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Schiedsrichter nach Spiel angegriffen und schwer verletzt

Tumulte auch in Hessen und Baden-Württemberg

Schiedsrichter nach Bezirksliga-Spiel angegriffen und schwer verletzt

Mehrere Attacken gab es am Sonntag. Auch ein Schiedsrichter wurde verletzt (Symbolbild).

Mehrere Attacken gab es am Sonntag. Auch ein Schiedsrichter wurde verletzt (Symbolbild). imago sportfotodienst

Das Bochumer Bezirksliga-Spiel zwischen dem SV Phönix Bochum und dem CF Kurdistan endete am Sonntag nicht mit jenem 1:1, das am Ende als offizielles Resultat in die Ergebnisübersicht einging. Nach Abpfiff nämlich kam es zu gewalttätigen Szenen: Ein Trainer, ein Betreuer und ein Fan des CF Kurdistan sollen nach Polizeiangaben auf den Schiedsrichter losgegangen sein, hätten ihm die Pfeife aus dem Mund geschlagen und auf ihn eingetreten. Der 27-Jährige aus Hamm habe schwere Verletzungen erlitten, ein Rettungswagen habe ihn zur stationären Behandlung ins Krankenhaus bringen müssen.

Nicht Betreuer und Trainer, sondern ein Zuschauer sei für den Angriff verantwortlich gewesen, widersprach Diyar Hago, Geschäftsführer des CF Kurdistan, gegenüber der "Westdeutschen Allgemeine Zeitung" der Schilderung der Polizei. Auch der Vorsitzende des SV Phönix Bochum, Franz Peterkort, sprach von "außenstehende Idioten, die auf dem Fußballplatz nichts zu suchen haben." Das Bochumer Kriminalkommissariat jedenfalls hat einen Zeugenaufruf gestartet, um die Vorkommnisse zu klären.

Gewalt auch in Hessen

Derweil gab es, ebenfalls am Sonntagnachmittag, eine weitere gewaltsame Auseinandersetzung in Hessen. In Fulda kam es im Anschluss an die Kreisliga-Partie zwischen Frischauf und dem Türkischen SV (3:3) zu Tumulten.

Nach Abpfiff, so bestätigte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Osthessen auf kicker-Nachfrage, sei es zu Handgreiflichkeiten zwischen Spielern und Zuschauern gekommen, die den Platz gestürmt hätten. Ein Betreuer der Heimmannschaft, der schlichtend eingreifen wollte, sei infolgedessen von einem noch Unbekannten von hinten auf den Kopf geschlagen worden. Als die Ordnungskräfte am Wachtküppelweg eintrafen, habe sich die Stimmung laut der Polizeisprecherin bereits wieder beruhigt gehabt und der Verletzte sei versorgt worden. Der 46-Jährige, der über einen längeren Zeitraum bewusstlos gewesen sein soll, wurde ins Krankenhaus eingeliefert.

"Für was? Das ist Hobbyfußball! Wir kennen uns alle privat, haben vor dem Spiel noch gute Gespräche und dann passiert so etwas. So macht das keinen Spaß mehr", zeigt sich Besfort Tafolli, Spielertrainer von Frischauf, beim Amateurfußballportal "Torgranate" von den Vorfällen erschüttert und kündigte als Konsequenz an, nicht mehr gegen den Türkischen SV antreten zu wollen. Die Vorstandschaft des beschuldigten Vereins hingegen wies die Vorwürfe auf kicker-Anfrage zurück: Nicht einer ihrer Anhänger, sondern ein Mann aus dem Umfeld des Gegners sei für den Übergriff verantwortlich gewesen.

Schiri bricht Partie ab

In Baden-Württemberg hingegen brach ein Unparteiischer eine Kreisliga-B-Partie ab, weil er von Spielern beleidigt und als Rassist bezeichnet worden sei. In Alfdorf (Rems-Murr-Kreis) sei die Situation im Spiel zwischen der SG Alfdorf/Hintersteinenberg und dem TSK Türkgücu Schwäbisch Gmünd eskaliert. Nach Angaben der Polizei, als der Schiedsrichter einem Mitglied der Gästemannschaft kurz vor Spielende die Rote Karte zeigte. Anschließend sei der Unparteiische von Spielern der Gästemannschaft umringt und mehrfach beleidigt worden.

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll es bereits während des Spiels zu Beleidigungen auf beiden Seiten gekommen sein. Fans beider Mannschaften stürmten schließlich das Fußballfeld. Das Spiel stand am Ende 1:2. Beim Eintreffen der Polizei hatte sich die Situation den Beamten zufolge weitestgehend beruhigt.

Erschreckendes Lagebild: Gewalt nimmt zu

Erst jüngst hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) sein Lagebild zu Spielabbrüchen im Amateurfußball veröffentlicht, welches der Verband seit 2014 auf Basis der Online-Spielberichte von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern erheben lässt - mit einem beunruhigenden Ergebnis: In der Spielzeit 2021/22 gab es so viele Spielabbrüche wie noch nie. Von 0,05 Prozent ist der Anteil auf 0,075 Prozent gestiegen. Umgerechnet bedeutet das: Im Schnitt wurde jedes 1339. Spiel in der vergangenen Saison abgebrochen - ein Anstieg um 50 Prozent gegenüber der Spielzeit 2018/19 (letzte regulär beendete Saison vor der Corona-Pandemie).

jam, dw, dpa