Europameisterschaft

Handball-EM 2024: Kroatien deklassiert Spanien in Mannheim

55 Minuten bis zur ersten Torwartparade

Erste dicke EM-Überraschung: Kroatien deklassiert Spanien in Mannheim

Kein Durchkommen: Kroatien ließ Spanien nicht den Hauch einer Chance.

Kein Durchkommen: Kroatien ließ Spanien nicht den Hauch einer Chance. Ingrid Anderson-Jensen

Aus Mannheim berichtet Lisa-Marie Kienzle

In der ausverkauften SAP-Arena herrschte bereits vor dem Anpfiff beste Stimmung. Zahlreiche kroatische Fans sorgten schon bei den Hymnen für den ersten Gänsehautmoment. Die Energie der eigenen Fans schien Kroatien von der ersten Spielminute zu beflügeln. Nachdem Agustin Casado den ersten Wurf neben das Tor setzte, antwortete Zvonimir Srna auf der Gegenseite mit dem 1:0.

In den folgenden Minuten machten beide Teams einige Fehler im Angriff, doch Kroatien konnte Stück für Stück die Kontrolle über die Partie an sich reißen. Das lag unteranderem auch daran, dass die Spanier Probleme mit dem breiten Angriffssystem der Kroaten hatten und die Taktik mit dem 7. Feldspieler nicht aufging. Bereits nach fünf Minuten Spielzeit sah sich der spanische Cheftrainer Jordi Ribera zu einer ersten Auszeit gezwungen, um sein Team bei einem Rückstand von 1:4 neu einzustellen.

Doch der Effekt verpuffte, Daniel Dujshebaev konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. Einzig Casado und Aleix Gomez gelang es in den ersten zehn Minuten, sich in die Torschützenstatistik einzutragen. Nachdem sich Miguel Sanchez-Migallon bei einer Offensivaktion der Kroaten an der Hand verletzte und das Feld verlassen musste, gelangen den Kroaten zwei schnelle Treffer durch Martinovic und Nacinovic. Jordi Ribera rief sein Team nach dreizehn Spielminuten erneut zu sich.

Torwartwechsel bei Spanien

Die Auszeit zeigte zumindest im nächsten Angriff seine Wirkung, nachdem Gomez den nächsten Treffer setzte. Der Rechtsaußen hatte zu dem Zeitpunkt die Hälfte aller spanischen Tore erzielt (6:10, 13. Minute). Ribera versuchte es in dieser Phase erneut mit dem siebten Feldspieler, der jedoch nicht die entscheidende Wendung bringen konnte.

Keine zwei Minuten später besorgte stattdessen Mario Sostaric die erste Sechs-Tore-Führung. Ribera versuchte erneut von der Seitenlinie einzugreifen und wechselte den bisher glücklosen Gonzalo Perez de Vargas gegen den Magdeburger Torhüter Sergey Fernandez aus. In der 20. Spielminute trug sich der inzwischen ebenfalls eingewechselte Joan Canellas als dritter Torschütze Spaniens auf der Torschützenliste ein.

Kroatien blieb in den verbleibenden Minuten der ersten Hälfte seiner Linie treu und machte es den Spaniern sehr schwer das Spiel an sich zu reißen. Zudem blieb der Torwartwechsel ohne Erfolg. In den letzten 30 Sekunden versuchte es Spanien mit einer neuen Abwehrformation mit Klaudi Odriozola auf vorgezogeneer Position, doch Tin Lucin setzte den Schlusspunkt der ersten dreißig Minuten zum 14:18.

Kroatien dominiert auch in der zweiten Hälfte

Kroatien blieb auch nach dem Seitenwechsel spielbestimmend: Cindric setzte sich durch und stellte die Fünf-Tore-Führung wieder her. Nach einer erneuten Parade von Matej Mandic und einem Block folgte ein Doppelschlag von Martinovic in das leere Tor. Nach kaum drei Minuten zog Ribera daraufhin seine dritte und letzte Auszeit.

Nach einem Treffer von Odriozola antwortete Martinovic erneut. Nachdem Duvnjak Odriozola beim Rückzug im Gesicht getroffen hatte, zogen die beiden tschechischen Schiedsrichter den Videobeweis zu Rate und so musste Duvnjak völlig berechtigt für die nächsten zwei Minuten auf der Bank Platz nehmen. In der folgenden Überzahl verkürzte der eingelaufene Ian Traffetta  zum 19:27.

Doch Kroatien ließ sich von ihrer Unterzahl nicht beeindrucken und erzielte den nächsten Treffer nach einer erneuten Parade von Mandic. Bei den Spaniern hingegen spielte das Torhütergespann auch in der zweiten Hälfte keine Rolle, erst in der 55. Minute verbuchte Perez de Vargas die erste Parade.

Es wird deutlich

Mitte der zweiten Hälfte holte der kroatische Cheftrainer seine Mannschaft zum zweiten Mal zu sich, doch es änderte sich in der Folge nicht viel am Bild. Kroatien hielt Spanien auf Distanz und baute seinen Vorsprung über 14:27 auf 20:30 aus (45. Minute). Jetzt begannen die Kroaten zu zaubern, so zirkelte Igor Karacic einen Hüftwurf um de Vargas herum (23:32). Zu diesem Zeitpunkt meldeten sich auch die kroatischen Fans wieder lautstark zurück und begannen auf den Rängen zu tanzen.

Zehn Minuten vor Schluss lag Kroatien nach einem Treffer von Mario Sostaric das erste Mal mit zehn Toren vorne. Spanien hatte Kroatien jetzt nichts mehr entgegenzusetzen. Zwar netzte Augustin Casado zum vierten Mal ein, doch von einer Aufholjagd waren die Spanier weit entfernt (52.). Ins Bild des Abends passte, dass Casado kurz darauf freistehend an Mandic scheiterte.

Im Anbetracht des deutlichen Ergebnisses, das sich zunehmend abzeichnete, war es fast eine Randnotiz, dass Tin Lucin nach einem Gesichtstreffer an Jorge Maqueda fünf Minuten vor Schluss das Feld für zwei Minuten verlassen musste. Unter tosendem Applaus gelang es den Kroaten in den letzten Sekunden des Spiel nicht mehr den 40. Treffer des Abends zu erzielen und so blieb es beim 29:39.

Spanien - Kroatien 29:39 (14:18)

Spanien: Hernandez Ferrer, Perez De Vargas (1 Parade) - Gomez Abello 8/5, Casado 4, J. Canellas Reixach 3, Garciandia Alustiza 3, Serdio Guntin 3, A. Fernández 2, Maqueda Peno 2, Tarrafeta Serrano 2, Figueras 1, Odriozola 1, A. Dujshebaev, D. Dujshebaev, Pecina, Sanchez Migallon Naranjo

Kroatien: M. Mandic (5 Paraden, 1 Tor), Filip Ivic (3 Paraden) - Martinovic 8, Sostaric 8/3, Lucin 5, Nacinovic 4, Srna 3, Klarica 3, Cindric 2, Glavas 2/2, Jelinic 2, Karacic 2, Duvnjak, Mamic, Mihic, Sipic

Zuschauer: 13293 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Vaclav Horacek / Jiri Novotny (Tschechien)
Strafminuten: 2 / 4