Bundesliga

Streit um HSV-Lizenz: Handball Bundesliga weist Antrag des Bergischen HC zurück

Informationen im Lizenzierungsverfahren "streng vertraulich"

Streit um HSV-Lizenz: Handball Bundesliga weist Antrag des Bergischen HC zurück

Jörg Föste ist Geschäftsführer des Bergischen HC, der die Rechtmäßigkeit der Lizenzvergabe an den HSV anzweifelt. Ein Antrag auf Auskünfte hat die Handball Bundesliga abgewiesen.

Jörg Föste ist Geschäftsführer des Bergischen HC, der die Rechtmäßigkeit der Lizenzvergabe an den HSV anzweifelt. Ein Antrag auf Auskünfte hat die Handball Bundesliga abgewiesen. IMAGO/Maximilian Koch

Aktuell liegt der Bergische HC auf einem Abstiegsplatz, mit einem Sieg am heutigen Abend gegen den HSV Hamburg könnte der Verein sich dem rettenden Ufer auf einen Punkt nähern. Der Klassenverbleib hängt aber auch in anderer Hinsicht mit dem HSV zusammen: Erfüllen die Norddeutschen die Lizenz-Bedingung nicht, stehen sie als erster Absteiger fest und der Tabellenvorletzte, aktuell der BHC, würde auch nächste Saison in der 1. Liga spielen.

"Nach den allseits einsehbaren öffentlichen Informationen ist mehr als zweifelhaft, ob der HSV Hamburg die wirtschaftlichen Kriterien in dieser Saison erfüllt hat und zukünftig erfüllen kann. Damit wird ein fairer Konkurrenzkampf in Frage gestellt - für alle Mitglieder der HBL und 2. HBL", behauptet der Bergische HC dabei in seiner Stellungnahme - ohne dabei allerdings konkrete Informationen oder Anhaltspunkte zu benennen.

Nicht nur öffentlich einsehbare, sondern umfangreiche Informationen zum Geschäftsbetrieb hat die Lizenzierungskommission der Handball Bundesliga im Lizenzverfahren gesichtet. Abschließend erteilte sie allen 36 Vereinen in der 1. und 2. Bundesliga eine Lizenz für die nächste Spielzeit - teils mit Auflagen und im Fall des HSV Hamburg nur unter der Bedingung eine derzeit noch bestehende Liquiditätslücke bis spätestens 3. Mai 2024 zu schließen.
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BHC mit Antrag auf Auskunft

Der Bergische HC gab sich mit der allgemeinen Auskunft der Handball Bundesliga zum Lizenzierungsverfahren und zur Bedingung für den HSV unterdessen nicht zufrieden. Am 19. April 2024 hat der Verein eigenen Angaben zu Folge "bei der HBL Auskunft über die Vorgänge rund um die Lizenz des HSV Hamburg beantragt. Zu unserem Bedauern mussten wir feststellen, dass die Lizenzierungskommission sich mit unserem Antrag nicht transparent auseinandersetzen wollte."

“Der Antrag des Bergischen Handball Clubs auf Einsicht in die Unterlagen des Lizenzierungsverfahrens des Handball-Bundesliga e. V. (Ligaverband) der Saison 2023/24 und 2024/25 betreffend des Handball Sport Verein Hamburg wurde von der unabhängigen Lizenzierungskommission abgewiesen", bestätigt die Handball Bundesliga in ihrer Stellungnahme den Sachverhalt.

Die Handball Bundesliga fügt hinzu: "Gegen den Beschluss vom 29.04.2024 kann vom Bergischen Handball Club innerhalb einer Woche nach Zustellung Beschwerde eingelegt werden." Der BHC hatte in seiner Stellungnahme erklärt, "mit ausdrücklicher Unterstützung weiterer Clubs seinen Antrag vor Gericht gegen den Ligaverband weiterzuverfolgen”. Um welches Gericht es sich genau handelt, wollte der Verein auf Nachfrage von handball-world nicht konkretisieren.

Handball Bundesliga verweist auf Vertraulichkeit

"Die Entscheidung der Abweisung des Antrags auf Einsichtnahme in die Lizenzunterlagen des Ligakonkurrenten Handball Sport Verein Hamburg fußt auf § 13 Ziffer 7 der Ordnung zur Lizenzierung nebst Richtlinien (LZO)", erläutert die Handball Bundesliga unterdessen in ihrer Stellungnahme.

"Dieser verpflichtet Ligaverband und HBL GmbH, sämtliche während des Lizenzierungsverfahrens von den Lizenzbewerben erhaltene Informationen streng vertraulich zu behandeln und diese weder direkt noch indirekt Dritten offenzulegen", so die HBL angesichts der von den Vereinen im Lizenzierungsverfahren übermittelten teils vertraulichen Daten beispielsweise zu Sponsoren- oder Spielerverträgen oder anderen geschäftlichen Interna.

"Die eindeutige Verpflichtung zur Geheimhaltung ist grundlegend für das gesamte Lizenzierungssystem der Handball-Bundesligen. Damit wird einer Ausforschung von Konkurrenten vorgebeugt. Gleichzeitig werden Integrität und Stabilität des Lizenzierungssystems gesichert", betont die HBL und fügt an: "Der Ablauf des gesamten Lizenzierungsverfahrens ist klar definiert, streng standardisiert und stellt die Basis des organisierten Wettbewerbes der Handball-Bundesligen sicher."

Bergischer HC hinterfragt Lizenzierungsentscheidung

"In Bezug auf die Lizenzierung des HSV Hamburg in der Saison 2023/24 und 2024/25 stellen sich aufgrund schwerwiegender Anhaltspunkte weitreichende Fragen. Der Bergische HC sah sich daher am 30. April 2024 gezwungen, mit ausdrücklicher Unterstützung weiterer Clubs seinen Antrag vor Gericht gegen den Ligaverband weiterzuverfolgen", heißt es in der Stellungnahme des BHC zum bereits erfolgten nächsten Schritt.

Der Bergische HC hinterfragt dabei offen die Entscheidung der Lizenzierungskommission, dem HSV die Lizenz unter einer Bedingung zu erteilen: "Wir sehen es im Interesse der gesamten Liga, dass die Vorgänge rund um den HSV Hamburg vor einer Entscheidung über eine erneute Lizenz vollständig aufgeklärt und gemäß den HBL-Statuten bewertet und gegebenenfalls sanktioniert werden."

"Dies gebieten bereits die eigenen Regeln des Ligaverbandes, die als Ziel des Lizenzierungsverfahren den Schutz der Integrität des Wettbewerbs und die Erhöhung der Verlässlichkeit und Glaubwürdigkeit festgeschrieben haben”, so der Handball Bundesligist weiter. Der BHC fordert in seiner Stellungnahme abschließend: “Das Lizenzierungsverfahren darf der Professionalität der HBL in anderen Geschäftsbereichen nicht nachstehen."

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Was ist die Lizenzierungskommission?

"Die durch die Gesellschafter des Handball-Bundesliga e. V. auf der ordentlichen Mitgliedersammlung einstimmig bestellte, unabhängige und nicht weisungsgebundene Lizenzierungskommission des Handball-Bundesliga e. V. hält sich vollumfänglich an die Vorgaben und Verfahrensabläufe der HBL-Satzung sowie der Lizenzierungsordnung nebst Richtlinien", so die HBL mit Verweis auf die auf der HBL-Homepage veröffentlichten Unterlagen zum Lizenzierungs-Prozess.

Die Lizenzierungskommission der HBL überprüft im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Vereine. "Unter die Lupe werden aber auch infrastrukturelle, rechtliche sowie sportliche Kriterien der Erst- und Zweitligisten genommen. Das Lizenzierungsverfahren ist eine entscheidende Instanz für wirtschaftliche Stabilität, fairen Wettbewerb und Integrität", erklärte die HBL in ihrer Mitteilung über die Vergabe der Lizenzen für die kommende Saison.

"Der unabhängigen Lizenzierungskommission gehören neben dem Vorsitzenden Rolf Nottmeier, Direktor des Arbeitsgerichts Minden, Olaf Rittmeier, Steuerberater, Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga GmbH und Mattes Rogowski, Geschäftsleitung Sport & Lizenzen bei der HBL GmbH, an. Aus der HBL GmbH wird die Lizenzierungskommission durch Marie Küppers (Projektmanagerin Spielorganisation, Sportentwicklung, Lizenzierung) unterstützt", so die Auskunft der HBL im Rahmen des Lizenzierungsverfahrens.

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