Int. Fußball

Auch die Hinausstellung auf Zeit: Was das IFAB alles plant

Jahrestagung der Regelhüter in London

Schutz von Schiris und Hinausstellung auf Zeit: Was das IFAB alles plant

Berater des IFAB: Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Pierluigi Collina.

Berater des IFAB: Der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Pierluigi Collina. imago images

Unter der Leitung von Ian Maxwell, dem Geschäftsführer des schottischen Fußballverbands, fokussierte sich das International Football Association Board, kurz IFAB, auf seinem "ABM" (Annual Business Meeting) nach eigener Aussage auf Maßnahmen "zur Verbesserung des Verhaltens" von Spielern und Verantwortlichen sowie solchen zur "Erhöhung des Respekts gegenüber Spieloffiziellen".

Ein im Oktober formulierter Vorschlag beispielsweise, wonach sich in bestimmten Spielsituationen einzig der Mannschaftskapitän an den Schiedsrichter wenden darf, werde unterstützt. Eine solche Regel existiert in ähnlicher Form im Rugby.

Darüber hinaus wurde vereinbart, dass vorübergehende Hinausstellungen - auch wegen Meckerns, Reklamierens sowie taktische Vergehen - auf höherer Ebene erprobt werden sollten, nachdem sie im Breitenfußball erfolgreich existieren. Damit hätten Unparteiische mehr Spielraum zwischen Ermahnung, Verwarnung (Gelb) und dem härtesten Mittel, dem Platzverweis in Form von Gelb-Rot oder Rot. Für die zeitlich begrenzten Platzverweise sollen nun Protokolle und ein System entwickelt werden, um die mögliche Maßnahme ernsthaft zur erproben. Ligen oder Verbände müssen bei solchen Tests eine Beteiligung aktiv anmelden - und eine Teilnahme an den Tests ist keine Pflicht.

Collina: "Es hat in den englischen Amateurligen funktioniert"

Der frühere Weltklasse-Referee Pierluigi Collina, beim Weltverband FIFA Chef der Schiedsrichter-Kommission und Mitglied des technischen Unterkomitees des IFAB, mahnte nach der Sitzung in London für die Einführung von Zeitstrafen eine möglichst unkomplizierte Handhabung des neuen Instrumentes an. "Es hat in den englischen Amateurligen funktioniert, aber jetzt geht es um ein höheres Niveau. Wir müssen dafür etwas entwickeln, das funktioniert und des Spitzenfußballs würdig ist", sagte der Italiener.

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Zu den diskutierten Maßnahmen gehörten auch die "strengere Anwendung der Spielregeln gegenüber Spielern und Trainern, die sich respektlos verhalten" sowie der "bessere Umgang mit Massenkonfrontationen". Auch dafür sollen klare Vorgehensweisen entwickelt werden.

Die Anwesenden seien zudem über den "erfolgreichen Versuch" informiert worden, Spieloffizielle mit Körperkameras auszustatten. Diese könnten künftig flächendeckend - vor allem auch in unteren Ligen - ein probates Mittel sein, "um von schwerem Fehlverhalten gegenüber Spieloffiziellen abzuschrecken" und zugleich Aufzeichnungen für etwaige Verhandlungen im Anschluss sammeln zu können.

Entwicklung halbautomatischer Abseitstechnologien soll fortgesetzt werden

Ein Themenblock behandelte auch den VAR. Dabei waren sich die Mitglieder einig, dass die Entwicklung halbautomatischer Abseitstechnologien fortgesetzt werden müsse, um die Offiziellen auf dem Feld zu unterstützen und die Entscheidungsfindung bei Abseitssituationen zu beschleunigen. Als erfolgreich wurde außerdem der FIFA-Versuch bewertet, bei dem Schiedsrichter nach einer VAR-Überprüfung die endgültige Entscheidung dem Publikum direkt mitteilen sollen. Eine feste Einführung wird geprüft.

Ian Maxwell

Ian Maxwell, der Geschäftsführer des schottischen Fußballverbands, hat das IFAB-Meeting geleitet. IMAGO/PA Images

Das IFAB diskutierte auch über potenzielle Strategien zur Verringerung des Zeitverlusts. Dabei kamen unter anderem die Sechs-Sekunden-Beschränkung für Torhüter, die Verzögerung des Wiederanpfiffs und der Umgang mit Verletzungen auf den Tisch.

Am 2. März entscheidet sich, was ab 1. Juli 2024 alles gilt

Eine mögliche Regeländerung umfasst außerdem das Handspiel. Dieses solle bei Elfmetern künftig in Bezug aufs Strafmaß genauso gehandhabt werden wie Fouls, die zu Elfmetern führen.

Die nächste Jahreshauptversammlung steigt am 2. März 2024 in Glasgow, "bei der alle vorgeschlagenen Änderungen der Spielregeln zur Genehmigung vorgelegt werden". Alle Änderungen, die dann grünes Licht erhalten, "werden ab dem 1. Juli 2024 in die Spielregeln aufgenommen", kündigte das IFAB an.

msc, mag

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