Champions League

Paris St. Germain: Spielglück kann man nicht kaufen

PSG-Coach Luis Enrique hadert: "Fußball kann so unfair sein"

Spielglück kann man nicht kaufen

Wieder nix: PSG und Goncalo Ramos haben das Champions-League-Finale verpasst.

Wieder nix: PSG und Goncalo Ramos haben das Champions-League-Finale verpasst. IMAGO/PanoramiC

Die letzte Szene des Spiels, sie hätte symptomatischer kaum sein können. Gefühlt zum einzigen Mal in der kompletten Partie hatte der BVB - mit den Gedanken vielleicht schon in der eigenen Kurve - das Zentrum geöffnet, einen Steilpass von Nuno Mendes auf Kylian Mbappé zugelassen. Eine typische Mbappé-Szene. Doch der Angreifer rutschte weg, kam nicht mehr vor BVB-Keeper Gregor Kobel an den Ball. Es war nicht nur die Schlusssequenz der Partie, sondern vermutlich auch die Schlusssequenz von Mbappés Mission, dem Verein zum ersten Champions-League-Titel zu verhelfen. Seine vielleicht letzte Königsklassen-Aktion im PSG-Dress.

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Viel geholfen hätte es Paris nicht mehr, wenn Mbappé noch zum 1:1 getroffen hätte, aber zumindest wäre PSG damit ein trauriger Rekord erspart geblieben: Stolze 30 Abschlüsse verzeichnete das Team von Luis Enrique im Halbfinal-Rückspiel gegen Borussia Dortmund. Seit Beginn der Datenerfassung 2003 hatte nie eine Mannschaft in der K.-o.-Phase der Champions League häufiger aufs Tor geschossen, ohne dabei zu treffen. Ebenfalls Höchstwert: vier Aluminium-Treffer in einem K.-o.-Spiel.

Fußball ist merkwürdig - und Fußball kann manchmal so unfair sein.

Luis Enrique

Während Mbappé die Pfosten- und Lattentreffer an der mangelnden Qualität ("Wenn du gut genug bist, geht der Ball nicht an den Pfosten") festmachte, haderte Coach Luis Enrique mit den Alu-Treffern: "Es ist einfach nicht zu glauben. Wir hatten verdient, heute zu gewinnen. Wir waren über beide Spiele sicher nicht die schlechtere Mannschaft. Aber Fußball ist merkwürdig - und Fußball kann manchmal so unfair sein."

PSG fehlt ein Konglomerat an Kleinigkeiten

Die hohe spielerische Klasse hatte sein teures Star-Ensemble in beiden Halbfinal-Spielen gezeigt, gefehlt hatten die kleinen Dinge des Fußballs: insgesamt sechs Aluminium-Treffer. Die Zentimeter, die beim Foul von Mats Hummels an Ousmane Dembelé zu einem Elfmeter fehlten. Die eine kurze Unkonzentriertheit von Kapitän Marquinhos, der mit einem ungenauen Rückpass die letztlich entscheidende Ecke verschuldete.

Und dass es im Anschluss daran Lucas Beraldo war, der Hummels unbedrängt einköpfen ließ, passte ins Bild: Der Brasilianer war nur in die Startelf gerückt, weil sich Lucas Hernandez im Hinspiel das Kreuzband gerissen hatte - beim Versuch, das Gegentor durch Niclas Füllkrug zu verhindern. Teure Spieler, das mussten am Dienstagabend auch die katarischen Besitzer feststellen, kann man mit Geld kaufen. Spielglück nicht.

DORTMUND, GERMANY - MAY 1: President of PSG Nasser al-Khelaifi looks on during the UEFA Champions League semi-final first-leg match between Borussia Dortmund and Paris Saint-Germain at Signal Iduna Park on May 1, 2024 in Dortmund, Germany. (Photo by Christian Liewig - Corbis/Getty Images)

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"Ich spreche eigentlich nie direkt nach dem Spiel zu meinen Spielern", sagte Luis Enrique. "Aber heute habe ich eine Ausnahme gemacht. Es ist wichtig, dass man lernt, wie man gewinnt - aber auch, wie man verliert. Wir müssen ein Vorbild für die Kinder sein." Denn letztendlich - Alu-Treffer hin oder her - sollte ein Team vom Format und Marktwert des französischen Meisters eigentlich in der Lage sein, zumindest eines von zwei Spielen gegen Borussia Dortmund zu gewinnen.

Stattdessen verlor PSG gleich beide Spiele - so wie in drei der vier Saisons, in denen man das Halbfinale der Königsklasse erreicht hat. Einzig 2020, als es Corona-bedingt nur zu einem einzigen Spiel gegen RB Leipzig kam, gab es einen Sieg. Eins aus sieben - eine Quote, die sich aus PSG-Sicht fast so schlecht liest wie die Torschuss-Statistik am Dienstagabend.

Es bleibt also - wie in den letzten Jahren schon so häufig beschworen - die Hoffnung auf den nächsten Anlauf. Für die Verantwortlichen einerseits leicht zu begründen, stellte PSG am Dienstag doch die jüngste Startelf in einem Champions-League-Halbfinale seit 15 Jahren. Andererseits wird dieser Anlauf aller Voraussicht nach ohne Mbappé stattfinden.

Der Unterschiedsspieler, der gegen Dortmund keiner war, wurde nach der Partie in der Mixed Zone gefragt, ob er im zweiten Halbfinalspiel am Mittwochabend (21 Uhr, LIVE! bei kicker) denn nun dem FC Bayern oder seinem designierten neuen Klub Real Madrid die Daumen drücke. Mbappé schaute den Journalisten nur böse an - und stapfte davon.

mib

PARIS, FRANCE - MAY 7: Head coach of Borussia Dortmund Edin Terzic celebrates after the UEFA Champions League semi-final second leg football match between Paris Saint-Germain (PSG) and Borussia Dortmund at the Parc des Princes Stadium, in Paris, France on May 7, 2024. (Photo by Ibrahim Ezzat/Anadolu via Getty Images)

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