Bayern

SpVgg Unterhaching hat Wagners neue Spielweise verinnerlicht

Bescheiden, mit Euphoriebremse

Trotz Wacker-Pleite: Haching hat Wagners neue Spielweise verinnerlicht

Neue Vorgaben: Im Vergleich zur Vorsaison hat Sandro Wagner die Philosophie geändert.

Neue Vorgaben: Im Vergleich zur Vorsaison hat Sandro Wagner die Philosophie geändert. IMAGO/foto2press

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Wenngleich die Hachinger am 5. Spieltag in Burghausen das erste Mal verloren haben, lässt sich die aktuelle Spielweise des Tabellenführers als erfolgreich bezeichnen. Und vor allem hat sie sich gegenüber der Vorsaison insbesondere im Spiel mit Ball weiterentwickelt. Wurde in der Vergangenheit im Aufbauspiel sehr stark auf Flachpässe gesetzt, ist die Spielphilosophie mittlerweile je nach Spielsituation und Gegner deutlich variabler. Cheftrainer Sandro Wagner lässt gerne schon einmal den schnellen und vertikalen Ball in die gegnerische Hälfte spielen, um dann dort den Gegner aggressiv unter Druck zu setzen. Bei erfolgreicher Balleroberung ist der Weg zum Tor dann kurz und Haching kann hier seine starken individuellen Qualitäten in der Offensive um die Torjäger Patrick Hobsch und Mathias Fetsch (beide drei Tore in fünf Einsätzen) hervorragend ausspielen.

Grundlage für diese neue und laufintensive Spielphilosophie ist eine wesentlich bessere konditionelle Verfassung, die der Kader im Vergleich zum Vorjahr aufweist. Die neue Herangehensweise findet bei vielen Spielern Gefallen, wie zuletzt Kapitän Josef Welzmüller verriet: "Das ist zwar sehr intensiv, aber macht richtig Spaß", befindet der Innenverteidiger.

Beim Torabschluss fällt in der laufenden Saison auf, dass das Augenmerk vermehrt auf hohe Hereingaben vom Flügel gelegt wird. Sei es in Form von Standardsituationen oder aus dem Spiel heraus: In jedem der fünf bisherigen Saisonspiele hat Haching mindestens einen Treffer über Flanken erzielt, die im Strafraum oft von Hobsch und Fetsch erfolgreich verwertet wurden. Auch bei den Vorlagen über die Flügel ist Haching viel variabler geworden. In den Vorjahren zumeist nur über Rechtsverteidiger Markus Schwabl mit gefährlichen Flankenläufen agierend, reihen sich in der laufenden Saison weitere Spieler wie Neuzugang Sebastian Maier (Türkgücü München) oder Standardspezialist Simon Skarlatidis als Vorlagengeber ein.

Fehlerabbau im Spielaufbau

Auch im Spielaufbau wurde ein grundlegendes Defizit abgebaut. Haarsträubende Fehler durch zu viele Kurzpassstafetten in der Nähe des eigenen Strafraums wurden stark reduziert. In Kombination mit dem hohen Pressing in der gegnerischen Hälfte kann sich die Innenverteidigung um den formstarken David Pisot auch mehr auf ihre Stärken konzentrieren - nämlich das Verteidigen aus einer stabilen Spielordnung heraus. Hinzu kommt, dass der erfahrene Torwart-Neuzugang René Vollath sowohl in Ballbesitz als auch im Spiel gegen den Ball gut mitspielt. Mit einem guten Stellungsspiel, starken Paraden und lautstarken Kommandos strahlt der 32-Jährige mit Zweitligaerfahrung (38 Spiele für den Karlsruher SC) in der Defensive sehr viel Ruhe aus.

Wie die jüngsten Beispiele aus Burghausen (1:3) oder aber gegen Heimstetten (3:2) zeigten, tut sich die SpVgg in gewissen Situationen schwer. Gegen defensiv gut organisierte und variable Gegner, die bei Balleroberung schnell umschalten und auf spielstarke Mittelfeldspieler und schnelle Angreifer setzen, beweist das Hachinger Spiel eine gewisse Portion an Konteranfälligkeit. Nicht abgefangene Schnittstellenpässe des Gegners hinter die aufgerückte Mittelfeld- oder Abwehrreihe bescheren den Gegnern oftmals gute Torchancen oder gar Treffer. Auch die linke Abwehrseite kann sich im Aufbauspiel aufgrund zu weniger Linksfüße im Hachinger Kader gelegentlich bei einem hohen Pressing des Gegners nur schwer befreien. Ihr starkes Spiel konnten die Hachinger zudem oftmals auch nur eine Zeit lang und nicht über die komplette Spielzeit zeigen.

Vor allem aber gelingt die Umsetzung durch die hinzugewonnene Routine der erfahrenen Spieler. Aber auch das eine oder andere Talent hat seine Leistung stark verbessert. "Alle haben verstanden, um was es geht. Jeder hat die Philosophie begriffen", freute sich Wagner zuletzt. Trotzdem tritt er nach hart umkämpften Siegen wie zuletzt gegen Heimstetten immer noch sehr bescheiden auf die Euphoriebremse.

Robert M. Frank