Champions League

Tuchel nach Neuers Fehler: "Das hat Manu nicht verdient"

Neuer: Erst Weltklasse, dann ein fataler Fehler

Tuchel ringt um Fassung: "Das hat Manu nicht verdient"

Reals Joselu (Mi.) markiert nach dem Fehler von Bayern-Keeper Manuel Neuer das 1:1.

Reals Joselu (Mi.) markiert nach dem Fehler von Bayern-Keeper Manuel Neuer das 1:1. UEFA via Getty Images

Aus Madrid berichten Georg Holzner und Frank Linkesch

Vor den Augen des von Real Madrid eingeladenen Oliver Kahn erinnerte Manuel Neuer im Bernabeu an seinen Vorgänger im Bayern-Tor, nur eben auf 90 Minuten komprimiert. Titan Kahn brachte Deutschland mit Weltklasseleistungen 2002 ins WM-Finale, um dort gegen Brasilien vor dem 0:1 so fatal wie unerklärlich entscheidend zu patzen. Ein Titan war auch Neuer am Mittwochabend über knapp 88 Minuten - er schien unbezwingbar, parierte mehrfach spektakulär wie zum Beispiel in der 13. Minute, als er den Schuss von Vinicius Junior mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenkte und sich den Nachschuss von Rodrygo griff.

Es war ein Abend, an dem der 38-Jährige an seine besten Zeiten erinnerte. Hätte der FC Bayern den 1:0-Vorsprung über die Zeit gebracht, Neuer wäre der Mann des Abends gewesen. So wie 2012 im Halbfinale im alten Bernabeu an gleicher Stätte, als er im Elfmeterschießen spektakulär die Versuche von Cristiano Ronaldo und Kaka entschärfte.

Doch der 8. Mai 2024 hatte ein anderes, ein sportlich ganz bitteres Ende für Neuer vorgesehen. In der 88. Minute ließ er einen eigentlich harmlosen Schuss von Vinicius Junior nach vorne abprallen, Joselu staubte ab, 1:1, der Anfang vom 1:2-Ende und Halbfinal-Aus. "Von zehntausend Bällen hält er den zehntausend Mal, das ist der zehntausenderste. Es ist ausgeschlossen, dass Manu diesen Fehler macht, ausgerechnet nach diesem Weltklasse-Spiel macht er ihn aber", rang Trainer Thomas Tuchel um Fassung. "Das ist sowas von bitter. Wenn es jemand nicht verdient hat, dann Manu. Wir wissen, wo er herkommt, wie er dafür geschuftet hat. Ich weiß nicht, ob sich der höhere Sinn in den nächsten 50 Jahren erschließt. Niemand wird mit dem Finger auf ihn zeigen", legte Tuchel nach.

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Neuer: "Egal, wie das Tor fällt, es geht mir schlecht"

Neuer zeigte Größe in der persönlichen Niederlage, stellte sich. "Da fehlen einem die Worte, wir waren mit einem Schritt in London", sagte der Kapitän, ehe er seinen Fehler erklärte: "Egal, wie das Tor fällt, es geht mir schlecht. Ich habe den Ball anders erwartet, eher auf Brusthöhe, dann geht er Richtung Hals, ich konnte ihn nicht festhalten." Als seine bitterste Niederlage wollte er das Halbfinal-Aus aber nicht bezeichnen.

Wer Neuers Karriere verfolgt hat, der kann sich denken, dass der 38-Jährige auch diesen Rückschlag verkraften wird. Das zeichnet große Sportler aus - und es gelang übrigens auch Kahn 2002.

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