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Stoppelkamp im Interview: "Zufrieden zu sein, hasse ich"

Ein Unterschiedsspieler auch noch mit 37 Jahren

Stoppelkamp im Interview: "Zufrieden zu sein, hasse ich"

Zeigt auch in der laufenden Saison 23/24 seine Qualitäten: Moritz Stoppelkamp.

Zeigt auch in der laufenden Saison 23/24 seine Qualitäten: Moritz Stoppelkamp. FUNKE Foto Services

Regionalliga West

Moritz Stoppelkamp gilt allgemein als geerdeter Typ. Da ist ein Blick in die Spielerkarriere überraschend, denn es werden viele Vereine aufgeführt.

Na ja, so furchtbar viele sind es auch nicht. Neun, wenn ich richtig zähle. Aber ich bin wirklich kein Wandervogel, zumal ich überall meine Verträge erfüllt habe und von keinem Klub im Unfrieden geschieden bin.

Wir zählen mal kurz auf: In der Jugend waren es MSV Duisburg, Fortuna Düsseldorf, RW Essen...

... und als Senior kamen RW Erfurt, RWO, Hannover 96, 1860 München, SC Paderborn, Karlsruher SC, wieder der MSV und jetzt erneut der RWO dazu. Ganz schön! Und: Ich habe von der Bundesliga bis zur Regionalliga alles dabei!

Da sammelt man Erfahrungen. Unvermeidlich ist die Frage: Wie hat sich der Fußball in dieser langen Zeit des Profikickers Stoppelkamp - es sind ja immerhin schon 17 Jahre - verändert?

Natürlich ist es anders geworden, das Spiel, das sich in seinen Grundgedanken ja nicht verändert hat. Aber es ist immer schneller und vor allem viel athletischer, körperlicher geworden. Wenn ich bedenke, dass wir in Oberhausen für unsere Mannschaft fünf Trainer haben, von denen einer nur für die Athletik da ist - das hätte es früher nicht gegeben. Aber da wird auch die Basis dafür gelegt, dass man länger spielen kann. Dazu muss man entsprechend leben, muss sich entsprechend verhalten - und muss auch ein bisschen Glück haben.

Es ist eben nicht nur fehlendes Spielglück, sondern auch ein bisschen fehlende Qualität, die sich in solchen Ergebnissen zeigt.

Moritz Stoppelkamp

Das Glück scheint den Kleeblättern in Oberhausen in der Hinrunde ja mehrfach abhanden gekommen zu sein. Wie wirkt das?

Ja, wir haben mehrfach Punkte nicht mitgenommen, die wir eigentlich schon hatten. Das erklärt unsere vielen Unentschieden, dazu noch gegen Mannschaften, die gegen den Abstieg spielen. Das war schon fehlendes Spielglück.

Sie sprachen einmal davon, dass die Mannschaft 'total dämlich' agiert habe. Das hört man nicht gern von einem Mitspieler, und dann noch öffentlich.

Das hätte ich öffentlich auch nie gesagt, wenn das nicht auch die einhellige Meinung der Kabine war. Da waren sich alle einig. Es ist eben nicht nur fehlendes Spielglück, sondern auch ein bisschen fehlende Qualität, die sich in solchen Ergebnissen zeigt.

Aufsichtsrat, Vorstand und auch Sportleiter und Trainer sprechen in dieser Saison immer wieder vom 'stärksten Kader', den RWO je gehabt hätte - in der Regionalliga, deren 'Ewige Tabelle' man klar anführt.

Auf den Spitzenplatz braucht man ja nicht stolz zu sein, oder? Zur Kaderstärke kann ich nichts sagen, weil mir da einfach der Vergleich fehlt. Aber wir haben eine gute Truppe, und wir sind immer noch im Rennen. Uns fehlen die zwei Nachholspiele in Gladbach und Velbert. Wenn wir die gewinnen, liegen wir vier Punkte hinter Bocholt und haben noch fast die ganze Rückrunde vor uns.

Sind Sie denn zufrieden mit der Entscheidung, die Karriere in Oberhausen ausklingen zu lassen?

Also das vorab: Zufrieden zu sein, hasse ich! Es bedeutet nämlich, sich auf Leistungen auszuruhen, und das bedeutet dann, Stillstand einzulegen. Aber Stillstand ist Rückschritt, und darum sah ich für mich als Aktiven Zufriedenheit immer schon als eine Gefahr. Was den Verein angeht: Ich glaube nicht, dass er mit meiner Verpflichtung einen Fehler gemacht hat. Für mich ist es auch kein Fehler, hier zu spielen, denn RWO wird in einem angenehmen Umfeld hochprofessionell geführt.

In welchem Trikot wird man Sie in der Saison 2024/25 sehen?

Mein Vertrag läuft bis zum 30. Juni 2024. Vorher werden wir uns zusammensetzen, und ich hätte nichts dagegen, das Kleeblatt weiterhin zu tragen.

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