Junioren

Tibidi stellt sich ins Abseits und bejubelt den Pokalsieg

Stuttgarter U-Spieler sind positiv wie negativ in aller Munde

Tibidi stellt sich ins Abseits und bejubelt den Pokalsieg

"Er muss noch lernen": Pellegrino Matarazzo und Alexis Tibidi.

"Er muss noch lernen": Pellegrino Matarazzo und Alexis Tibidi. IMAGO/Sportfoto Rudel

Alexis Tibidi tat, was Alexis Tibidi gerne tut: dribbeln und den Zweikampf suchen bis er nach Möglichkeit gefoult wird. Im U-19-Finale des DFB-Pokalfinales erzwang der 18-Jährige so kurz vor Schluss den Strafstoß, der dem VfB gestern den 3:1-Erfolg gegen Borussia Dortmund bescherte.  Verwandelt durch Thomas Kastanaras, den Torjäger der Schwaben. Der junge Grieche, der wegen seiner Treffsicherheit mit unter anderem 25 Toren in 19 Partien der U-19-Bundesliga Süd/Südwest den Spitznamen "Kistanaras" trägt, gehört dem Bundesligakader der nächsten Saison an. Ein Platz, den Tibidi schon sicher hatte, den er aber verspielt und jetzt erst wieder zurückerobern muss.

Tibidi verzeichnet schon 13 Bundesliga-Einsätze

Bereits 13 Mal kam der Offensivmann in der Bundesliga zum Einsatz. Ein Traum, den  viele seiner Altersgenossen bisher nur träumen dürfen. Doch Tibidi weiß dies wohl nicht richtig zu schätzen. Der Angreifer hat Probleme mit seinem Time-Management. Zu spät kommen ist Programm. Egal ob Training, Treffpunkt oder andere Termine. Die Uhr ist regelmäßig sein Feind und hat bereits im Februar dazu geführt, dass der Franzose eine Denkpause bekam. Zwei Wochen in der U 21 sollten ihm die Augen öffnen.

Alexis hat seine Position bei uns ein Stück weit verbockt.

Pellegrino Matarazzo

In mehreren Gesprächen wurde dem Jungprofi mehrfach ins Gewissen geredet. Gebracht hat es allerdings nicht viel, eher nichts. Im Endspurt der Saison hatten die Verantwortlichen die Nase voll, auf der ihnen Tibidi herumtanzte, und schickten ihn zurück zur U 19. "Alexis hat seine Position bei uns ein Stück weit verbockt", erklärt Pellegrino Matarazzo, der von "Aktionen, die einfach nicht gehen" spricht. Deswegen ging es für den Spieler zurück ins Stuttgarter Nachwuchsleistungszentrum, zur U 19. "Er muss beweisen, dass er daraus lernt", sagt der Cheftrainer, der den Flügelspieler schätzt und gerne fördern würde. "Er ist kein böser Kerl, aber er ist extrem verpeilt und hat keine Struktur. Das ist sehr, sehr schade, denn ich sehe viel Potenzial in dem Jungen. Er hat schon gezeigt, was er kann."

Vor allem, so der Anschein, zeigt sich Tibidi bisher unbelehrbar, was die VfB-Direktive nicht durchgehen lassen kann. "Wenn er der Mannschaft schadet, dann muss man als Trainer reagieren. Deswegen muss er im NLZ wachsen. Wenn wir das Gefühl haben, dass er bereit ist, dass er den nächsten Schritt in Sachen Professionalität macht, kann er wieder zurückkommen." Allerdings, das betont Matarazzo diesmal, "nicht vorher. Er muss lernen, dass Fußball ein Mannschaftssport ist und dass es Regeln gibt, die auch für ihn gelten".

Kastanaras nun Teil des Bundesliga-Kaders

Bisher hauptsächlich angenehm ist dagegen Thomas Kastanaras aufgefallen. Der griechische U-Nationalspieler zeigt sich als treffsicherer Angreifer und hat sich einen Profivertrag erspielt. In der am 25. Juni startenden Vorbereitung auf die neue Saison wird Kastanaras Teil des Bundesliga-Kaders sein. Danach wird sich zeigen, wohin es geht. "Er entscheidet, welchen Weg er gehen wird", so Matarazzo. "Wir werden uns kennenlernen, er wird mit der Mannschaft trainieren, sich zeigen und hoffentlich die Schritte gehen, die wir ihm zutrauen. Am Ende entscheidet er mit seinen Leistungen, wie weit und wie schnell es geht. Ich schließe nie eine Tür, sondern mache sie auf, damit ein Spieler angreifen kann."

Bayern lockt Ulrich

Die auch einem anderen, noch jüngeren VfB-Talent offensteht. Laurin Ulrich vertritt Deutschland in diesen Tagen bei der U-17-Europameisterschaft. Der 17-Jährige ist Kapitän und Leistungsträger der Stuttgarter U 17 - und bereits gefragt. Der FC Bayern lockt Ulrich, soll aber, wenn es nach den VfB-Verantwortlichen geht, erfolglos bleiben. "Wir schätzen Laurin sehr und er hat eine Perspektive bei uns im Klub", so Matarazzo. "Ich bin optimistisch, dass er sich für den VfB entscheidet." Zur Not habe man auch noch etwas Zeit, den offensiven Mittelfeldspieler zu überzeugen. "Er hat noch zwei Jahre Vertrag", sagt der 44-jährige Chefcoach, der große Erwartungen und Hoffnungen in viele an die Profitür klopfende VfB-Jugendspieler legt. "Wir verfügen in der U 17 über viele Talente, denen ich eine Profikarriere zutraue. Ich habe einen sehr, sehr guten Eindruck von diesem Jahrgang und auch von der U 19", erklärt Matarazzo. Wen er besonders im Blick hat, will er nicht verraten, "denn sie brauchen vielleicht noch ein bisschen Schatten, um in Ruhe wachsen zu können". Dass Ulrich, Kastanaras und auch weiterhin Tibidi dazugehören, ist allerdings kein Geheimnis.

George Moissidis