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Schweinfurt wehrt sich gegen Rechtsextreme auf der Tribüne

Regionalligist spricht Hausverbote aus

Schweinfurt wehrt sich gegen Rechtsextreme auf der Tribüne

Stimmung in der Kurve: Der 1. FC Schweinfurt 05 wehrt sich nun gegen mutmaßliche Rechtsextremisten auf der Tribüne.

Stimmung in der Kurve: Der 1. FC Schweinfurt 05 wehrt sich nun gegen mutmaßliche Rechtsextremisten auf der Tribüne. IMAGO/foto2press

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Es waren klare Worte von Markus Wolf: "Wir wollen bei uns im Stadion keine Neonazis. Beim FC 05 gilt: Kein Spielraum für Rechtsradikalismus und Rassismus." Diese Sätze verlas der Geschäftsführer und Hauptsponsor des Regionalligisten FC 05 Schweinfurt vor dem Derby gegen Würzburg Anfang Oktober. Inzwischen handelte der Verein auch und sperrte drei dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnende "Fans" aus. Zunächst unbefristet. "Wir haben das Hausverbot ausgesprochen zur Wahrung der allgemeinen Ordnung und der Sicherheit anderer Zuschauer", zitiert Anthony Killen, der Sicherheitsbeauftragte des FC 05, den Wortlaut des Schreibens an diese Personen. Künftig haben die Betroffenen keinen Zugang mehr zu Veranstaltungen und Räumlichkeiten des Vereins.

Ein Hausverbot ging an den mutmaßlich militanten Rechtsextremisten Marc R. aus dem nordbadischen Osterburken. Er war in den Schlagzeilen, weil er einen inzwischen wegen Verstoßes gegen das Dienstgeheimnis rechtskräftig verurteilten Zollbeamten, der ebenfalls der Fanszene des FC 05 zuzurechnen war, zur Herausgabe geschützter Adressen überredet hatte.

Eine knapp zwei Hand voll zählende Gruppe um R. trat mehrere Wochen regelmäßig bei Spielen des FC 05 auf und gab sich mit einer kleinen, schwarzen Fahne zu erkennen. Auf der stand "JSM - Jung, sportlich, motiviert" und das in der Szene bekannte Hooligan-H. Die Personen hatten sich auffallend desinteressiert an Spielverläufen gezeigt, rechtsextremistische Parolen hörte man von ihnen allerdings auch nicht.

Kontakte nach NRW und Thüringen

Nach Recherche der Main-Post finden sich zahlreiche Hinweise darauf, dass R. intensiv mit der rechtsextremen Kampfsportszene in Dortmund sowie der thüringischen Neonazi-Szene rund um die gewalttätige Gruppe "Knockout 51" aus Eisenach und der Hooligan-Truppe "Jungsturm Erfurt" vernetzt ist. Er selbst galt als Führungspersönlichkeit der inzwischen offenbar inaktiven rechtsextremen Vereinigung "Nordwürttemberg Sturm" (NWS), einer Unterorganisation der mittlerweile aufgelösten identitären "Jungen Revolution" (JR). Der Verfassungsschutz Baden-Württemberg schätzte den NWS als neonationalsozialistisch ein.

Der Verein hat vorsichtshalber eine dem Ordnungsdienst vorliegende Liste erstellt, die einschlägige Szene-Modemarken und verbotene extremistische Symbole ausweist. Personen, an denen entsprechende Artikel bei der Einlasskontrolle gesehen werden, wird der Zugang zum Stadion verwehrt.

Bedrohungen außerhalb des Stadions

Killen will mit allen Vereinen der Regionalliga Bayern Kontakt aufnehmen, um sie zu animieren, diesen Personen bei Auswärtsspielen des FC 05 ebenfalls den Zutritt zum Stadion zu verwehren. Den Fanbeauftragten zufolge distanzieren sich alle Fan-Gruppierungen entschieden von den Rechtsextremisten, durch die es außerhalb des Stadions zu verbalen Bedrohungen gegenüber anderen Fans gekommen sein soll.

Zuletzt waren Gruppe samt Fahne weder beim Heimspiel gegen Schalding-Heining, noch in Buchbach zu sehen. Verein und Fanszene wollen eigenen Angaben zufolge jedoch wachsam bleiben.

Michi Bauer

Die Stadien in der Regionalliga Bayern