Amateure

DFB äußert sich zum Streik-Aufruf der "IG Schiedsrichter"

Private Interessensgruppe stellt mehrere Forderungen

"Solche Aktionen schaden dem Fußball": DFB zum Streik-Aufruf der "IG Schiedsrichter"

Werden sie erscheinen? Geht es nach einer privaten Interessensgruppe, sollen die Schiedsrichter im Amateurfußball am kommenden Sonntag streiken.

Werden sie erscheinen? Geht es nach einer privaten Interessensgruppe, sollen die Schiedsrichter im Amateurfußball am kommenden Sonntag streiken. IMAGO/Hanno Bode

Die Gruppe "IG Schiedsrichter" geht in die Offensive und möchte am kommenden Sonntag den Amateurfußball bundesweit bestreiken. Grund sind unter anderem die vielen körperlichen Attacken auf die Unparteiischen in den vergangenen Wochen und Monaten. Auch der Aufsehen erregende Fall aus Hessen, in dem ein Schiedsrichter wegen eines angeblich zu lauten Pfiffs zivil- und strafrechtlich belangt wurde, ist der Interessensgruppe, die keine offizielle Schiedsrichterorganisation ist, sauer aufgestoßen. Mangelnde Unterstützung der Verbände lautete im Nachgang ein Vorwurf.

Auf ihrer Internetseite bringt die "IG Schiedsrichter" ihre Forderungen folgendermaßen auf den Punkt: "Wir brauchen grundlegende Reformen zum Schutz der Schiedsrichter, Rechtsschutz und Unfallversicherung für ehrenamtliche Schiedsrichter, Kostenübernahme der Verbände im Schadensfall, Stellung eines Rechtsanwalts. Adäquate faire Aufwandsentschädigungen."

Forderungen, die auch von offiziellen Schiedsrichter-Gruppen grundsätzlich für gutgeheißen werden, doch viele Unparteiische werden sich aller Voraussicht nach dennoch nicht am Streik beteiligen.

Gut so, findet der Deutsche Fußball-Bund (DFB), der auf kicker-Anfrage unterstreicht: "Die Verbände vertreten die klare Position, dass es keine zielführende Maßnahme ist, den Amateurfußball für einen Spieltag lahm zu legen. Die Erfahrung zeigt, dass ähnliche Aktionen in der Vergangenheit zu keinen Verbesserungen geführt haben. Im Gegenteil: Sie schaden dem Fußball, speziell dem Amateurfußball."

Die IG hat kein offizielles Mandat, das sie ermächtigt, im Namen aller Schiedsrichter*innen zu sprechen.

Stellungnahme DFB

Die "IG Schiedsrichter" schreibt in ihrem Aufruf zwar: "Wir bitten um rege Teilnahme aller Amateur-Schiedsrichter in Deutschland. Nur so wird das Thema in den Verbänden hochgehalten und kann nicht unter den Tisch gekehrt werden."

Dass am kommenden Sonntag nun das große Chaos, ausgerechnet im Saisonendspurt, auf Deutschlands Sportplätzen ausbricht, ist laut DFB allerdings nicht zu befürchten: "Zu betonen ist, dass der Streikaufruf von keiner offiziellen Schiedsrichterorganisation kommt. In der Interessensgemeinschaft engagieren sich sicher Menschen mit viel Herzblut für die Sache, die nur das Beste für das Schiedsrichterwesen wollen. Allerdings hat die IG kein offizielles Mandat, das sie ermächtigt, im Namen aller Schiedsrichter*innen zu sprechen."

Daher, so der DFB, "haben wir aktuell auch keine Hinweise, die darauf hindeuten, dass die Schiedsrichter*innen bundesweit und flächendeckend dem Boykottaufruf des kommenden Spieltags folgen wollen".

Ein alarmierendes Signal

Gleichwohl nehme der Verband das Anliegen der Interessensgruppe sehr ernst: "Es ist nicht wegzudiskutieren, dass im Amateurfußball Schwierigkeiten und Herausforderungen im Schiedsrichter*innen-Bereich bestehen. Diese gilt es gemeinsam konstruktiv anzugehen. Die stetig sinkende Zahl der Unparteiischen ist ein alarmierendes Signal."

Allerdings werde die Situation nie verbessert werden können, wenn sich dem Thema ausschließlich negativ genähert wird."Hier gilt es neu und vorwärtsgerichtet zu denken - das gilt natürlich für die Verbände, aber auch für Vereine, Spieler*innen, Trainer*innen, Schiedsrichter*innen selbst und auch die Medien."

stw

Absoluter Ausnahmezustand: Der Amateurfußball in der Corona-Krise