Prags Trainer Jindrich Trpisovsky wechselte im Vergleich zur Nullnummer bei Sigma Olmütz zweimal: Kapitän Soucek, der zuletzt wegen einer Grippe gefehlt hatte, kehrte in die Mittelfeld-Zentrale zurück, zudem stand Stanciu wieder in der Anfangsformation. Für das Duo weichen mussten Takacs (Bank) und Tecl (nicht im Kader).
Inter-Coach Antonio Conte nahm gegenüber dem 3:0-Auswärtssieg beim FC Turin ebenfalls zwei Änderungen in der Startelf vor: Candreva und Borja Valero begannen anstelle von d'Ambrosio (Bank) und Barella (Knieverletzung).
Slavia druckvoll - Martinez eiskalt
"Es ist eine Schande, dass wir viermal gut gespielt haben, aber noch keinen Sieg verbuchen konnten. Das einzige, das mich interessiert, ist, zu gewinnen" erklärte Trpisovsky vor der Partie. Seine Worte sollten bei seinen Spielern Anklang finden: Slavia begann druckvoll und kam durch Soucek (5.) und Husbauer (6.) zu den ersten Chancen. Gerade bei Husbauers Kopfball fehlten nur wenige Zentimeter zur frühen Führung.
Die Gastgeber blieben auch in der Folge das aktivere und bissigere Team. Vor dem Tor fehlten aber erst einmal die Ideen für weitere zwingende Aktionen. Und Inter? Die Nerazzurri liefen den Gegner trotz der hohen Bedeutung des Spiels nur halbherzig an und agierten pomadig. Einzig Martinez sorgte für belebende Momente. Während der Argentinier mit seinem ersten Versuch noch knapp scheiterte (11.), saß der zweite. Nach Vorarbeit von Lukaku traf Martinez sehenswert mit dem ersten Kontakt aus der Drehung zum 1:0 (19.).
Erst 2:0, dann 1:1: VAR sorgt für kuriose Minuten
Slavia zeigte sich von diesem Rückschlag aber keineswegs geschockt und machte weiter Druck. Kurios wurde es dann in der 35. Minute: Zunächst freute sich Inter nach einem schweren Bock von Frydrych über das vermeintliche 2:0, um nur kurze Zeit später den Tschechen beim Jubel über das 1:1 zusehen zu müssen. Was war passiert? Inters Verteidiger de Vrij hatte Olayinka eine halbe Minuten vorher im eigenen Strafraum gefoult - Schiedsrichter Szymon Marciniak entschied aber zunächst auf Weiterspielen.
Das Spiel lief bis zum Lukaku-Treffer ohne Unterbrechung weiter. Der VAR hatte also erst während Inters Torjubel die Gelegenheit einzugreifen - und das tat er auch. Statt einer Zwei-Tore-Führung für Inter gab es Strafstoß für Prag, den Soucek zentral im Tor versenkte (37.).
Handanovics Parade zündet eine rasante Schlussphase
Nach dem Seitenwechsel benötigten beide Teams einige Zeit, um wieder auf Touren zu kommen. Eine Glanzparade von Handanovic war der Auftakt für eine rasante Schlussphase. Inters Schlussmann musste sich bei einem abgefälschten Masopust-Schuss ganz lang machen (63.). Wenige Sekunden später wäre dann wohl auch der Slowene geschlagen gewesen. Doch Traorés wuchtiger Versuch von der Strafraumgrenze flog haarscharf am Ziel vorbei (64.).
Auf der Gegenseite ließen zunächst Lukaku nach toller Vorarbeit von Candreva (65.) und dann Brozovic (68.) per starker Direktabnahme gleich zweimal den Querbalken erzittern. Ihr Trainer konnte es kaum fassen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Eine rasante Schlussphase entwickelte sich - mit dem besseren Ende für die Italiener.
Lukaku wird erneut ausgebremst
Frydrych, der einen gebrauchten Tag erwischte, ermöglichte die pure Ektase auf Seiten der Lombarden. Denn der Innenverteidiger rutschte als letzte Absicherung nach einem langen Ball von Lazaro unglücklich weg - Lukaku nutzte den Fehler und schob zum 2:1 ein (81.). Für die Entscheidung sorgte Martinez mit seinem zweiten Treffer des Tages. Der 22-Jährige verwerte eine Außenrist-Flanke von Lukaku volley zum 3:1 (87.). In den letzten Minuten warf Prag noch einmal alles nach vorne und kassierte kurz vor dem Schlusspfiff das vermeintliche 1:4 durch Lukaku (90.+3). Doch der Jubel des Belgiers wehrte erneut nicht lange. Wieder schaltete sich der VAR ein, wieder wurde Lukaku der Treffer im Nachhinein aberkannt. Damit blieb es beim 3:1 für Inter.
Für Slavia, das durch die Niederlage aus den europäischen Wettbewerben ausgeschieden ist, geht es am Sonntag (17 Uhr) gegen MFK Karvina weiter. Inter, das im finalen Vorrundenspiel den FC Barcelona im heimischen San Siro bezwingen muss, wenn es in die K.-o.-Runde einziehen möchte, hat zwei Stunden zuvor SPAL Ferrara zu Gast.