Champions League

Terzic: "Wenn es nötig ist, rennen wir 20 Kilometer mehr"

Viel Druck und eine Prise Genuss: Dortmunds Plan in Paris

Terzic: "Wenn es nötig ist, rennen wir 20 Kilometer mehr"

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic.

Für ihn und sein Team steht ein sehr wichtiges Spiel an: Edin Terzic. IMAGO/Jan Huebner

Als Borussia Dortmund 2013 im Champions-League-Finale auf den FC Bayern traf, blieb die Krönung nach einer 1:2-Niederlage aus. Der Klub aber, der 1997 schon einmal den europäischen Gipfel erklommen hatte, wollte fortan mehr. Allein: Es dauerte elf Jahre, bis der BVB sich die nächste Chance erspielte, das Endspiel der Königsklasse zu erreichen. Nach dem 1:0-Sieg im Hinspiel vor heimischen Publikum fehlt dem BVB nur noch ein letzter Schritt im Rückspiel in Paris am Dienstag. Der allerdings wird richtig schwer. Den richtigen Weg dorthin zu finden, wird daher essenziell für die Schwarz-Gelben.

Mats Hummels war bereits 2013 dabei - und dachte damals, so ein Finale künftig regelmäßiger zu erleben. "Doch jetzt ist es erst das dritte Halbfinale für mich in diesem Wettbewerb. Es ist wahrlich nicht selbstverständlich, so weit zu kommen", sagte der Innenverteidiger, der zwischenzeitlich für den FC Bayern spielte, am Montagabend im Presseraum des Pariser Prinzenparks - und hatte auch ein Rezept mitgebracht, dass dabei helfen soll, das Halbfinale erfolgreich zu beenden: "Wir sollten es genießen. Denn wir müssen uns bewusst sein, wie schön es ist, auf diesem Niveau und auf dieser Bühne spielen zu dürfen."

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"Das ist ihre Mission - und unser Traum"

Der Druck am Dienstagabend wird groß sein. Denn die favorisierten Pariser werden nach der 0:1-Niederlage in Dortmund gewillt sein, den Rückstand schnell zu egalisieren. Dortmund dagegen wird leiden müssen. Der Gedanke vom erfahrenen Hummels, dieser aufreibenden Gemengelage eine Prise Genuss beizumischen, scheint da nicht der Schlechteste zu sein. Sein Trainer Edin Terzic hatte jedenfalls eine ähnliche Botschaft mitgebracht, auch wenn der 41-Jährige sie etwas anders verpackte. "Da Projekt PSG ist seit Jahren aufgebaut worden, um Titel zu gewinnen. Ihr großes Ziel war dabei von Anfang an die Champions League. Das ist ihre Mission", sagte Terzic, der dabei indirekt auch jenen Druck thematisierte, der auf den vom Spanier Luis Enrique trainierten Parisern lastet. Beim BVB dagegen habe man einen "Traum", den man sich erfüllen wolle. "Dazu müssen wir genauso mutig und widerstandsfähig auftreten wie im Hinspiel. Mit genauso viel Respekt. Aber auch mit der Freude, etwas Großes erreichen zu können."

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Dass PSG unter anderem mit den Topstars Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und Achraf Hakimi attackieren wird und dass der BVB diesmal anders als im Hinspiel im heimischen Stadion lediglich von knapp 2000 Fans unterstützt wird - all das soll die Dortmunder nicht bremsen. Das eigene Selbstvertrauen ist groß nach den vielen guten Spielen in der Champions League und dem perfekt aufgegangenen Plan im Hinspiel am vergangenen Mittwoch. Personell kann Terzic zudem aus dem Vollen schöpfen, auch der zuletzt angeschlagene Sebastien Haller reiste am Montag mit in die französische Hauptstadt. Die Form der meisten Spieler stimmt in der Crunch Time der Saison - angefangen bei Gregor Kobel über die Innenverteidiger Hummels und Nico Schlotterbeck sowie den Mittelfeldstrategen Marcel Sabitzer bis zu den Tempodribblern Karim Adeyemi und Jadon Sancho sowie dem Stoßstürmer Niclas Füllkrug.

Der BVB fühlt sich bereit für PSG

"Wir haben durch die Spiele bislang in der Champions League so viel Selbstvertrauen sammeln können, dass wir morgen auch sehr selbstbewusst ins Spiel reingehen können", sagte Terzic, der mit Blick auf die starke Laufleistung im Hinspiel anfügte: "Wenn es nötig ist, dann rennen wir morgen auch 20 Kilometer mehr. Wir sind bereit für alles."

Diese Bereitschaft bekam im Hinspiel PSG-Superstar Mbappé zu spüren. Nur selten konnte sich der Angreifer deshalb in Szene setzen. Es war ein Schlüssel zum Sieg für den BVB. Wie gut der BVB das Tempo und die Torgefahr des Angreifers kontrollieren kann, dürfte auch am Mittwoch entscheidend sein. "Wenn er wieder Mittelstürmer spielt, dann wird er unsere Hauptaufgabe sein", sagte Hummels. "Sie zu lösen, geht nur gemeinsam. Das schafft man nur als Mannschaft, in dem man ihn zusammen verteidigt. Idealerweise schon, wenn er den Ball aufnimmt. Da muss man 90 Minuten hellwach sein. Denn wenn er weg ist, dann ist er weg." Aber: "Drumherum gibt’s auch noch sehr viele gute Mitspieler, auch wenn sie häufig auf ihn fokussiert sind." Im Hinspiel gelang es dem BVB, die nötige Balance zu halten zwischen der Konzentration auf Mbappé, dem Verteidigen seiner Kollegen und dem Setzen eigener Nadelstiche. Dank des guten eigenen Plans - und einer Prise Glück - stand daher am Ende die Null bei PSG.

"Es wäre schade, würden wir jetzt damit aufhören"

"Doch die Leistung aus dem Hinspiel wird jetzt wahrscheinlich nicht reichen", warnte Terzic dennoch. "Wir müssen unsere Leistung verbessern." Dass dies gelingen kann, davon ist er überzeugt. "Wir haben in dieser Saison so viele gute Dinge gemacht. In München. In Newcastle. In Mailand. Es wäre doch schade, würden wir jetzt damit aufhören."

2013 gelang das Vorhaben in Madrid nach einem 4:1 im Hinspiel, 1997 nach einem 1:0 gegen Manchester United. Doch beide Rückspiele waren extrem eng. Wer eine Warnung braucht, der findet sie also beim Blick in die Historie. Gegen so manche Ähnlichkeit allerdings hätte Terzic dennoch nichts einzuwenden: "Ich hätte gerne die Parallele, dass wir wie 2013 und 1997 ins Finale einziehen - und dort dann die Parallele mit 1997." Damals gewann der BVB den Henkelpott. Der ist auch diesmal das Ziel. "Dafür", sagte Terzic kämpferisch, "sind wir hier. Wir wollen uns das Ticket fürs Finale verdienen."

Matthias Dersch

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