allesamt gerne die restliche Saison spielen wollen. Einerseits natürlich Stammtormann Sahin-Radlinger. Andererseits aber auch der junge Jonas Wendlinger, der Sahin-Radlinger während seiner Absenz sehr gut verteten hat. Und dann wäre da noch Richard Strebinger, den Ried unmittelbar nach Sahin-Radlingers Verletzung unter Vertrag genommen hat. "Es ist ganz klar, dass ein Richard Strebinger nach Ried kommt, um zu spielen", zeigt Rieds Nummer eins Verständnis, dass sich der Ex-Rapid-Tormann die Situation wohl anders vorgestellt hatte.

Strebinger hatte im Interview nach seiner Ankunft erklärt, der Mannschaft zum Klassenerhalt verhelfen zu wollen. Die Möglichkeit dazu, hat er seither nicht wirklich bekommen. "Die Situation ist natürlich extrem unglücklich für Richie." Wendlinger habe seine Sache einfach sehr gut gemacht und auch der rasche Heilungsprozess bei Sahin-Radlinger selbst (aus einigen Monaten wurden letztlich nur mehrere Wochen), waren Faktoren, die die Situation für Strebinger alles andere als begünstigt haben.

Die kicker-Elf des 23. Spieltags

Dennoch sieht Sahin-Radlinger den Strebinger-Transfer im Winter richtig. "Was wäre gewesen, wenn Wendlinger nicht performt hätte? Von Vereinsseite war der Transfer in meinen Augen die richtige Entscheidung." Wichtig sei laut dem Stammgoalie, dass stets eine offene Kommunikation stattgefunden habe. Zudem herrsche eine gute Stimmung im Tormanntraining. "Wir trainieren gut, jeder pusht jeden. Es herrscht immer Konkurrenzkampf und dieser macht jeden von uns besser. Einen großen Anteil daran hat auch unser Tormanntrainer Hubert Auer, der das alles sehr gut managt."

Senft holt "alle mit ins Boot"

Neu auf dem Rieder Trainersessel sitzt seit wenigen Wochen Maximilian Senft. Ob der 33-Jährige der richtige Mann für den Job ist, wird sich in den verbleibenden neun Spielen zeigen. Eine erste Handschrift sei aber bereits erkennbar. "Er ist sehr klar und direkt in seinen Anweisungen. Es gibt keinen Spieler, der nicht weiß, was er zu tun hat."

Für Sahin-Radlinger ist es keine völlig neue Situation, unter Senft zu trainieren. "Was viele nicht wissen, ich habe Max schon aus meiner Barnsley-Zeit gekannt. Dort war er mein Co-Trainer." Deshalb kennt und schätzt der Rieder Tormann die Eigenschaften seines Trainers: "Was ich auch super finde, ist der Fakt, dass er bei uns jeden Spieler mitnimmt, weil er seine Ansprachen auf Deutsch und Englisch macht. Das ist überragend und einfach ein wichtiger Punkt und eine extreme Wertschätzung gegenüber den ausländischen Spielern, um auch diese mit ins Boot zu holen." Dass das nicht selbstverständlich ist, habe Sahin-Radlinger während seiner Zeit in Norwegen erlebt: "Dort hat der Trainer seine Ansprachen ausschließlich auf Englisch gemacht."

Gerade was unseren Bundesliga-Modus betrifft, ist es für Trainer sowieso ein Wahnsinn.

Samuel Sahin-Radlinger

Was den Kampf um das Überleben in der Bundesliga in den letzten Jahren nicht unbedingt erleichtert hat, war der Rieder Trainerverschleiß. Inklusive Interimstrainer waren in Ried seit Beginn der Saison 2020/2021 gleich sieben Übungsleiter beschäftigt. Im Vergleich dazu der LASK, Rapid und Lustenau, wo es insgesamt nur vier Trainer waren. "Es ist traurig, aber mittlerweile ist das Fußballgeschäft einfach so. Ich habe bei meinen vorherigen Stationen viele Trainerwechsel miterlebt", meint Sahin-Radlinger. "Gerade was unseren Bundesliga-Modus betrifft, ist es für Trainer sowieso ein Wahnsinn. Weil du kannst knapp an der Meistergruppe scheitern und dann verlierst du in der Qualifikationsgruppe jede Partie und bist sofort weg, so wie es bei uns letzte Saison war."

In Ried müsse man einfach immer sehr gut wirtschaften. "Wir in Ried sind einfach ein etwas kleinerer Verein, man hat nicht die finanziellen Mittel für Top-Qualitätsspieler. Dass nicht Spieler wie jene in Salzburg zu uns kommen, ist auch ganz klar." Auch wenn der Erfolg aktuell nicht gegeben ist, gibt sich der 30-Jährige optimistisch. "Es ist ein guter Schwung da, die Stimmung passt und der Glaube ist da, dass wir das wieder zum Positiven wenden können. Natürlich erinnere ich mich gerne an die goldenen Jahre zurück, mit dem Cupsieg 2011, bevor ich Ried verlassen habe. Das wünscht man sich in Ried wieder, aber bis dahin ist es ein sehr weiter Weg. Jeder der nach Ried wechselt kann bestätigen, dass Ried ein sehr familiärer Verein ist und dass alle an einem Strang ziehen. Wenn das so bleibt, dann bin ich mir sicher, dass der Erfolg zurückkommen wird."

Michael Chudik

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