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Türkmen im Interview: "Es ist wichtig, dass die Schiedsrichter gemeinsam mit den Spielern das Spiel leiten"

Mittelfeldprofi bei Aufsteiger gesetzt

Türkmen im Interview: "Es ist wichtig, dass die Schiedsrichter gemeinsam mit den Spielern das Spiel leiten"

Cem Türkmen hat sich in Lustenau durchgesetzt.

Cem Türkmen hat sich in Lustenau durchgesetzt. GEPA pictures

Mit einem Auswärtsspiel in Hartberg startet Aufsteiger Austria Lustenau am Freitag (19.30 Uhr, LIVE! bei kicker) in seine erste Qualifikationsgruppe. Nachdem die Vorarlberger das obere Play-off nur um drei Punkte verpasst hatten, gehen die Vorarlberger als Gruppenzweiter in die verbleibenden zehn Runden der aktuellen Saison.

Qualifikationsgruppe - 23. Spieltag

Mittelfeldprofi Cem Türkmen zeigt sich im kicker-Interview mit dem bisherigen Saisonverlauf im Reinen, spricht über seine eigene Entwicklung, die Punkteteilung und die strittige VAR-Situation bei der 0:1-Niederlage gegen den LASK.

Herr Türkmen, mit 13 Punkten gehen Sie mit Ihrem Team als Gruppenzweiter in die Qualifikationsgruppe. Wie bewerten Sie die Ausgangslage?

Wir haben uns in den letzten Spielen eine gute Ausgangslage geschaffen. Dennoch sind nur fünf Punkte Abstand zum Tabellenende nicht viel. Das wissen wir auch und müssen deswegen genau so weitermachen wie in den letzten Wochen. Wir müssen unsere Spiele in der Art und Weise gewinnen wie davor und als Team aggressiv und kompakt agieren. Es geht jetzt einfach darum, Punkte mitzunehmen. Wir schauen nicht zurück oder achten darauf, was die anderen machen, sondern schauen auf uns. Dann sehen wir, was am Ende dabei rauskommt.

Nur fünf Punkte beträgt der Abstand zum Tabellenende. Es fehlt aber auch nur ein Punkt auf die Spitze in der Qualifikationsgruppe. Wohin orientiert man sich nun?

Seit Beginn der Saison ist unser klares Ziel der Nicht-Abstieg und das ist für den Verein auch weiterhin das Beste. Wenn am Ende mehr dabei rausspringt, ist das umso besser, aber der Hauptfokus liegt klar darauf, nicht abzusteigen. Das werden wir weiter verfolgen und alles dafür geben.

Den Grunddurchgang schlossen Sie als Tabellenachter mit 27 Punkten und nur drei Zählern Rückstand auf Platz sechs ab. Herrscht mehr Zufriedenheit über einen gelungenen Herbstdurchgang oder ärgert man sich doch, dass es so knapp nicht mit dem vorzeitigen Klassenerhalt geklappt hat?

Ich persönlich ärgere mich auf jeden Fall, weil ich auch weiß, wie manche Spiele verlaufen sind und wie viele Punkte wir mitnehmen hätten können. Unter anderem beim Spiel gegen den LASK. Dann gab es noch ein, zwei andere Spiele, wo wir uns mehr verdient hätten. Im Endeffekt haben wir bis dato aber eine gute Saison gespielt und dürfen stolz darauf sein. Natürlich hat es auch Phasen gegeben, wo wir nicht so gut waren und daher finde ich die aktuelle Situation so gerechtfertigt.

Es ist einfach wichtig, dass die Schiedsrichter gemeinsam mit den Spielern das Spiel leiten und nicht gegeneinander arbeiten.

Cem Türkmen

Beim Spiel gegen den LASK waren Sie bei der Elfmeterentscheidung auch direkt betroffen. Wird man als Spieler noch ein Freund des VAR?

Ich hätte das ehrlicherweise nicht gerne miterlebt und hätte lieber einen oder drei Punkte mitgenommen und eine ruhige Heimfahrt gehabt (lacht). Es ist auch für die Schiedsrichter nicht immer einfach. Ich habe gehört, dass zu wenige Kameraperspektiven im Stadion waren und generell sind, und das ist natürlich auch nicht leicht. Was mich aber persönlich aufregt, ist, dass manche Schiedsrichter von Anfang an eine Einstellung an den Tag legen, sodass du als Spieler kaum mit ihnen reden kannst. Das war beim LASK-Spiel definitiv so. Es gibt aber auch Schiedsrichter, die 90 Minuten für Kommunikation offen sind, die sich ruhig verhalten und nicht den Eindruck machen, dass sie etwas Besseres sind. Es ist einfach wichtig, dass die Schiedsrichter gemeinsam mit den Spielern das Spiel leiten und nicht gegeneinander arbeiten. Das würde für sie auch viel einfacher werden und sie machen sich dadurch nur das eigene Leben schwer. Das färbt auf die Spieler ab und wirkt sich auf alles im Spiel aus.

Im Frühjahr gab es neben dem LASK auch Niederlagen gegen Salzburg und Sturm. Gegen die Austrias aus Wien und Klagenfurt gab es Siege. Zudem konnte man gleich zweimal Remis gegen Rapid spielen. Wäre man für das obere Play-off bereit gewesen?

An sich bin ich der Meinung, dass gegen jeden in der Liga etwas drinnen ist. Außer vielleicht gegen Salzburg. Wenn man einen guten Tag erwischt und der Gegner einen schlechteren, kann man überall etwas mitnehmen. Daher hätte ich uns bereit gesehen für das obere Play-off. Da brauchen wir uns mit unseren Leistungen nicht zu verstecken.

Können Sie sich mit zwei Derbies darüber hinwegtrösten, dass keine Duelle gegen die großen Teams in dieser Saison mehr anstehen?

Natürlich. Wir freuen uns alle auf das Derby. Unser Ziel ist es, dort wieder drei Punkte mitzunehmen. Schade ist es auf jeden Fall, dass wir heuer gegen die namhaften Gegner nicht mehr spielen, aber das machen wir dann nächste Saison (lacht).

Drei Siege und drei Niederlagen im Frühjahr bedeuten eine ausgeglichene Bilanz. Wie viel Zuversicht haben Sie vor den letzten zehn Runden?

Da wir die letzten zwei Spiele gewonnen haben, bin ich sehr zuversichtlich. Wir wollen diesen Aufwärtsschwung mitnehmen. Die Mannschaft ist aktuell sehr gut in Form, fast jeder - bis auf ein, zwei Ausnahmen - ist fit und daher wollen wir genau dort weitermachen, wo wir aufgehört haben.

Sie erleben als Profi zum ersten Mal die Punkteteilung, die allgemein für viele Diskussionen sorgt. Ohne diese hätte man nun zehn statt fünf Punkte Vorsprung auf den letzten Platz. Wie bewerten Sie diesen Modus?

Um die Spannung aufrechtzuerhalten, ist es natürlich perfekt für das Land, die Liga und allgemein ganz Österreich, aber als Spieler ist dann doch mehr Stress angesagt. Es ist nicht leicht, wenn plötzlich für den Gegner doch wieder alles möglich ist und man daher noch konzentrierter bleiben und mehr aufpassen muss, weil dich jede Niederlage gleich wieder zurückwerfen kann. Ich persönlich hätte ein anderes Format gewählt, aber ich habe das auch nicht zu entschieden. (lacht) An sich finde ich das obere und untere Play-off gut, aber ich würde auf die Punkteteilung verzichten. Das fände ich sportlich fairer.

Die Rekordspieler der Meistergruppe

Bislang hat man sich als Aufsteiger gut präsentiert und das Rennen um das obere Play-off lange offen halten können. Waren Sie überrascht, dass sich die Mannschaft so schnell an das Niveau der Bundesliga anpassen konnte?

Ich bin nicht überrascht, weil ich weiß, was für eine Qualität in der Mannschaft steckt. Wir sind zwar sehr jung, aber wir haben alle eine sehr gute Ausbildung genossen und sind, was das Fußballerische angeht, auf einem hohen Niveau. Dann haben wir noch unsere drei Routiniers, die uns die Erfahrung und Sicherheit auf dem Platz mitgeben. Dass es am Ende so gut war, ist super, aber man hat auch in gewissen Phasen gesehen, dass uns noch die Erstligaerfahrung fehlt und dass es für einige das erste Mal Profifußball in einer ersten Liga war. Deswegen ist es gut so, auch wenn mehr drin war.

Sie haben 21 von 22 Spielen absolviert, waren dabei meist in der Startelf zu finden. Wie war für Sie der Sprung aus der zweiten in die erste Liga? Wie blicken Sie auf Ihre Auftritt bislang zurück?

Ganz gut eigentlich. Vor allem, weil ich im letzten Jahr noch weniger gespielt hatte, weil ich damals neu dazugekommen bin und es innerhalb der Mannschaft sehr gut lief. Zufrieden bin ich nie, aber es läuft gut. Ich will so weitermachen, mich weiter entwicklen und noch besser werden. Zum Zufriedensein reicht es noch nicht. Dass aber auch meine ersten Einsätze für die U-21-Nationalmannschaft dazugekommen sind, ist überragend und es freut mich einfach, der Mannschaft helfen zu können.

Im unteren Play-off treffen Sie nun im ersten Spiel auf Hartberg. Gegen die Oststeirer hat man mit einem Sieg und einem Remis in dieser Saison eine positive Bilanz aufzuweisen. Was wird es für einen erfolgreichen Auftakt brauchen?

Es ist ein Auswärtsspiel, das nicht einfach werden wird. Wir müssen einfach kompakt stehen, müssen unnötige Fehler vermeiden und die ganz banalen Sachen gut machen. Das ist wichtig. Das wird wie die erste Auswärtspartie wieder ein richtiges Kampfspiel. Das Wetter wird wohl auch nicht so gut sein, der Platz daher nicht ideal und das macht es zusätzlich schwierig. Angetrieben von unseren Auswärtsfans müssen wir einfach wieder unsere Leistung bringen und dann wird das ein schöner Abend.

Wie der Plan mit mir für nächste Saison dort ist, sieht man noch. Das ist noch alles offen.

Cem Türkmen über eine mögliche Rückkehr nach Frankreich

Im Unterschied zu Muhammed Cham haben Sie sich als Leihspieler von Clermont Foot für ein weiteres Jahr in Lustenau entschieden. Im Nachhinein die richtige Entscheidung?

Definitiv. Ich finde Österreich ist eine sehr attraktive Liga, gerade für junge Spieler. Du bist in Europa, hast immer noch die Nähe nach Deutschland und ich habe auch immer das Vertrauen vom Trainerteam und dem Verein gespürt. Hätte ich das nicht gehabt, hätte meine Entscheidung auch anders ausfallen können. Aber so finde ich, dass es die richtige Wahl war und ich würde es auch so noch einmal machen. Es ist der Traum von jedem, Erstligaprofi zu sein und wenn ich die Möglichkeit habe und mich auch noch wohlfühle, gibt es nicht Besseres.

Ist die Rückkehr nach Frankreich im Sommer der klare Plan? Haben Sie sich da auch schon mit Muhammed Cham ausgetauscht?

Wir sind immer im Austausch. Er fühlt sich wohl, konzentriert sich auf sich selbst und auch fußballerisch passt es dort gut für ihn. Er meinte auch, dass es in Clermont schön ist und dass man sich hier gut entwickeln kann. Wie allerdings der Plan mit mir für nächste Saison dort ist, sieht man noch. Das ist noch alles offen.

Interview: Maximilian Augustin

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