Wintersport

Springer im Goldrausch, Ränge leer: Halbzeit-Bilanz Planica

Nordische Ski-WM 2023: Hennig hochmotiviert

Springer im Goldrausch, DSV im Soll, Ränge überraschend leer: Halbzeit-Bilanz in Planica

Viele freie Sitze: Die Nordische Ski-WM in Planica glänzt nicht durch großen Fan-Zuspruch.

Viele freie Sitze: Die Nordische Ski-WM in Planica glänzt nicht durch großen Fan-Zuspruch. IMAGO/Bildbyran

Andreas Wellinger legte entspannt die Beine hoch, Katharina Althaus dachte schon über einen Platz für ihre drei Goldmedaillen nach: Nach dem Rausch der ersten WM-Woche genossen die deutschen Medaillenhamster den Ruhetag in Planica in vollen Zügen - und blieben lange im Bett. "Meine Stimme ist etwas angeschlagen. Ich habe gestern wohl ein bisschen viel gesungen", sagte die neue Skisprung-Rekordweltmeisterin Althaus.

Nordische Ski-WM 2023

Eine Runde Darts und ein, zwei Bier gönnten sich Althaus, Wellinger, Karl Geiger und Selina Freitag nach ihrem Mixed-Triumph noch in geselliger Runde, dann aber ging der Blick schon nach vorne. In der zweiten WM-Woche wollen die DSV-Adler, aber auch die Kombinierer und Langläufer die schon jetzt glänzende Bilanz weiter aufpolieren.

Drei Medaillen bis zum DSV-Rekord

Acht Medaillen hat das deutsche Team in 13 von 24 Entscheidungen gesammelt, nur noch drei fehlen zum Rekord aus dem Jahr 2017. Bei der Heim-WM vor zwei Jahren in Oberstdorf hatte der Gastgeber "nur" sechs Podestplätze geschafft. Und auch die Bestmarke von sechsmal Gold (2017 und 2019) ist noch in Reichweite, bislang gab es drei Titel. Schon am Mittwoch kann Althaus im Einzel von der Großschanze Gold Nummer vier nachlegen.

Daheim in der Wohnung müsse sie demnächst wohl "ein bisschen Platz machen" für all die neuen Medaillen, sagte die Oberstdorferin. Das gilt auch für Geiger und Wellinger, die anders als Althaus auf der Großschanze sogar noch je zwei Wettkämpfe vor der Brust haben. "Im Einzel ist eine Medaille schwierig, aber möglich. Im Team liebäugeln wir dann schon mit einer", sagte Geiger.

Kombinierer Geiger wieder bei 100 Prozent

Voll im Soll liegen auch die Kombinierer um Julian Schmid, der im Einzel und mit dem Mixed Silber holte - jeweils hinter dem norwegischen Dominator Jarl Magnus Riiber. Auf der großen Schanze wird nun auch noch Schmids Freund und Zimmerkollege Vinzenz Geiger in den Favoritenkreis stoßen. Der Olympiasieger war nach einer Krankheit zuletzt nicht ganz fit, fühlt sich inzwischen aber bei 100 Prozent.

Und auch die Langläufer haben ihren Aufwärtstrend fortgesetzt, zwei vierte Plätze lassen für die zweite WM-Woche von der ersten Medaille seit zwölf Jahren träumen. Auch wenn Bundestrainer Peter Schlickenrieder noch tief stapelt, ist vor allem in der Frauen-Staffel am Donnerstag das Podest drin - und vielleicht sogar schon am Dienstag (12.30 Uhr/ZDF und Eurosport) im Freistil-Rennen über zehn Kilometer durch Katharina Hennig.

Enttäuschende Zuschauer-Resonanz

Was für Verwunderung sorgt im slowenischen Wintersport-Mekka, sind die häufig auffallend leeren Ränge. "Das ist schon komisch. Wir hatten uns alle darauf eingestellt, dass das Tal voll ist, weil wir die Bilder vom Skifliegen kennen", sagte Vinzenz Geiger nach der ersten WM-Woche.

Die Entscheidung im Kombi-Mixed verfolgten am Sonntag nur gut 500 Fans im Stadion, beim Skispringen am Abend waren nur etwa 700 Zuschauer live dabei. "Es erstaunt uns ein bisschen, dass nicht so viel los war. Vielleicht ändert sich das ja in der zweiten Woche noch", sagte Geiger-Kollege Schmid.

Überraschend ist die geringe Resonanz auch deshalb, weil zum Weltcup-Skifliegen Ende März meist 20.000 Zuschauer ins Tal der Schanzen strömen. Die WM-Organisatoren hatten für die elf Wettkampftage auf insgesamt 150.000 bis 200.000 Fans gehofft. Diese Zahl ist kaum noch zu erreichen.

Was wir wirklich vermissen, sind vor allem die Fans aus dem deutschsprachigen Raum - Deutsche, aber auch Österreicher.

WM-OK-Chef Tomasz Susteric

"Ich weiß, dass der Besuch in gewisser Weise von Erfolgen abhängig ist", sagte Tomaz Sustersic, Generalsekretär des WM-Organisationskomitees in Planica, dem Nachrichtenportal Siol: "Was wir wirklich vermissen, sind vor allem die Fans aus dem deutschsprachigen Raum - Deutsche, aber auch Österreicher."

Allerdings sind auch aus Skandinavien oder dem skisprungbegeisterten Polen weniger Fans als erwartet nach Slowenien gereist. Ein Grund könnten die hohen Ticketpreise sein: Für den Sonntag kostete ein Tagesticket auf der Tribüne 99 Euro, ein Stehplatz war ab 64 Euro zu haben. Auch die Preise für Übernachtungen sind rund um Planica enorm.

aho, sid

Biathlon-Heim-WM und ein neuer Wettbewerb im Skispringen: Die Highlights im Wintersport