3. Liga

Türkgücü: Juristische Zweifel an der Lizensierung

Die Münchner, der DFB und die Liquidität

Der Fall Türkgücü: Juristische Zweifel an der Lizenzierung

Nicht mehr länger Teil der 3. Liga: Türkgücü München.

Nicht mehr länger Teil der 3. Liga: Türkgücü München.

Zwar betrifft das dem kicker vorliegende Dokument nicht die Türkgücü-Insolvenz, sondern ein Folgeverfahren aus dem im März 2018 eingereichten Insolvenzantrag des damaligen Drittligisten Rot-Weiß Erfurt. Doch ganz allgemein scheint die Justizbehörde der Liquiditätsüberprüfung des DFB, der sich alle Drittligisten vor der Saison stellen müssen, keinerlei Vertrauen zu schenken.

"Die Behauptung des Antragsgegners, der DFB habe die Zahlungsfähigkeit der nachmaligen Schuldnerin (gemeint ist Rot-Weiß Erfurt, d. Red.) durch Lizenzerteilung bestätigt, nehme ich zur Kenntnis - teile sie aber nicht. Mir ist schon mehr als ein Fußballverein untergekommen, bei dem eine Spiellizenz erteilt worden ist, aber eine sachgerechte Prüfung der Liquiditätslage zu einem anderen Ergebnis geführt hätte", formuliert der zuständige Richter in einer Verfügung aus dem Januar 2022.

Im Endeffekt stellt das eine Ohrfeige für das Lizenzierungsverfahren dar, weil es speziell der Liquiditätsprüfung die Sachkenntnis abspricht.

"Hier kommt das Zulassungsverfahren an seine Grenzen"

Die Insolvenzen des KFC Uerdingen 2021 und nun von Türkgücü widerlegen diesen Eindruck nun nicht wirklich, ganz im Gegenteil. Denn nach den pandemiebedingten Lockerungen müssen die Klubs seit dieser Saison eigentlich wieder im Vorfeld belegen, dass sie die Spielzeit durchfinanzieren können. Was in München augenscheinlich nicht der Fall war, Türkgücü hat den Spielbetrieb vor wenigen Tagen aufgegeben. Dazu muss man wissen: Das deutsche Insolvenzrecht ist auf Fortführung und Sanierung betroffener Unternehmen ausgelegt. Ein eingesetzter Insolvenzverwalter hat den Auftrag, den Betrieb fortzuführen - es sei denn, es ist finanziell so eng, dass dadurch Gläubiger geschädigt werden. Letzteres dürfte also bei Türkgücü der Fall gewesen sein.

Manuel Hartmann, im Verband zuständig für die 3. Liga, relativierte mit Blick auf das wirtschaftliche Vabanque-Spiel der Münchner: "Hier kommt das Zulassungsverfahren an seine Grenzen, da die Klubs natürlich eigenständig Verträge mit Spielern und Trainern abschließen. Wir können nur im Nachgang die Einhaltung der Planwerte überprüfen, diese in künftige Bewertungen einfließen lassen und Fehlverhalten sanktionieren. Das ist konsequent erfolgt." Hartmann sprach dabei von einem vor der Saison angegeben Personalaufwand Spielbetrieb in Höhe von drei Millionen Euro.

Zwei-Millionen-Lücke wird Türkgücü zum Verhängnis

"Das war eine realistische Größe, die in die Bestätigung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit eingeflossen ist", zitiert der Verband selbst seinen Geschäftsführer Spielbetrieb der DFB GmbH & Co. KG. Das Problem sei, dass der Personalaufwand auf fünf Millionen Euro gestiegen und diese Zwei-Millionen-Lücke dem Klub zum Verhängnis geworden sei.

Drei Millionen Euro geplanter Personalaufwand? Das wirkt arg niedrig. Im Türkgücü-Kader standen bereits vor der Saison bundesligaerfahrene Profis wie Sercan Sararer oder Petar Sliskovic, das sind Top-Kräfte für einen Drittligisten, die entsprechend hohe Saläre erhalten dürften. Im Sommer schlugen die Münchner nochmal richtig zu auf dem Transfermarkt, holten Mergim Mavraj (158 Bundesliga-Spiele), Törles Knöll (17-mal Bundesliga), Tim Rieder (immerhin fünfmal Bundesliga), Paterson Chato, Albion Vrenezi und Moritz Kuhn (gemeinsam 137-mal 2. Liga).

Wer Gehälter und Beraterprovisionen realistisch einschätzen kann, hätte am 31. August 2021 wissen müssen, dass drei Millionen Euro für diesen Kader nicht reichen werden … Zweifelsohne trägt Türkgücü den größten Teil der Schuld an seinem vorzeitigen Aus selbst, speziell die Rolle von Möchtegern-Mäzen Hasan Kivran ist höchst zweifelhaft. Die Frage wird aber auch sein, welche Lehren der Verband für die Lizenzierung aus dem großen Crash zieht.

Benni Hofmann

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