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FC Bayern: Alexander Straus vor DFB-Pokalfinale im Interview

Bayerns Meistertrainer spricht im kicker

Straus im Interview: "Als würde ich dem Zahnarzt sagen, wie er Zähne reparieren soll"

Zwei Saisons in Deutschland, zwei Meistertitel: Für den FC Bayern hat sich Alexander Straus' Verpflichtung gelohnt.

Zwei Saisons in Deutschland, zwei Meistertitel: Für den FC Bayern hat sich Alexander Straus' Verpflichtung gelohnt. IMAGO/Beautiful Sports

Herr Straus, Gratulation zum Meistertitel. Vor dem Spiel gegen Leverkusen sagten Sie, dass die Titelverteidigung dieses Jahr "eine größere Sache" als der Titel vergangenes Jahr wäre. Fühlte sich das beim Feiern so an?

Vielen Dank! Wir haben natürlich etwas gefeiert, aber haben es nicht übertrieben. Denn die Saison ist noch nicht vorbei und am Donnerstag haben wir ein großes und schwieriges Spiel vor uns, das wir unbedingt gewinnen wollen. Aber ich bin natürlich stolz auf unser Team und ja, es war für mich persönlich nochmal besonderer, den Titel zu verteidigen.

Sie können die beiden größten nationalen Titel innerhalb von fünf Tagen klarmachen. Ist das etwas, woran Sie regelmäßig denken?

Nicht oft. Wirklich nicht. Natürlich habe ich es manchmal im Kopf. Aber während der Saison wäre es zu viel, sich darauf zu fokussieren. Ich denke nicht in Titeln, ich denke daran, wie wir uns verbessern und Dinge in unserem Spiel entwickeln können.

Wie zufrieden sind Sie mit der zu Ende gehenden Saison?

In Teilen der Saison waren wir … (überlegt) nicht perfekt. Das haben wir auch von der Öffentlichkeit zu spüren bekommen. Es ist aber auch wichtig, Dinge ausgewogen zu betrachten.

Welcher Titel wäre der wichtigere für Sie?

Der in der Liga, keine Frage.

Wir sind nicht auf dem Level, auf dem wir auswärts bei europäischen Top-Teams rausgehen und mit dem Ball machen, was wir wollen.

Alexander Straus

Auch wenn Sie im DFB-Pokal eine Serie von neun Wolfsburger Triumphen beenden könnten?

Das ist mir egal. Natürlich habe ich vor dieser Serie sehr viel Respekt, es ist eine tolle Leistung. Aber mit Blick auf Donnerstag spielt es für uns ja keine Rolle, dass man eine Serie brechen könnte - sondern, dass es um einen Titel geht.

Wie begegnet man einem Team, das ein solches Selbstverständnis mitbringt: neun Jahre lang kein Pokalspiel verloren zu haben?

Wie viele Spiele sind das hochgerechnet? Fünf Runden mal neun Jahre, also etwa 45 Spiele, das ist eine starke Leistung. Und trotzdem hat es für das Spiel am Donnerstag für uns keine Auswirkung. Wir sind selbstbewusst genug zu sagen, dass wir sie schlagen können.

Einmal müssen Sie aber noch: In Ihrem letzten Ligaduell mit den Wölfinnen hatte Ihr Team weniger Ballbesitz, Torschüsse, gewonnene Zweikämpfe, erfolgreiche Dribblings und angekommene Flanken. Lief das Spiel - wenn wir das Ergebnis außen vor lassen - trotzdem nach Ihrem Geschmack?

Wir hatten mehr Großchancen als sie. Aber klar: Wenn Wolfsburg in der ersten Hälfte getroffen hätte, hätte es anders laufen können. Auf der anderen Seite: Wenn wir nach drei Minuten den Elfmeter für das Foul an Klara Bühl bekommen hätten, wäre es wieder anders gelaufen. Oftmals definieren diese Momente diese knappen Spiele. Dieses Mal lief es für uns.

Am Ende gewannen Sie trotz aller Statistiken 4:0. Aber eigentlich sind Sie ja ein Fan von Ballbesitz, von Spielkontrolle.

DFB-Pokal-Finale 2024

Klar, wir wollen Spiele kontrollieren und uns in der Hinsicht verbessern. Aber wenn wir auswärts gegen Wolfsburg spielen, wissen wir, dass wir auch gegen den Ball agieren müssen. Wir sind nicht auf dem Level, auf dem wir auswärts bei europäischen Top-Teams rausgehen und mit dem Ball machen, was wir wollen. Kein Team kann das. Es geht oft um Details, die über Sieg oder Niederlage entscheiden. Und diese Details müssen stimmen.

Zuletzt haben sie bei Ihrem Team oft gestimmt.

Richtig. Aber manchmal tendieren Außenstehende dazu, zu denken, es gäbe leichte Lösungen für komplexere Dinge. Das ist so, als würde ich zu meinem Zahnarzt gehen und ihm sagen, wie er meine Zähne reparieren soll. Übrigens geht es da nicht nur um mich, auch um andere Trainerkollegen hier in Deutschland. Das ist jetzt eine etwas andere Antwort auf Ihre Frage. Aber meiner Meinung nach ist es wichtig, das mal zu unterstreichen.

Gerade auf Social Media würde ich mir oft wünschen, dass sich manche Menschen mehr Gedanken machen, was sie mit ihren Kommentaren auslösen können.

Alexander Straus

Der öffentliche Umgang mit Trainern im Fußball gefällt Ihnen offenbar nicht.

Ich bin eine öffentliche Person, seitdem ich hierhergekommen bin und Cheftrainer von Bayern München wurde. Das ist okay für mich, ich bin selbstbewusst. Und ich habe Glück, denn wir sind im Moment erfolgreich. Aber es gibt auch Menschen, denen es da anders ergeht. Wir alle haben Familie, Kinder, Eltern. Gerade auf Social Media würde ich mir oft wünschen, dass sich manche Menschen mehr Gedanken machen, was sie mit ihren Kommentaren auslösen können.

Kommen wir noch einmal zurück zu Ihrem Ansatz gegen Wolfsburg: Grundsätzlich wollen Sie Ballbesitz, Spielkontrolle. Gilt das aber tatsächlich auch gegen den VfL?

(grinst) Das kann ich Ihnen nicht sagen, denn dann steht es im kicker und Tommy Stroot liest es.

Köln, Deutschland 23. März 2024: DFB Pokal - Frauen - 2023 2024 - Finalisten Talk - 18.04.2024 Im Bild: v. li. Spielerinnen Giulia Gwinn (FCB) und Alexandra Popp (VfL Wolfsburg) beim DFB Pokal Finalistentalk DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi-video und Olympiamuseum Nordrhein Westfalen *** Cologne, Germany 23 March 2024 DFB Pokal Women 2023 2024 Finalists Talk 18 04 2024 Pictured from left players Giulia Gwinn FCB and Alexandra Popp VfL Wolfsburg at the DFB Pokal Finalists Talk DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video Sport und Olympiamuseum Nordrhein Westfalen Copyright: xFotostandx xFantinix

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Berechtigter Einwand.

Wir haben unsere Identität - und das Ziel, alles im Spiel mit Ball zu bestimmen. Aber natürlich passen wir unser Spiel etwas an den jeweiligen Gegner an. Wir sind nicht eindimensional, wir haben verschiedene Ansätze. Ich bin bald zwei Jahre hier, aber wir sind noch nicht fertig in unserer Entwicklung und daher im Moment klug beraten, wenn wir in manchen Momenten einer Partie etwas pragmatischer vorgehen.

Kennen sich inzwischen gut: Alexander Straus (li.) und Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot.

Kennen sich inzwischen gut: Alexander Straus (li.) und Wolfsburgs Trainer Tommy Stroot. IMAGO/CEPix

Wie stark ist Wolfsburgs Kader im Vergleich zu Ihrem?

Ich würde immer auf mein Team setzen (lächelt). Aber wir respektieren die riesige Erfahrung, die die Wolfsburgerinnen in all den Jahren gesammelt haben. Mir gibt genau das einen gewissen Hunger. Ich schaue auf sie und hoffe, dass es auch für unsere Spielerinnen ein Ansporn ist. Wir wollen das auch erreichen. Wir fordern sie noch immer heraus.

Alexandra Popp war vor wenigen Wochen sehr genervt, als sie auf das Wort Wachablösung angesprochen wurde.

Es ist immer problematisch, wenn etwas auf ein Schlagwort reduziert wird. Unser Anspruch ist, dauerhaft die Nummer 1 zu sein. Aber wir alle hier beim FC Bayern betonen immer ausdrücklich die nationalen und internationalen Erfolge von Wolfsburg und haben den größten Respekt vor diesen Leistungen. Das haben wir nie anders gesagt.

Das werden die Kolleginnen und Kollegen in Wolfsburg gern lesen.

Gesunder Wettkampf auf hohem Niveau und ein enges Rennen um die Titel - dieses Privileg hat nicht jede Liga. Auch wenn Frankfurt und Hoffenheim diese Saison etwas zurückliegen, haben sie trotzdem ebenfalls viel Qualität. Schauen Sie sich nur unsere knappen Spiele besonders gegen Frankfurt an. Man muss sich extrem gut vorbereiten. Am Ende machen es kleine Details aus, nur damit es dann in der Öffentlichkeit heißt: Niko Arnautis (Frankfurts Trainer, d. Red.) ist ein guter Coach und ich bin ein schlechter Coach - oder andersrum. Das ist zu einfach. Mala (Bayerns Torhüterin Maria Luisa Grohs, d. Red.) hält drei Elfmeter im Pokal-Halbfinale, also sind wir fantastisch. Wenn sie sie nicht gehalten hätte …

Die größte Inspiration für alle ist in der Hinsicht wohl Jovana Damnjanovic.

Alexander Straus

Ihr Kader ist deutlich breiter als in der Vorsaison, sodass Spielerinnen wie Sydney Lohmann oder Linda Dallmann oft von der Bank kommen. Wie einfach fallen Ihnen solche Entscheidungen?

Das ist mit der schwierigste Teil meines Jobs. Du hast 20 bis 25 Spielerinnen, von denen nur elf starten und fünf eingewechselt werden können. Also musst du fast zehn Spielerinnen enttäuschen. Und jede von denen kämpft Tag für Tag. Sydney und Linda spielen im Moment vielleicht weniger als früher in der Saison. Aber in ihrer Situation waren auch schon andere Spielerinnen, und das wird sich wieder ändern. Das ist der Leistungskreislauf. Die größte Inspiration für alle ist in der Hinsicht wohl Jovana Damnjanovic.

Die eine deutlich wichtigere und größere Rolle als in den Vorjahren spielt.

Sie war jahrelang in der Situation, in der Sydney und Linda im Moment sind. Sie hat aber immer für ihre Minuten gekämpft, obwohl sie lange weniger Einsatzzeiten bekommen hat. Nun haben wir ihr das Vertrauen geschenkt, und sie ist herausragend.

Sehen Sie Damnjanovic eher als Stürmerin oder als Spielmacherin?

Sie kann beide Rollen gut ausfüllen. Ich habe aber den Eindruck, dass wir etwas in ihrem Spiel freigesetzt haben, indem wir sie tiefer platziert haben. Das hatte vorher noch niemand ausprobiert. Sie kann den Ball wirklich gut festmachen, ihre Dynamik zwischen den Linien und ihre Fähigkeiten am Ball werden unterschätzt. Sie erkennt Räume, lässt sich gut fallen - und vor allem presst sie fantastisch. Manchmal müsste sie nicht etwas Ausgefallenes probieren, sondern könnte einfacher spielen.

Wäre sie eine Figur in einem Computerspiel, würde man vielleicht sagen, sie hat noch nicht alle Level bei uns absolviert.

Alexander Straus lächelnd über Sydney Lohmann

Arbeiten Sie generell lieber mit kleinen oder großen Kadern? Lina Magull und Maximiliane Rall, Stammspielerinnen der Vorsaison, schienen in der Hinrunde unzufrieden mit ihren Einsatzzeiten zu sein und verließen den Klub im Winter.

Das waren zwei Situationen, die man separat betrachten muss. Ich will aber nicht zu sehr ins Detail gehen. Wir hätten Lina gern gehalten und hatten ihr auch bereits eine Vertragsverlängerung angeboten. Ich habe eine sehr gute Beziehung zu Lina. Und mit Maxi hatten wir schon im vergangenen Sommer über ihren Wechselwunsch in die USA gesprochen, das war nichts Kurzfristiges.

Magull sagte bei Sky zuletzt: "Mir wurde der Glaube von denen nicht mehr gegeben, von welchen ich es gebraucht hätte. Ich war in einer Phase, in der ich nicht mehr richtig wusste, wem ich glauben oder vertrauen soll." Fühlten Sie sich davon angesprochen?

Wen sie mit den beiden Sätzen meinte, blieb offen. Wie gesagt: Wir hatten Lina eine Vertragsverlängerung angeboten. Dass sie nicht zufrieden war, kann ich voll verstehen. Sie hatte auf ihrer Position mehr Konkurrenz als vorher. Ich hätte Lina liebend gern hier, weil ich glaube, dass sie eine tolle Spielerin ist. Aber nun spielt sie super bei Inter und ich freue mich sehr für sie.

Nationalspielerin Sydney Lohmann hat ihren auslaufenden Vertrag verlängert, auch wenn sie oft nur von der Bank kommt. Einige hatten erwartet, dass sie im Sommer ablösefrei wechseln würde. Haben Sie Ihr eine größere Rolle in Zukunft in Aussicht gestellt?

Erst einmal ist es ein Privileg, für Bayern München zu spielen. Sydney weiß das. Und sie weiß auch, dass wir an sie und ihre Qualität glauben. Sie ist eine tolle und wichtige Spielerin für uns. Eine der talentiertesten, die ich jemals erlebt habe. Ein paar Dinge muss sie verbessern, sie muss sich entwickeln. Daran arbeiten wir gemeinsam, zum Beispiel am Spiel in den engen Räumen und zwischen den Ketten. Wichtig ist für all das, dass sie seit einiger Zeit verletzungsfrei ist. Sie ist hier noch nicht fertig, darüber haben wir gesprochen. Wenn sie eine Figur in einem Computerspiel wäre, würde man vielleicht sagen, sie hat noch nicht alle Level bei uns absolviert (lächelt). Vielleicht will sie irgendwann mal in ihrer Karriere etwas anderes ausprobieren. Aber dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.

Wir vertrauen also zu sehr auf etwas, in dem wir gut sind? Die Frage verstehe ich nicht.

Alexander Straus

Wo liegt ihre ideale Position? Sie stellen sie als Spielmacherin oder als offensive Flügelspielerin auf. In der Nationalmannschaft setzte sie Bundestrainer Horst Hrubesch zuletzt als zweite Spitze ein.

Ich sehe sie nicht als Stürmerin. Sie kann als Nummer zehn oder auf der Seite spielen. Wir haben sie auch auf der Sechs ausprobiert, aber das passte nicht optimal. Ihre beste Position ist wohl die Acht oder Zehn. Manchmal glaube ich, dass wir das meiste aus ihr herausholen, wenn sie von außen nach innen zieht, anstatt in der Mitte zu bleiben. Sie hat so viel Kraft, Dynamik, Geschwindigkeit, all diese Dinge. Sie könnte bis zum nächsten Morgen durchlaufen, wenn man ihr das sagen würde.

Wie viel entscheidet Bianca Rech als Managerin bei der Kaderplanung alleine? Werden Sie immer um eine Einschätzung gebeten?

Bianca Rech ist der Boss und trifft die finalen Entscheidungen - aber sie hat großen Respekt vor unserem Technischen Leiter Francisco De Sa Fardilha und mir, und wir besprechen vorher immer alles zusammen. Wenn wir verschiedener Meinung sind, diskutieren wir. Und wenn wir keine Lösung finden, suchen wir weiter. Unsere Zusammenarbeit macht großen Spaß.

Giulia Gwinn (FC Bayern Muenchen, 7) mit Weissbierglas, GER, Bayer 04 Leverkusen vs FC Bayern Muenchen, Fussball Google Pixel Frauen Bundesliga, 20. Spieltag, Saison 2023 2024, 04.05.2024, DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi-video GER, Bayer 04 Leverkusen vs FC Bayern Muenchen, Fussball Google Pixel Frauen Bundesliga, 20. Spieltag, Saison 2023 2024, 04.05.2024 Leverkusen *** Giulia Gwinn FC Bayern Muenchen, 7 with wheat beer glass, GER, Bayer 04 Leverkusen vs FC Bayern Muenchen, Football Google Pixel Women Bundesliga, 20 Matchday, Season 2023 2024, 04 05 2024, DFB regulations prohibit any use of photographs as image sequences and or quasi video GER, Bayer 04 Leverkusen vs FC Bayern Muenchen, Football Google Pixel Women Bundesliga, 20 Matchday, Season 2023 2024, 04 05 2024 Leverkusen Copyright: xEibner-Pressefoto StefanxMayerx EP_SMR

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Wie wichtig ist es für die Strahlkraft des FC Bayern, Namen wie Pernille Harder, Magdalena Eriksson und Georgia Stanway zu verpflichten?

Für uns geht es immer nur um Qualität, nicht um Namen.

Manch ein Kritiker wirft trotz der starken Saison des FC Bayern ein, dass Sie zu abhängig von Standardtoren sind. Was entgegnen Sie dem?

Wir vertrauen also zu sehr auf etwas, in dem wir gut sind? Die Frage verstehe ich nicht. Teams, die Titel gewinnen, erzielen 30 Prozent ihrer Tore durch Standards. Das macht eben einen großen Teil im Fußball aus.

Sie sind nur einer von drei aktuellen Bundesliga-Trainern (neben Thomas Oostendorp und Robert de Pauw), die nicht Deutsch als Muttersprache haben. Zwar verstehen Sie alles auf Deutsch, das Interview führen wir aber wie Ihre Medienrunden auf Englisch. Wie handhaben Sie es in der Kabine?

Da spreche ich meistens Englisch. Ich kann auch Deutsch sprechen, aber bei längeren Besprechungen ist es auf Englisch effizienter, präziser. Und in der Umkleide haben wir ungefähr 14 verschiedene Nationalitäten. Viele verstehen Englisch besser als Deutsch. Fußball ist eine internationale Angelegenheit. Trotzdem ist es wichtig, dass wir die deutsche Kultur respektieren. Ich nehme Deutschunterricht. Und wenn ich in der Stadt essen gehe, versuche ich, auf Deutsch zu bestellen. Das ist mir wichtig.

Ich sehe mich nirgendwo anders als beim FC Bayern.

Alexander Straus

Zu lesen ist, dass Sie die klare Idee im Gepäck hatten, ein System mit Dreierkette zu etablieren, als Sie 2022 zum FC Bayern kamen. So wie Sie es beim SK Brann in Norwegen über Jahre hinweg pflegten. Stimmt das?

Ich habe das auch gelesen. Der Artikel war gut recherchiert.

Nun haben Sie aber doch an der Viererkette festgehalten. Warum sind Sie von Ihrer Idee abgerückt?

Anfangs sind wir es mit Dreierkette angegangen. Aber nach der EM 2022 hatten wir einfach zu wenig Vorbereitungszeit. Das Wichtigste ist, dass sich die Spielerinnen wohlfühlen. Und ich hatte den Eindruck, dass sie das mit einer Dreierkette nicht taten, weil sie nicht dran gewöhnt waren. Wir brauchten Zeit für die Umstellung, die wir aber nicht hatten. Nach der WM 2023 war es das gleiche. Jetzt in diesem Sommer wird es abgesehen von den Olympischen Spielen erstmals etwas Zeit geben, etwas einzustudieren. Mal schauen, wie es also nächste Saison aussieht. Ich bin ein großer Verfechter davon, etwas ausreichend zu üben, bis man es im Wettkampf einsetzt. Man kann nicht ein paar Pfeile auf die Taktiktafel zeichnen und erwarten, dass das klappt.

Ihr Vertrag läuft bis Juni 2025. Ist der FC Bayern eine Langzeitangelegenheit für sie?

Ich lebe im Hier und Jetzt. Deswegen sehe ich mich auch nirgendwo anders als beim FC Bayern. Natürlich öffnen sich andere Türen, wenn man Fußballspiele gewinnt und Erfolg hat. Aber es hat sich nie die Frage gestellt, den Klub zu verlassen. Es ist ein Privileg, Bayern-Coach zu sein.

Interview: Paul Bartmuß

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