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Wolf: "Dann kann ich gleich ins Casino gehen"

Nach dem Profi-Aus

Schweinfurt-Präsident Wolf: "Dann kann ich gleich ins Casino gehen"

Unterstützt den 1. FC Schweinfurt 05 seit mittlerweile 15 Jahren: Markus Wolf

Unterstützt den 1. FC Schweinfurt 05 seit mittlerweile 15 Jahren: Markus Wolf imago images/FAF

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Es ist kein einfacher Gang für Schweinfurts Präsident und Geldgeber Markus Wolf gewesen, der vor dem Interview in einem offenen Brief das Ende des Profitums beim unterfränkischen Regionalligisten erklärt hat. Der 54-jährige Möbelunternehmer wirkt gefasst. Er hat eine klare Meinung zum abrupten Kurswechsel, die er im Gespräch deutlich präsentiert.

Herr Wolf, Sie haben den FC 05 jetzt 15 Jahre mit großem Aufwand unterstützt. Zuletzt haben Sie fünf Jahre eine Mannschaft unter Profibedingungen finanziert. Sehen Sie Ihr Projekt als gescheitert an?

Wir haben in den letzten Jahren dreimal den DFB-Pokal erreicht, konnten mit unseren Fans im Sachs-Stadion einige wunderbare Fußballfeste feiern. Dass wir uns in der abgebrochenen Pandemie-Saison souverän in den Play-offs gegen Bayreuth und Aschaffenburg durchsetzen konnten, war ebenso ein tolles Erlebnis. Leider hat uns dann in den Aufstiegsspielen gegen den TSV Havelse (Anm.d.Red.: beide 0:1) das nötige Spielglück gefehlt. Ich bin seit vielen Jahren Unternehmer. Und man muss in schwierigen Zeiten die Realität akzeptieren, die Weichen entsprechend stellen und an umsetzbaren Konzepten arbeiten.

Unter mir als Präsident wird der Klub nicht in eine Insolvenz getrieben.

Markus Wolf (54) macht sich keine Sorgen um die finanzielle Zukunft des FC 05

Beim besten Willen: So leidenschaftlich wie Sie all die Jahre Ihr Ziel verfolgt haben, kann man sich kaum vorstellen, dass es das beim FC 05 nun gewesen sein soll.

Ich haben in meinem Brief deutlich gemacht, den Verein weiter zu unterstützen. Wir können die aktuelle Konzeption nicht fortführen, weil das wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Unter mir als Präsident wird der Klub nicht in eine Insolvenz getrieben.

Wie wird diese künftige Unterstützung denn aussehen?

Das lasse ich mir noch offen. Ich werde schauen, was genau passiert. Wenn man immer wieder beleidigt wird, verliert man irgendwann die Energie.

Würden Sie sich eingestehen, Fehler gemacht zu haben? Beispielsweise viele Jahre eine hohe, aber nicht ausreichende Summe investiert zu haben, statt einmal volles Risiko zu gehen ...

Was bedeutet denn volles Risiko? Mehr Geld ausgeben, als vernünftig ist? Und ohne Garantie, damit Erfolg zu haben? Dann kann ich gleich ins Casino gehen und mein Geld auf Rot oder Schwarz setzen. Das hat nichts mit seriösem Wirtschaften zu tun.

Sondern?

Man muss auch hier einen Schritt weiterdenken. Aus zwei Millionen mehr in der Regionalliga werden schnell mal vier Millionen in der 3. Liga. Das Geld muss auch irgendwo herkommen. Da schlittern die Vereine schneller in eine Insolvenz, als sie schauen können. Und sich als Klub nur auf die Lippenbekenntnisse der Stadt und der ansässigen Großindustrie zu verlassen, lässt das Risiko viel zu hoch werden.

Jetzt soll ein regionales Konzept greifen und eine Welle der Begeisterung auslösen ...

Fakt ist, dass das aktuelle Konzept weder vom Umfeld noch von der Industrie in dem Maße angenommen worden ist, um hier dauerhaft den Status Profifußball finanzieren zu können. Alles andere wird die Zukunft zeigen.

Apropos Zukunft: Kann es überhaupt funktionieren, plötzlich wieder in einem engeren Radius nach Talenten zu sichten? Die regionalen Klubs und Spieler könnten sich sehr wohl daran erinnern, jahrelang nicht gut genug gewesen zu sein für den FC 05.

Wir haben schon immer innerhalb der Region gesichtet und kennen die Spieler. Es hat nichts mit gut oder schlecht zu tun, sondern vielmehr mit der vereinsinternen Konzeption. Wenn ein Spieler mit Mitte bis Ende 20 eine gute Arbeitsstelle hat, zudem ein solides Einkommen verdient und nur abends trainieren kann und auch will, dann wird er eben beim Verein XY in der Region spielen. Je nachdem, was ihm dieser Verein für sein Hobby offeriert. Diese Spieler kicken nicht in anderen Vereinen, weil die Menschen dort vielleicht hübscher sind als in Schweinfurt. Sie bekommen teilweise mehr Geld als bei uns. Das ist die Realität.

Vielleicht engagiere ich mich mal in anderen regionalen Sportarten.

Schweinfurt-Präsident Markus Wolf (54)

Ganz ehrlich: Reut Sie der millionenschwere Aufwand?

Ich habe das damals schon aus Überzeugung gemacht und mache es auch weiterhin so. Aber ich muss zugeben: Vielleicht engagiere ich mich mal in anderen regionalen Sportarten. Dort, wo mehrere Personen und Unternehmer ein gemeinsames Ziel haben und man nicht auf sich alleine gestellt ist. Das macht deutlich mehr Spaß, vor allem, wenn ich dort etwas bewegen kann. Ich schätze den Sport sehr, es muss aber nicht immer der Fußball sein.

Michael Bauer

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