Bei der Türkei vertraute Coach Senol Günes auf exakt dieselbe Startformation wie im letzten Testspiel vor dem Turnier - einem 2:0-Erfolg gegen die Republik Moldau.
Italiens Trainer Roberto Mancini setzte ebenfalls auf dieselbe Formation des 4:0 gegen Tschechien im letzten Test. Gleich zweimal hatte Mancini allerdings im Vorfeld der EM Nachnominierungen vornehmen müssen, weil sich mit Pellegrini und Sensi zwei Akteure verletzt hatten. Der im EM-Kader stehende Verratti musste nach Knieverletzung noch pausieren.
Cakir pariert gegen Chiellini
Italien übernahm gegen tief stehende und auf lange Bälle nach vorne lauernde Türken von Beginn an die Initiative, sodass sich bis zum Ende eine sehr einseitige Partie entwickelte. Bis zur ersten klaren Torchance dauerte es allerdings fast 20 Minuten, Insigne verzog aus guter Position recht deutlich (18.). Einem Treffer in der ersten Hälfte am nächsten kam Chiellini wenig später nach einem ruhenden Ball, Cakir parierte gekonnt (22.). Auch wenn die Azzurri vor der Pause einige weitere Male Halbchancen besaßen und zur Halbzeit auf 14:0 Schüsse kamen - es fehlte an der letzten spielerischen Idee und Durchschlagskraft, um die beste Abwehr der EM-Qualifikation (nur drei Gegentore) zu überwinden.
Gleich mehrfach wurde zudem in der ersten Hälfte Elfmeter gefordert. Yilmaz hätte sich bei seinem Faller in der 44. Minute nicht über die Gelbe Karte beschweren können. Auch nach zwei Handberührungen von Söyüncü (21.) beziehungsweise Celik (45.) gab es keinen Strafstoß durch den niederländischen Referee Danny Makkelie - im ersten Fall, weil der Ball zunächst an Söyüncüs Bauch prallte und erst danach an die angelegte Hand; dann wohl, weil Celik den in der Laufbewegung ausgestreckten Arm nach Spinazzolas Hereingabe eher wegzog als zum Ball bewegte (45.). Der kurz eingeschaltete VAR Kevin Blom bestätigte die Entscheidung schnell.
Gruppe A, 1. Spieltag
Unglücklicher Demiral bricht für Italien den Bann
Beide Trainer wechselten nach der Pause. Günes brachte mit Cengiz Ünder für den unauffälligen Yazici eine neue Offensivkraft, Mancini tauschte auf der Rechtsverteidigerposition, di Lorenzo ersetzte Florenzi. Tatsächlich war es Joker Ünder, der in der 51. Minute nach einem Konter aus spitzem Winkel den ersten Torschuss im Spiel für die Türkei abgab. Die verdiente Führung fiel kurz darauf auf der anderen Seite: Berardi hatte rechts viel Platz und gab vom Fünfmeterraum nach innen, wo der bei Juventus Turin tätige Demiral den Ball unglücklich per Brust ins eigene Tor bugsierte (53.). Damit war erstmals in der EM-Geschichte der erste Turniertreffer ein Eigentor.
Die Vorentscheidung: Ciro Immobile (re.) überwindet Keeper Ugurcan Cakir zum 2:0. Getty Images
Der Treffer setzte sichtlich weiteres Selbstbewusstsein und Elan bei den Gastgebern frei. Der agile Spinazzola zwang Cakir gleich zweimal zu einer Parade - beim zweiten Mal in der 66. Minute landete der Ball anschließend genau auf dem Fuß von Immobile, der trocken zum 2:0 abstaubte. Eine Koproduktion zweier bei den römischen Rivalen AS und Lazio unter Vertrag stehender Spieler. Es war die Vorentscheidung, denn auch wenn die Türkei nun versuchte, ein wenig offensiver zu werden - Italien hatte das Geschehen weiter exzellent im Griff und bestrafte ein fehlerhaftes Abspiel von Cakir schließlich mit dem schön herausgespielten 3:0-Endstand durch Insigne (79.). Erst in der Schlussminute der Nachspielzeit kam die Türkei zu ihrer besten Chance im Spiel, doch Chiellini blockte im letzten Moment stark gegen Yilmaz (90.+3) - ein Sinnbild für eine starke italienische Teamleistung.
Die Türkei trifft am Mittwoch (18 Uhr) in Baku auf Wales. Italien duelliert sich später am Abend (21 Uhr) in Rom mit der Schweiz.