Basketball

Und was macht Trinchieri? Das verrückte Trainer-Karussell der Euroleague

Einige Namen, viele Klubs

Und was macht Trinchieri? Das verrückte Trainer-Karussell der Euroleague

Wer geht, wer kommt, wer wo an? Das Trainer-Karussell dreht sich mit Andrea Trinchieri, Pablo Laso, Ettore Messina, Sarunas Jasikevicius und Ergim Ataman (v.l.n.r.).

Wer geht, wer kommt, wer wo an? Das Trainer-Karussell dreht sich mit Andrea Trinchieri, Pablo Laso, Ettore Messina, Sarunas Jasikevicius und Ergim Ataman (v.l.n.r.).

Vermutlich wird Marko Pesic diese eine Frage in den kommenden Wochen noch häufiger zu beantworten haben, erst recht, wenn der FC Bayern in den Play-offs der Bundesliga weit kommen sollte - oder eben auch dann, wenn der Vize-Meister, der sich doch so sehr den Titelgewinn nach drei Jahren hinter dem Dauerrivalen Alba Berlin wünscht, schon vor der Finalserie scheitern sollte: Bleibt denn Andrea Trinchieri Trainer der Münchner?

Pesic hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont, dass sich diese Frage erstmal nicht stellt. Der ehemalige Nationalspieler und heutige Manager des FCBB hob vielmehr die Fähigkeiten und Verdienste des italienischen Coachs hervor, der einst in Bamberg eine Ära geprägt hatte, Gleiches in München trotz aller Erwartungen aber noch nicht schaffte. Die Umstände, so Pesic, und das ist natürlich ein sehr großer Teil der Wahrheit, waren für Trinchieri und Bayern allerdings auch alles andere als einfach. Vor allem die Corona-Pandemie, in deren Hochphase Trinchieri in München anheuerte, stellte den Klub vor große Probleme und Ungewissheiten - insofern ist der zweimalige Play-off-Einzug in der Euroleague in den vergangenen Jahren gar nicht hoch genug einzuschätzen, auch wenn es 2023 nicht klappte.

Trotzdem bleibt die Sehnsucht nach der Meisterschaft, die Trinchieri noch nicht stillen konnte. Und umso drängender ist also die Frage: Entscheiden die diesjährigen BBL-Play-offs für die Zukunft von Münchens Trainer?

Es ist alles nicht so einfach. Denn Trinchieri selbst hat letztlich seine Zukunft in der Hand, das betonte Pesic schon zu Beginn der Diskussion und auch jetzt wieder ("Er muss sagen, was er will"). Das liegt vor allem darin begründet, dass der Vertrag des "Maestros" zum Saisonende ausläuft. Es ist zwar bekannt, dass sich Trinchieri in München wohlfühlt. Doch womöglich reizen den 54-Jährigen auch nochmal andere Aufgaben auf europäischer Top-Ebene - und so ist es nicht verwunderlich, dass er in diesem Jahr längst Teil des großen europäischen Trainerkarussells geworden ist, das von Gerüchten und Spekulationen angetrieben wird.

Geht Trinchieri nach Madrid oder Istanbul? Die Gerüchteküche brodelt

Bei einem besonders wilden Gerücht ist jedenfalls Trinchieri einer der Protagonisten, und es geht so: Der Italiener hat sich für einen Abschied von Bayern München entschieden und geht zurück in seine Heimat. Nicht aber in seine Geburtsstadt zu Olimipia Mailand, das trotz großer Ausgaben so sagenhaft gescheitert ist in dieser Euroleague-Saison, aber weiter zu Ettore Messina steht; sondern zu Neuling Virtus Bologna. Der Eurocup-Finalist vom Vorjahr wiederum gibt Trainer-Guru Sergio Scariolo zu Real Madrid ab, der Chus Mateo beerben soll. Dessen Vorgänger Pablo Laso, der bei Real eine äußerst erfolgreiche über zehnjährige Ära geprägt hat, zuletzt aber wegen gesundheitlicher Probleme pausierte, soll dafür zu den Bayern kommen.

Alles Gerüchte, die - wie immer - mal mehr, mal weniger Wahrheitsgehalt beinhalten, vor allem aber weder bestätigt noch dementiert werden - was sie so richtig anheizt.

Deutlich konkreter ist hingegen die nahe Zukunft von Ergin Ataman. Der 57-Jährige, der mit Anadolu Efes zweimal die Euroleague gewonnen hat, dieses Jahr aber - wohl auch begleitet von atmosphärischen Störungen - die Play-offs verpasst hat, sucht nach einer neuen Herausforderung und findet diese wohl in Griechenland beim tief gefallenen Traditionsklub Panathinaikos. "Es ist wahr, dass wir reden, und ich kann Ihnen nur sagen, dass ich ein gutes Gefühl habe", verkündete Ataman gegenüber griechischen Medien. Aus Klubkreisen wird eine Einigung inzwischen bestätigt. Wer Ataman indes in Istanbul beerbt, ist unklar - natürlich rumorte auch hier schon die Gerüchteküche und natürlich wurde Trinchieri als mögliche Option genannt.

Laso kündigt eine wichtige Botschaft an

Auch Laso, der ehemalige Real-Trainer wird, wie sollte es anders sein, zu den Kandidaten gezählt. Der Erfolgscoach der 2010er Jahre ist inzwischen wieder vollständig genesen und sorgte am Samstag für Aufsehen, weil er ein Video veröffentlichte, in dem er eine große Nachricht für Montag ankündigte. Anadolu? Bayern? Oder etwas ganz anderes?

Deutlich ruhiger geworden ist es um Sarunas Jasikevicius. Der ehemalige Top-Guard ist Trainer beim FC Barcelona. Auch sein Vertrag läuft aus und auch das heizt die Spekulationen an. Während der Litauer mit seinem Team vor allem endlich die Euroleague gewinnen will - was ihm schon als Spieler mit den Katalanen gelungen ist -, bringen ihn internationale Medien mit ganz anderen Aufgaben in der Verbindung. Nicht nur in Europa, auch in der NBA. Doch beim FC Barcelona ist der Wille groß, den 47-Jährigen möglichst schnell vom Karussell zu nehmen, bevor es überhaupt Fahrt aufnimmt. "Unser Wunsch ist, dass Saras weitermacht, weil wir der Meinung sind, dass er ein Trainer ist, der eine Ära prägen muss", sagt Josep Cubells, Chef der Basketball-Abteilung.

Sollte Jasikevicius aber selbst nach neuen Herausforderungen suchen, wird es bestimmt nicht lange dauern, bis auch dem FC Barcelona so manch großer Name angedichtet wurd. Vielleicht Scariolo? Vielleicht doch Messina, zu dem Mailand so felsenfest steht? Oder am Ende Trinchieri?

Das Karussell, es dreht sich.

Frederik Paulus

Top10 Basketball - Woche 29

alle Videos in der Übersicht