Karel Geraerts, Trainer von Royale Union Saint-Gilloise, nahm nach dem 2:1-Auswärtssieg beim RFC Seraing vier Veränderungen vor: Sykes, Adingra, Nieuwkoop und Nilsson spielten für van der Heyden, Francois, Lapoussin und Boniface (alle Bank).
Bei den Gästen aus Berlin, die als Bundesliga-Spitzenreiter nach Belgien gereist waren, wechselte Coach Urs Fischer nach dem 2:1-Last-Minute-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach dreimal: Trimmel, Haraguchi und Michel durften für Puchacz, Schäfer und Jordan (alle Bank) von Beginn an ran.
Rechenspiele? Nicht mit Michel
Die Ausgangslage war für Union von Beginn an klar: Mit einem eigenen Sieg wären sämtliche Rechenspiele oder Blicke nach Braga hinfällig, der Einzug der Eisernen in die K.-o.-Runde der Europa League selbst durch einen Sieg der Portugiesen gegen Malmö nicht mehr zu nehmen. Und tatsächlich ging die Fischer-Elf früh in Führung und regelte ihr Schicksal damit selbst: Michel spitzelte die Kugel nach einer Becker-Flanke in den Kasten der Belgier (6.).
Mit dem 1:0-Vorsprung im Rücken spielte es sich für den Bundesliga-Spitzenreiter deutlich entspannter. Hinten hatte der Defensivverbund zunächst alles im Griff, vorne sorgten Becker & Co. immer wieder für Entlastung. Mit dem Torschrei auf den Lippen köpfte Abwehrmann Doekhi den Ball nach einer Ecke - anders als noch zuletzt im Gladbach-Spiel - aber über das Tor (14.).
Rönnow einmal geprüft, Rönnow einmal zur Stelle
Europa League - Gruppe D
Ein 2:0 hätte mit Sicherheit einige Nerven beruhigt. Denn nach etwas mehr als einer Viertelstunde wurde Saint-Gilles etwas mutiger, Union dagegen defensiv passiver und mitunter sorgloser. Die Belgier näherten sich so mehrfach dem Berliner Kasten an, ohne Rönnow aber ernsthaft zu gefährden.
Unions Entlastungsangriffe wurden mit zunehmender Dauer des ersten Durchgangs weniger und dazu auch ungefährlicher. Saint-Gilles hingegen legte in seinen Angriffen einen Gang zu: Adingra prüfte Rönnow aus abseitsverdächtiger Position (41.). Weil aber die Fahne des Assistenten spät nach oben ging und der Däne den Ball ohnehin parierte, ging es mit dem knappen 1:0-Vorsprung der Berliner in die Kabine.
Torwartwechsel bei Union - wenig Spielfluss auf dem Feld
Während Royale Union einen neuen Stürmer (Boniface) zur Pause brachte, musste Union Berlin Keeper Rönnow (Oberschenkel) verletzungsbedingt durch Ersatztorwart Grill ersetzen. Auch ein paar Union-Fans, die offiziell ausgeschlossen waren, machten sich kurz nach Wiederbeginn akustisch bemerkbar. Spielerisch tat sich in den ersten Minuten nach Wiederbeginn hingegen nur wenig. Erst nach einer knappen Stunde musste Grill erstmals wirklich eingreifen und tauchte bei Nieuwkoops Volleyschuss rechtzeitig ins kurze Eck ab (59.).
Weil Braga im Parallelspiel zu diesem Zeitpunkt schon mit 2:0 führte, stand fest, dass Union den Auswärtssieg zwingend benötigte. Durch die vielen Wechsel auf beiden Seiten kam Mitte des zweiten Durchgangs wenig Spielfluss auf, was dem Bundesligisten zu Gute kam.
Union rettet sich ins Ziel - Barça oder Juve in Köpenick?
Und so ging es in eine nach wie vor spannende Schlussviertelstunde in einem wenig ansehnlichen, aber dafür umso spannenderen Spiel, in dem die Berliner Defensive noch einmal ernsthaft gefordert wurde: Am Ende einer brenzligen Szene im Strafraum blockte Knoche einen Schuss für seinen bereits geschlagenen Keeper Grill (88.). Da die Fischer-Elf aber auch die dreiminütige Nachspielzeit überstand, zog sie in die Zwischenrunde ein und kann sich nach der Winterpause auf Gegner wie Barcelona, Juventus oder Ajax Amsterdam an der Alten Försterei freuen.
Royale Union Saint-Gilloise empfängt am Sonntag den KVC Westerlo (16 Uhr). Der 1. FC Union Berlin ist ebenfalls am Sonntag zu Gange: Ab 15.30 Uhr rollt der Ball in der BayArena zu Leverkusen, wenn die Eisernen von der Werkself aufs Feld gebeten werden. Am Montag, 7. November, blicken die Unioner dann gespannt auf die Europa-League-Auslosung.