Conference League

Toppmöller: "Ich breche eine Lanze für unsere Jungs vorne"

Nach 1981 erwartet Frankfurt in Saloniki abermals ein "heißer Tanz"

Toppmöller: "Ich breche eine Lanze für unsere Jungs vorne"

Hofft auf mehr Unterstützung für seine jungen Stürmer: Frankfurts Trainer Dino Toppmöller.

Hofft auf mehr Unterstützung für seine jungen Stürmer: Frankfurts Trainer Dino Toppmöller. IMAGO/Jan Huebner

"Uns erwartet ein heißer Tanz", ahnt Toppmöller vor dem zweiten Spieltag in der Conference League. PAOK habe ein "heißblütiges Publikum im Rücken" und sei ein "aggressiver, spielstarker Gegner". Er rechnet damit, dass der Tabellenzweite der griechischen Liga im gewohnten 4-3-3 antreten wird.

Taison und Samatta trafen schon gegen die Eintracht

"Sie haben viele gute Abläufe, ihre offensiven Außenspieler spielen mit falschem Fuß auf der Seite und werden von den Außenverteidigern hinterlaufen. So bekommen sie viel Dynamik rein. Das wird eine interessante Begegnung", erklärt der Coach und betont: "Wir haben den Anspruch, dass wir das Spiel gewinnen wollen."

Ein Wiedersehen gibt es im Hexenkessel von Saloniki unter anderem mit dem Brasilianer Taison, der 2019 in der Europa League für Schachtar Donezk gegen die Eintracht traf. Auch Ally Samatta schoss gegen Frankfurt schon ein Tor: 2021 im Trikot von Royal Antwerpen. Der Stürmer wird zunächst aber wohl auf der Bank sitzen.

Wer ersetzt Götze?

Verzichten muss Toppmöller neben dem verletzten Kapitän Sebastian Rode (Sehnenverletzung in der Wade) auch auf Mario Götze. Der Spielgestalter fehlt wegen der bevorstehenden Geburt seines zweiten Kindes und ist auch am Sonntag gegen Heidenheim gesperrt (Gelb-Rot).

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"Vielleicht tut es Mario ganz gut, dass er jetzt mal abschalten und nach der Länderspielpause mit Schwung wieder angreifen kann", sagt Toppmöller und bekräftigt: "Mario ist für uns ein extrem wichtiger Spieler: durch seine Erfahrung, Spielintelligenz und Technik."

Wer den Routinier im offensiven Halbfeld ersetzen wird, lässt der Trainer offen. Infrage kommen allen voran Paxten Aaronson und Eric Junior Dina Ebimbe, auch Jens Petter Hauge könnte eine Option sein.

Toppmöller verteidigt die harmlose Offensive

Schützend stellt sich Toppmöller vor seine Offensivspieler, die in der Bundesliga erst drei Tore erzielten (ein Treffer geht noch auf das Konto von Randal Kolo Muani). Dazu holt er etwas weiter aus. "Warum funktioniert Willian Pacho sofort in der Form? Weil er neben sich Robin Koch, Tuta und hinter sich Kevin Trapp hat. Er kommt in ein Gerüst rein, das ihm Stabilität gibt", erklärt der Trainer und nennt ein weiteres Beispiel: "Warum spielt Hugo Larsson mit 19 Jahren so einwandfrei auf? Weil er die Sicherheit hat, die ihm Ellyes Skhiri gibt, plus die Spieler, die hinter ihm sind."

Das sind viele extrem junge Spieler, und gefühlt müssen sie im Moment diesen Karren alleine ziehen.

Dino Toppmöller

In der Offensive fehlt nach den Abgängen von Kolo Muani, Daichi Kamada, Jesper Lindström und Rafael Borré dieses Gerüst. "Ich breche eine Lanze für unsere Jungs vorne. Das sind viele extrem junge Spieler, und gefühlt müssen sie im Moment diesen Karren alleine ziehen. Sie haben vorne keinen, an dem sie sich aufrichten können", analysiert Toppmöller. Er weiß: "Deswegen ist es extrem wichtig, dass wir uns schneller entwickeln, die Jungs müssen vielleicht einen Tick mehr Verantwortung übernehmen, und wir auch als Gruppe."

Frankfurts Duell mit PAOK

Die defensive Stabilität sei auch "ein Verdienst" der Offensivspieler, weil alle gemeinsam gegen den Ball arbeiteten. "Genauso greifen wir gemeinsam an. Unsere Aufgabe ist es, dass wir die Jungs noch mehr in torgefährliche Räume bringen und noch mehr Personal dahin bekommen, damit wir die Wahrscheinlichkeit auf mehr Abschlüsse erhöhen", erläutert der Coach. Er ist überzeugt: "Dann werden unsere Stürmer, an die wir total glauben, viele Tore schießen."

Zittersieg in Saloniki vor 42 Jahren - 120 Minuten am Abgrund

Das bisher einzige Kräftemessen mit PAOK Saloniki endete für Eintracht Frankfurt mit einem dunkelblauen Auge. Am 30. September 1981 reisten die Hessen im Europapokal der Pokalsieger mit einem 2:0 aus dem Hinspiel im Gepäck nach Griechenland - und zitterten sich im Elfmeterschießen in die zweite Runde. Torhüter Jürgen Pahl hielt den entscheidenden Elfmeter.

"120 Minuten lang wanderte der Deutsche Pokalsieger im Stadion von Saloniki am Rande des Abgrunds", schrieb der kicker. Der damalige Präsident Axel Schander stöhnte: "Ich habe tausend Ängste ausgestanden. Pahls Faust hat uns vor schlimmen Folgen bewahrt. Wir benötigen aus dem Europapokal mindestens eine Million Mark an Einnahmen." Das Aus folgte seinerzeit im Viertelfinale gegen Tottenham.

Nur der Gruppensieger kommt direkt ins Achtelfinale

42 Jahre später lastet kein ganz so gewaltiger Druck auf der Eintracht. PAOK und die SGE werden den Gruppensieg wohl unter sich ausmachen, Helsinki und Aberdeen sind die krassen Außenseiter. Allerdings ist es nicht egal, ob Frankfurt Erster oder Zweiter wird: Nur der Gruppensieger zieht direkt ins Achtelfinale ein. Der Zweite muss vorher in den Play-offs gegen einen der Tabellendritten aus der Europa League antreten.

Julian Franzke