Der türkische Nationaltrainer Senol Günes stellte seine Mannschaft im Vergleich zum 0:3 gegen Italien im Eröffnungsspiel auf zwei Positionen um: Ayhan spielte in der Innenverteidigung für Demiral (Bank), der per Eigentor für den ersten Treffer der EM verantwortlich gewesen war. In der Offensive begann Cengiz Ünder an Stelle von Yazici (ebenfalls Bank).
Wales' Trainer Robert Page vertraute dagegen auf exakt dieselbe Startformation vom 1:1 gegen die Schweiz am Samstag.
Ramsey belohnt gefährlichere Waliser
Beide Teams hatten in ihren ersten Partien sehr defensiv gespielt, doch Spiel zwei in Baku nahm einen anderen Verlauf: Mit offenem Visier wurde nach vorne gespielt, sodass sich schnell auf beiden Seiten Gelegenheiten ergaben. Den Anfang machte Ramsey nach Zuspiel von Bale, der aber aus kurzer Distanz am gut reagierenden Keeper Cakir scheiterte (6.). Aber das Zusammenspiel der beiden Waliser Stars sollte die erste Hälfte auch danach prägen. Zunächst einmal sorgte Yilmaz auf der Gegenseite für Gefahr, sein noch abgefälschter Schuss verfehlte das Ziel nur knapp (9.).
Gruppe A, 2. Spieltag
Auch im weiteren Verlauf spielte die Türkei immer wieder schnörkellos nach vorne und kam zu Chancen, gefährlicher war allerdings Wales. Wieder war es in der 24. Minute Bale, der Ramsey in Szene setzte, der frei vor Cakir jedoch nicht die Nerven hatte und über das Tor schoss. Kurz vor der Pause war es schließlich soweit, das dritte Zusammenspiel zwischen Bale und Ramsey war von Erfolg gekrönt: Bale chippte diesmal wunderbar in den Lauf des in den Strafraum einlaufenden Ramsey, der für die nicht unverdiente Halbzeitführung für die Briten sorgte, weil er den Ball diesmal an Cakir vorbei im Tor unterbrachte (42.).
Bales Wahnsinnssekunden
Nach der Pause brachte Günes mit Demiral und Yazici statt Okay und Ozan Tufan jene beiden Spieler, die gegen Italien noch in der Startelf gestanden hatten. Insgesamt änderte sich aber nur wenig am Spielverlauf. Die Türkei verstärkte ihre Offensivbemühungen und hatte durch Yilmaz auch die dickste Gelegenheit im gesamten Spiel in der 54. Minute. Der Stürmer hatte nach einer Ecke sechs Meter vor dem Tor ganz viel Platz und auch Zeit, jagte den Ball jedoch über die Querlatte.
Auf der Gegenseite stellte Celik wenig später Bale schon im Strafraum unnötig das Bein. Den fälligen Elfmeter jagte Bale recht deutlich über das Tor (61.) - er hätte aber Sekunden später doch beinahe getroffen: Denn nach dem fälligen Abstoß zögerte Keeper Cakir mit seinem Versuch, den Ball nach vorne zu schlagen, etwas zu lange und schoss so den Kapitän der Waliser an. Der Ball trudelte nur um Zentimeter am Pfosten vorbei (62.).
Gerangel und Entscheidung in der Nachspielzeit
So blieb die Partie auch in der Schussphase spannend, in der die Türkei noch einmal das Risiko erhöhte. Demiral kam mit der besten Chance per Kopf dem 1:1 nahe, doch der kaum geforderte Ward parierte aufmerksam (87.). Nach einer wilden Rangelei mit Beteiligung von Yilmaz, Davies und Mepham, die allesamt die Gelbe Karte sahen (90.+2), gelang Roberts nach einem Eckball - erneut nach Vorarbeit von Bale - mit dem 2:0 die Entscheidung zugunsten der torgefährlicheren Waliser (90.+6).
Wales hat vor der finalen Gruppenpartie am Sonntag (18 Uhr) im Stadio Olimpico in Rom gegen Italien bereits vier Punkte auf dem Konto und steht mit mindestens einem Bein im Achtelfinale. Die Türkei, die zur gleichen Zeit erneut in Baku gegen die Schweiz antritt, benötigt dagegen unbedingt einen Sieg, um zumindest noch die theoretische Chance auf das Achtelfinale zu wahren. Sollte die Schweiz am Mittwochabend gegen Italien gewinnen, wäre die Türkei sogar bereits ausgeschieden.