Champions League

Nach Frankfurter Fan-Ausschluss: Appell an die UEFA

Frankfurts Vorstand Reschke reagiert auf den Fan-Ausschluss von Neapel

"Umfassende Wettbewerbsverzerrung" - Eintracht-Appell an die UEFA

Die Sicherheitslage in Neapel sorgt für Diskussionen.

Die Sicherheitslage in Neapel sorgt für Diskussionen. picture alliance / ZUMAPRESS.com

Eintrachts Vorstandsmitglied Philipp Reschke spricht von einem "erstmaligen und einmaligen Vorgang im europäischen Klubfußball". Und völlig nachvollziehbar von einem "traurigen Tag". Rein formaljuristisch richtet sich das vom italienischen Innenministerium erlassene Verbot, fürs Rückspiel des Champions-League-Achtelfinals am 15. März Karten an Gästefans zu verkaufen, zwar gegen die SSC Neapel. Faktisch betroffen sind aber die Frankfurter Eintracht und ihre Anhänger.

Zum einen wirtschaftlich, da Klub und Fans sämtliche bislang getroffenen Reisepläne stornieren müssen, u.a. sechs Charterflüge und etliche Hotelübernachtungen. "Wir werden auf unseren Kosten sitzenbleiben", vermutet Reschke. Weit gravierender ist freilich nicht nur in seinen Augen: "Der massive Eingriff in die fankulturelle Freizügigkeit und noch mehr in die Integrität des Wettbewerbs durch eine Vorgabe der Exekutive." Dass das Hinspiel, ebenfalls als Hochrisikopartie klassifiziert, mit Napoli-Anhängern ausgetragen wurde, im Rückspiel nun aber lediglich Heimfans Zugang erhalten, sei "eine umfassende Wettbewerbsverzerrung". Für die Reschke und die Eintracht keine nachvollziehbare Grundlage sehen: "Hin- und Rückspiel waren von vornherein als Hochrisikospiele eingestuft. Unter diesen Bedingungen wurde das Hinspiel bei uns ausgetragen. Es ist dabei und auch im Anschluss nichts Überraschendes passiert. Insofern sehen wir keinen Anlass für eine Neubewertung der Sicherheitslage."

"Mit dieser Vorgabe könnte die Büchse der Pandora geöffnet worden sein"

Im Unterschied offenbar zum italienischen Innenministerium, das - nebenbei bemerkt - ausgerechnet von einem gebürtigen Neapolitaner geführt wird: Matteo Piantedosi (59), seit vergangenen Oktober Amtsinhaber im Kabinett Meloni. Die offizielle Begründung der Maßnahme: Man könne für die Sicherheit des Gästepublikums nicht garantieren. Obwohl doch "landauf, landab permanent Hochrisikospiele stattfinden", wie Reschke festhält. Also, folgert der SGE-Vorstand, dränge sich diese Überlegung auf: "Wurde da ein leichtfertiger Beschluss des Innenministeriums getroffen? Oder stellt sich die Lage vor Ort wirklich so dramatisch dar? Beides würde zur Frage nach den Konsequenzen für den italienischen Klubfußball auf internationaler Ebene führen." Sprich: Muss die UEFA künftig entsprechende Sicherheitsgarantien per Reglement vorschreiben - und jene Klubs bis hin zu einem möglichen Ausschluss empfindlich sanktionieren, die dem nicht nachkommen können? Andernfalls, so Reschke, könnte mit dem aktuellen Beschluss "die Büchse der Pandora geöffnet worden sein". Konkret: "Man müsste sich nur mit seinem Polizeipräsidenten so gut verstehen, dass die Sicherheitslage entsprechend hochgejazzt wird." Schon wäre die UEFA-Vorgabe, ein bestimmtes Kontingent an Gästefans zuzulassen, ausgehebelt.

Eintracht sagt Delegationsreise ab: "Beteiligen uns nicht an Spielchen"

Entsprechende Unterstellungen, betont Reschke, gebe es gegenüber der SSC Neapel im jetzigen Fall nicht: "Dafür hätten wir keinerlei Anzeichen." Dennoch stellt der 50-Jährige die berechtigte Frage: "Was bedeutet das für ein mögliches Viertel- oder Halbfinale? Sehen wir in Neapel jetzt generell keine Gästefans mehr?"

Seine klare und logische Forderung: "Die UEFA muss sicherzustellen, dass das nicht Schule macht und kein Domino-Effekt entsteht. Ich bin sicher, dass sie in der Lage wäre, das Reglement künftig so aufzusetzen, dass die Klubs gewisse Garantien abgeben müssen." Im speziellen Einzelfall existierten allerdings "keine Hebel mehr, an denen wir ansetzen können". Konsequenz: Die Eintracht rät nicht nur allen Anhängern dringend ab, am 15. März nach Neapel zu reisen. Schon gar nicht ohne Karte, aber auch dann nicht, wenn bereits auf Umwegen Tickets organisiert worden sein sollten. Zumal ein noch folgendes Stadtbetretungsverbot absehbar sei. Auch der Klub selbst wird keine Delegationsreise unternehmen, erklärt Reschke. "Wir sehen keine Veranlassung, uns jetzt noch an irgendwelchen Spielchen zu beteiligen mit Ausnahme des Spiels auf dem Rasen."

Thiemo Müller

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