Amateure

TuS Immendorf im Pokalfinale: "Wir sind schon Gewinner"

Vor dem Derby gegen Rot-Weiß Koblenz

Siebtligist TuS Immendorf im Pokalfinale: "Wir sind schon Gewinner"

Jubel in der eigenen Kabine nach dem Halbfinale: Auch im Stadion Oberwerth will TuS Immendorf seine Erfolgsserie fortsetzen.

Jubel in der eigenen Kabine nach dem Halbfinale: Auch im Stadion Oberwerth will TuS Immendorf seine Erfolgsserie fortsetzen. Verein

42 Teams stehen am kommenden Samstag im Fokus, darunter: Sieben Drittligisten und 18 Regionalligisten. Seinem Anspruch gerecht, der große Tag für unterklassige Vereine zu sein, wird der "Finaltag der Amateure" eher für die 17 weiteren Mannschaften: 13 Oberligisten, drei Sechstligisten - und den TuS Immendorf, den einzigen Siebtligisten in der Runde. 

Finale Rheinland-Pokal

Ein Blick nach Koblenz: Samstags ab 14.15 Uhr steigt hier das Finale im Rheinland-Pokal. Es ist ein Derby, Immendorf, letzter Koblenzer Stadtteil vor dem Westerwald, empfängt im Stadion Oberwerth den Regionalligisten FC Rot-Weiß. "Der Underdog zu sein, macht Spaß", sagt Christian Bähr.

Underdog, das sind sie nicht zum ersten Mal. Bähr ist Abteilungsleiter beim TuS, für den schon der Halbfinal-Einzug im April ein "historisches Ereignis" war, wie er damals schilderte. Sensationell warf man da den Oberligisten TuS Koblenz raus - nicht das erste höherklassige Opfer im Turnierbaum.

Rot-Weiß im Aufwärtstrend

Nun also das Finale und damit weitere Aufmerksamkeit, vielleicht sogar deutschlandweit. "Die Stimmung ist entsprechend gut, es herrscht große Vorfreude", sagt Bähr, "denn auch was drumherum passiert, ist phänomenal". So bekam der Verein nach dem Halbfinalsieg Besuch vom Fernsehen, SWR-aktuell. "Ich gehe nicht auf den Platz , um zu verlieren, und ich will auch wenig dem Zufall überlassen", sagt Trainer Sascha Oestreich selbstbewusst in die Kamera. Der kommende Gegner, Rot-Weiß Koblenz, ist zwar frisch aus der Regionalliga abgestiegen, zeigte zuletzt dennoch einen klaren Aufwärtstrend. "Die Trainer haben ein paar Spiele gesehen, haben versucht, den Gegner zu analysieren", weiß Bähr. Dessen erfolgreiche Auftritte in der letzten Saisonphase haben sie in Immendorf natürlich mitbekommen: "Sie wollten zuletzt ihr Momentum nutzen, am Ende hat es für sie leider nicht ganz gereicht."

Das soll nun auch für Samstag gelten. "Wir gehen aber ganz demütig in die Partie. Lieber tief stapeln und dann das Unmögliche möglich machen", lautet Bährs Devise. Unmöglich scheint aber nicht etwa der Sieg gegen den Regionalliga-Absteiger, sondern einfach die Tatsache, dass sich ein Siebtligist für die DFB-Pokal-Hauptrunde qualifiziert. Wobei, wenn es denn tatsächlich so kommen sollte und Immendorf dürfte in Runde eins zum Heimspiel antreten, wäre der Verein schon Sechstligist. Denn am Ende der abgelaufenen Spielzeit der Bezirksliga Rheinland stand mit 14 Punkten Vorsprung die souveräne Meisterschaft. Erstmals in der Geschichte spielt der Verein ab Sommer in einer so hohen Klasse wie der Rheinlandliga. "Wir können alle stolz sein, Spieler, Trainer, Fans", sagt Bähr, "die Saison ist schon jetzt ein unglaublicher Erfolg."

Team bleibt zusammen

Und was nicht allen Aufsteigern gelingt: Der TuS hält seine Mannschaft zusammen, die ohnehin aus Kumpels bestünde, die einfach zusammen kicken wollten. "Ein Team für Fußballromantiker" also, wie Bähr schon im April sagte. Zwar habe man kürzlich zwei Akteure verabschiedet, "doch Manuel Blank will einfach kürzer treten. Und unser Kapitän Roman Cron ist 36, er will die Rheinlandliga nicht mehr auf sich nehmen, bleibt aber als Sportlicher Leiter. Der Rest der Mannschaft will das Abenteuer suchen", sagt Bähr.

Zunächst aber wartet das Abenteuer Pokalfinale - auch für den Anhang, der nach dem Halbfinalsieg die eine oder andere bengalische Fackel zündete, natürlich ein besonderes Ereignis: "Wie viele Zuschauer es von uns werden, kann ich nicht sagen, ich rechne mit 500 bis 800 Immendorfern", sagt Bähr. Plakate haben die schon gemalt, "Immendorf international" etwa wird darauf augenzwinkernd gleich der DFB-Pokal-Sieg gefordert, der direkt in die Gruppenphase der Europa League führen würde. "Und natürlich hoffen wir, dass viele Neutrale uns als klassentiefstem Team die Daumen drücken", sagt der Abteilungsleiter noch.

Falls es dann klappen sollte mit einem Sieg, würde er sich in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals einen der beiden großen Bundesligisten wünschen. Und falls es nicht reichen sollte? "Wie hat einer unserer Spieler kürzlich so treffend gesagt: Wir sind schon Gewinner!"

Jan Mauer