DFB-Pokal

Uaferro und Zeitz im Interview: "Wir können gut verteidigen"

FCS-Verteidiger über Parallelen zur DFB-Pokal-Saison 2019/20

Uaferro und Zeitz im Interview: "Wir können einfach gut verteidigen"

Boné Uaferro (li.) und Manuel Zeitz (re.) sorgten mit Saarbrücken binnen vier Jahren zweimal im DFB-Pokal für Furore.

Boné Uaferro (li.) und Manuel Zeitz (re.) sorgten mit Saarbrücken binnen vier Jahren zweimal im DFB-Pokal für Furore. imago

In der Liste der größten Überraschungsteams der Pokal-Geschichte kommt ein Verein gleich zweimal vor - und das auch noch innerhalb von vier Jahren. In der Saison 2019/20 zog der 1. FC Saarbrücken als erster Viertligist in der Historie ins Halbfinale ein. In dieser Spielzeit schaltete der FCS als Drittligist unter anderem den FC Bayern München und Eintracht Frankfurt aus und steht schon wieder im Viertelfinale. Zwei Spieler waren damals wie heute dabei und standen immer in der Startelf: Kapitän Manuel Zeitz und Boné Uaferro.

Wenn wir die bisherige Pokal-Saison durchgehen: Wie groß haben Sie Ihre Chancen vor den Spielen eingeschätzt?

Uaferro: Bei Karlsruhe würde ich 40:60 sagen, bei Bayern München 1:99 und bei Frankfurt 2:98.

Zeitz: Tatsächlich habe ich es bei Frankfurt sogar 10:90 eingeschätzt. Gegen Gladbach sind es die gleichen Vorzeichen.

Saarbrückens Weg ins Viertelfinale

Was zeichnet den 1. FC Saarbrücken im Pokal aus?

Uaferro: Wir können einfach gut verteidigen, das haben wir immer wieder unter Beweis gestellt. Gerade wenn der Gegner das Spiel machen und kommen muss, sind wir sehr diszipliniert. Im DFB-Pokal kommt es natürlich häufiger vor, dass der Gegner uns bespielen muss, deshalb sind wir hier wahrscheinlich so erfolgreich.

Sie waren schon bei der sensationellen Pokalreise 2019/20 dabei, die erst im Halbfinale von Bayer Leverkusen gestoppt wurde. Was hat Sie damals stark gemacht?

Zeitz: Eigentlich die gleichen Dinge. Auch hier haben wir defensiv immer stabil gestanden. Damals hatten wir noch den ein oder anderen sehr schnellen Spieler, wenn ich an unseren Konter mit Kianz Froese und Gillian Jurcher denke.

Uaferro: Was hinzukommt, war vor vier Jahren natürlich das Stadion in Völklingen, das den Gegner vielleicht auch etwas irritiert hat.

Sie sprechen die Sondersituation damals im Völklinger Hermann-Neuberger-Stadion an, als sich das heimische Ludwigsparkstadion im Umbau befand. Was hat das Stadion damals ausgemacht?

Zeitz: Der Überraschungseffekt war wahrscheinlich, dass es nur ein halbes Stadion war. Mit Blick auf die nicht bebauten Flächen ist es jetzt im Ludwigspark immerhin ein Sieben-Achtel-Stadion, was vielleicht auch überraschend ist (lacht). Auch beim mobilen Flutlicht von damals bin ich mir nicht sicher, wie regelkonform das war. Das hat schon ordentlich geblendet. Dass man sich in einer Turnhalle umzieht, war sicherlich auch ungewohnt für die anderen Mannschaften.

Ramponierter Rasen im Ludwigspark als Vorteil

Was vor vier Jahren das Stadion in Völklingen war, ist heute vielleicht der ramponierte Rasen im Ludwigspark. Wie viel hat der Platz bisher zu den Erfolgen beigetragen?

Uaferro: Für uns war es bisher sicherlich ein absoluter Vorteil. Bayern oder Frankfurt konnten hier nicht ihren gewohnten Ballbesitzfußball aufziehen. Wir wussten, was auf uns zukommt, und haben den Platz auch bisher immer besser angenommen und vielleicht auch deshalb gewonnen.

Wie sehr kann man die Pokalreise von damals mit der aktuellen vergleichen?

Zeitz: Es ist schon relativ identisch. 2020 ging es sogar ins Halbfinale, da sind wir jetzt natürlich noch nicht. Durch das kleine Stadion waren vor vier Jahren natürlich weniger Fans dabei, im Halbfinale durch die Pandemie dann sogar gar keine mehr. Von den Gegnern ist es in diesem Jahr natürlich noch mal krasser, weil Bayern dabei war, gegen die man in seinem Leben normalerweise nie gewinnt. Generell muss für eine unterklassige Mannschaft aber immer alles passen, um so weit zu kommen. Das hat es damals und bisher auch in dieser Saison.

Der DFB-Pokal ist mein Wettbewerb-

Boné Uaferro

Dazwischen waren Sie weder über die 3. Liga noch über den Landespokal qualifiziert. Das begünstigt aber Ihre persönliche Statistik im DFB-Pokal, Herr Uaferro: acht Einsätze und sieben Siege. Die Gesetze des Pokals scheinen Sie zu beherrschen, oder?

Uaferro: Die Bilanz rufe ich gerne immer mal wieder auf, der DFB-Pokal ist mein Wettbewerb (lacht).

Zeitz: Du hast zweimal teilgenommen und bist schon jetzt einmal ins Halbfinale und einmal ins Viertelfinale gekommen? Eigentlich sollte dich ein Bundesligist holen - vielleicht als Maskottchen (lacht). Mit der Statistik sollte man ihn aber auch eigentlich einmal gewinnen.

Stand ein Spiel trotzdem über allen anderen?

Uaferro: Ja natürlich, der Sieg gegen Bayern überstrahlt alles. Wir waren drei Stunden vor dem Spiel im Stadion, und es war bereits alles voll. Schon beim Aufwärmen war eine unglaubliche Stimmung, so was hätte man damals in Völklingen allein durch die Infrastruktur natürlich nie hinbekommen. Dass es dann noch so läuft, war das i-Tüpfelchen.

Boné Uaferro

Das Spiel gegen Bayern "überstrahlte" für Boné Uaferro "alles". IMAGO/Jan Huebner

Von den sieben Erfolgen haben Sie vier in der Nachspielzeit und zwei im Elfmeterschießen eingefahren. Ist da so ein 2:0 wie gegen Eintracht Frankfurt schon fast langweilig?

Uaferro: Langweilig auf keinen Fall, aber emotionaler waren natürlich schon andere Siege, wenn ich an das 2:1 in der 96. Minute gegen Bayern denke.

Zeitz: Auch gegen Köln damals mit den ganzen Wendungen war es verrückt. Oder das Spiel gegen Düsseldorf mit dem gehaltenen Strafstoß von Batzi (Torhüter Daniel Batz, d. Red.), dem späten Ausgleich und dann noch mal vier gehaltenen Elfern beim Elfmeterschießen.

Uaferro: Im Vergleich dazu hört sich Frankfurt vielleicht langweilig an, aber auch das war trotzdem surreal.

Worauf kommt es jetzt gegen Mönchengladbach an?

Zeitz: Das sind immer die gleichen Floskeln. Wir werden wieder Außenseiter sein. Der Gegner wird wieder viel den Ball haben. Wir müssen erneut viel verteidigen und in vielen Situationen brauchen wir auch wieder Glück. Und auch dann wird es erneut so sein: Wenn der Gegner einen guten Tag erwischt, werden sie gegen uns gewinnen.

Im Sommer haben Sie anlässlich des 120-jährigen Vereinsjubiläums gegen Gladbach gespielt und 1:2 verloren. Können Sie aus dem Spiel etwas rausziehen oder ist es irrelevant, weil es nur ein Vorbereitungsspiel war?

Uaferro: Wir gehen sicherlich mit einer anderen Herangehensweise ins Spiel. Im Testspiel sind wir offensiver rangegangen und haben sogar vorne gepresst.

Zeitz: Aber nur in den ersten zehn Minuten, da wurden wir komplett überrannt und lagen 0:2 zurück (lacht).

Uaferro: In einem K.-o.-Spiel werden wir sicher anders herangehen und wollen so lange wie möglich die Null halten. Offensiv suchen wir dann wieder unsere Momente. Das Testspiel ist daher irrelevant.

Auf die mögliche Situation mit einem Elfmeterschießen kann man sich nie vorbereiten.

Manuel Zeitz

Das Elfmeterdrama gegen Düsseldorf im Viertelfinale haben Sie ja schon kurz angesprochen. Bereiten Sie sich auf so etwas vor und würden Sie sich Daniel Batz, der jetzt bei Mainz 05 spielt, hierfür zurückwünschen?

Zeitz: Also unabhängig vom Pokal oder einem Elfmeterschießen kann jede Mannschaft erst mal froh sein, wenn sie Batzi im Tor hat. Auf die mögliche Situation mit einem Elfmeterschießen kann man sich aber nie vorbereiten, und wir haben es auch damals gar nicht erst versucht. Jeder, auch in der untersten Liga, hat die Fähigkeit, aus elf Metern das Tor zu treffen. Die Drucksituation zu simulieren geht aber nicht. Ich habe eine Zeit lang jeden Elfmeter getroffen, dann zwei innerhalb einer Woche verschossen und seitdem immer getroffen.

Der DFB-Pokal ist kein großes Thema in der Kabine

Wie sehr ist der Pokal im normalen Alltag in der 3. Liga wirklich Thema?

Zeitz: Ich habe bisher bei keinem Drittligaspiel an den Pokal gedacht. Auch in der Mannschaft oder in der Kabine ist es tatsächlich nie ein großes Thema, auch wenn das von außen immer vermutet wird.

Uaferro: Das wird nur von extern reingetragen. Nach dem Bayern-Spiel war es natürlich schon zwei bis drei Tage präsent, aber dann kam schon das nächste Spiel. Da bleibt nicht einmal Zeit, es wirklich zu genießen.

Das Halbfinale gegen Leverkusen war damals durch den Corona-Lockdown ohne Zuschauer. Hat es sich überhaupt nach Pokal-Halbfinale angefühlt und wie haben Sie es generell erlebt?

Uaferro: Es war schwierig. Wir durften dadurch als einzige Regionalliga-Mannschaft trainieren, Leverkusen war aber in der Bundesliga sogar schon wieder im Spielbetrieb und stand voll im Saft. Wir wussten daher, dass es sportlich eigentlich aussichtslos ist.

Zeitz: Es hat sich besonders angefühlt, weil wir im Gegensatz zu anderen raus konnten und sogar gemeinsam im Hotel wohnen durften beziehungsweise mussten. Das Spiel an sich im leeren Stadion hat sich natürlich nicht nach Halbfinale angefühlt. Es hat sich nach dem Aufstieg aber auch kein Ligaspiel normal angefühlt, wenn man in ein leeres Stadion einläuft.

Viele Fans sagen aufgrund dieses Spiels: "Der Fußballgott schuldet uns noch ein richtiges Halbfinale." Wie sehen Sie es?

Zeitz: Wir hätten auf jeden Fall nichts dagegen.

Uaferro: Ich wäre ebenfalls dabei.

Dieser Text erschien erstmals in der Montagsausgabe des kicker am 5. Februar. Hier können Sie sich den kicker als eMagazine im Flex-Abo sichern.

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