Nichtangriffspakt
Russlands Nationaltrainer Fabio Capello vertraute ausschließlich auf Spieler, die in der heimischen Liga aktiv sind und ließ seine Jungs in einem 4-3-3-System auflaufen. Südkoreas Coach Myung-Bo Hong beorderte mit Jeong-Ho Hong (Augsburg), Ja-Cheol Koo (Mainz) und Heung-Min Son (Leverkusen) drei Bundesliga-Legionäre in die Startelf. Dong-Won Ji (Augsburg) musste 90 Minuten auf der Bank Platz nehmen.
Die ersten Minuten nutzen beide Seiten zum Abtasten, gingen kaum Risiken ein und attackierten sich erst im Mittelfeld. Deshalb gab es zunächst nur Ballgeschiebe zu sehen, in Strafraumnähe traute sich niemand. Die erste Halbchance kreierte Son, der aus 17 Metern knapp über die Latte feuerte (11.). Ansonsten hatte die "Sbornaja" zwar etwas mehr Ballbesitz, agierte in der Vorwärtsbewegung aber zu fehlerhaft. Die "Taegeuk Warriors" gewannen mehr Zweikämpfe, hingen dafür in der Spitze in der Luft und spielten deshalb viele horizontale statt vertikale Pässe. Entsprechend ereignislos plätscherte die Partie vor sich hin.
Viel Leerlauf und nur drei Minuten Spannung
Gruppe H - 1. Spieltag
Auch im weiteren Verlauf änderte sich an der defensiven Gangart beider Mannschaften nichts. Russland nahm das Heft zwar in die Hand, schaffte es aber nur ganz selten wirklich tief in die gegnerische Hälfte. Südkorea erwartete die Capello-Schützlinge erst ab der Mittellinie und lief den jeweils ballführenden Spieler dann an. Da die "Sbornaja" keinerlei Ideen hatte, um die tief stehenden Asiaten spielerisch zu knacken, ging es mit Standfußball weiter.
Für ein wenig Abwechslung sorgte das ein oder andere härtere Foul der "Taegeuk Warriors". So kam Russland immerhin zur ersten wirklichen Chance: Ignashevich donnerte einen 35-Meter-Freistoß aufs Tor, den Jung nicht sicher fangen konnte (31.). Durch diesen Hallo-Wach-Knaller schien das Spiel für ein paar Sekunden ein wenig anzuziehen: Zhirkov schoss aus 18 Metern links vorbei (33.), auf der anderen Seite wurde ein Distanzknaller von Koo haarscharf neben den rechten Pfosten abgefälscht (34.). Bis zum Halbzeitpfiff passierte dann wieder nichts mehr.
Akinfeev patzt, die Joker stechen
Unentschuldbar: Russlands Torwart Igor Akinfeev lässt einen 25-Meter-Schuss durch die Hände gleiten. Getty Images
Nach dem Seitenwechsel wurde die Begegnung etwas lebhafter: Fayzulin prüfte Jung mit einem Heber aus 30 Metern (46.), die folgende Ecke köpfte Berezutskiy ans Außennetz (47.). Auf der anderen Seite feuerten Koo (50.) und Ki (51.) aus der Distanz, scheiterten aber jeweils am wackeligen Akinfeev. Der Torwart wirkte auch bei einem 35-Meter-Freistoß von Young-Gwon Kim sehr unsicher und bereinigte die Szene erst im Nachfassen (57.). Da es beiden Mannschaften spielerisch nicht gelang, sich in die gegnerische Box zu kombinieren, blieben Fernschüsse das beliebteste Stilmittel: Kombarovs Aufsetzer wischte Jung ebenfalls wenig souverän nach außen weg (63.).
Die eher dürftige Torhüterleistung setzte sich fort und wurde folgenschwer: Der eingewechselte Keun-Ho Lee zog einfach mal aus 25 Metern ab, Akinfeev rutschte der unplatzierte und nicht wirklich harte Schuss völlig unerklärlich durch die Handschuhe - 1:0 (68.). Nun musste Capello reagieren und brachte mit Kerzhakov (71.) und Denisov (72.) zwei frische Offensivspieler. In der Folge entwickelte die "Sbornaja" die lang ersehnte Drangphase. So dauerte es nicht lange, bis der Ausgleich bejubelt werde durfte: Jung reagierte beim Schuss des ebenfalls eingewechselten Dzagoev erst noch klasse, war dann aber beim Abstauber von Joker Kerzhakov machtlos - 1:1 (74.).
Auch Tore lösen die Blockaden nicht
Wer die Hoffnung hatte, dass die beiden Treffer die anfänglichen Blockaden lösen würden, wurde enttäuscht. Nach wie vor gingen beide Seiten nur ein dosiertes Risiko ein und setzten lediglich auf vereinzelte Distanzschüsse. Der an diesem Abend erschreckend schwache Akinfeev wurde nicht mehr gefordert. So blieb es schlussendlich beim 1:1 - eine Punkteteilung, mit der sowohl die "Sbornaja" als auch die "Taegeuk Warriors" offenbar zufrieden waren.
Russland trifft im zweiten Gruppenmatch am Sonntag (18 Uhr MESZ) in Rio de Janeiro auf Belgien, Südkorea spielt am Sonntag (21 Uhr MESZ) in Porto Alegre gegen Algerien.