WM

Und der nächste politische Offenbarungseid kommt bestimmt

Kommentar zur WM-Vergabe 2030

Und der nächste politische Offenbarungseid kommt bestimmt

Der größte Pokal im Fußball steht in keinem guten Licht.

Der größte Pokal im Fußball steht in keinem guten Licht. IMAGO/ActionPictures

Nachhaltigkeit, Reisestrapazen für Spieler, Reisekosten für Fans? Anscheinend mal wieder alles egal. Übertragen wird die WM 2030 ja im TV und auf sonstigen Plattformen, da wird es Zuschauer genügend geben und Einnahmen für die FIFA noch viel mehr.

Egal wie ausgelaugt die teilnehmenden Spieler dann vielleicht sein mögen, wenn sie ein Gruppenspiel in Südamerika bestreiten und dann ein paar Tage später in Spanien, Portugal oder Marokko. Aber die FIFA hat bekanntlich auch zuletzt weder Spieler noch Vereine oder Verbände erhört, als es um die Vorbehalte bezüglich der Ausweitung der WM-Endrunde auf 48 Teilnehmer ab 2026 ging oder die Ausdehnung der Klub-WM und, und, und ...

Glitzerprodukt für 90 Minuten

Also wird 2030 auf drei Kontinenten gespielt um den WM-Pokal, wie die FIFA am Mittwoch stolz und selbstverliebt mitteilte. Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund des Klimawandels und dem Kampf gegen die Erderwärmung, einer der drängendsten Probleme der Menschheit im kommenden Jahrzehnt? Pustekuchen, fliegt mal schön um die Welt mitsamt einem riesigen Tross, baut dort mal schön Stadien aus in einem bettelarmem Umfeld für ein Glitzerprodukt aus einem einzigen Spiel. Millionen für eine Gigantomanie und dann schnell wieder ungenutzte Infrastruktur, statt der Förderung nachhaltiger Projekte mit genau diesem Geld vor Ort.

Einmal mehr geht die Verhältnismäßigkeit völlig verloren

Nicht falsch verstehen: Auch Fans aus Argentinien, Uruguay und Paraguay sei der Genuss von WM-Spielen vor Ort gegönnt, zu den Endrunden wie zuletzt etwa in Katar können ja nur die Gutbetuchten reisen. Aber diesem FIFA-Projekt 2030 fehlt, wie so vielen anderen, mal wieder völlig die Verhältnismäßigkeit.

Neben Einnahmen scheint es zudem auf vielen Ebenen auch um Stimmenfang zu gehen, schon jubeln Präsidenten und Politiker verschiedenster Couleur vor Ort über ein einziges WM-Spiel. 100 Jahre WM-Premiere in Uruguay 1930? Es geht bei der FIFA nun mal um Geld und Märkte statt um Tradition. Dabei hatten sie doch eigentlich eine Jahrhundert-Endrunde austragen wollen am Rio de la Plata.

Dominguez tanzt schon - Ein paar gewinnen bekanntlich immer

Aber ein paar gewinnen bekanntlich immer. CONMEBOL-Präsident Dominguez stellte bereits ein Tänzchen von sich ins Netz, aber er hatte sich ja auch schon mit dem brasilianischen Rechtsausleger-Präsidenten Jair Bolsonaro zusammengetan, als es darum ging, in Pandemie-Zeiten in Brasilien die Copa America auszutragen.

Und zu der Frage der Nachhaltigkeit vor dem Hintergrund des Klimawandels gesellt sich erneut auch der politische Ansatz. Denn für 2034 in Asien darf/soll sich dann gleich Saudi-Arabien bewerben. Nach Katar der nächste politische Offenbarungseid des Weltverbandes.