3. Liga

Rudi Bommer im Interview: "Der FCK muss höllisch aufpassen"

Der Drittliga-Experte spricht vor dem Traditionsduell FCK-1860

Rudi Bommer im Interview: "Der FCK muss höllisch aufpassen"

Hat die 3. Liga ganz genau im Blick: TV-Experte Rudi Bommer.

Hat die 3. Liga ganz genau im Blick: TV-Experte Rudi Bommer. imago images

Am Dienstagabend wird sich Rudi Bommer wieder auf den Weg ins Fritz-Walter-Stadion machen. Als Experte für den TV-Sender und Streaming-Anbieter "MagentaSport", wo das Duell zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und 1860 München frei empfangbar zu sehen ist, begleitet der frühere Nationalspieler die 3. Liga. Um den viermaligen Deutschen Meister aus der Pfalz macht sich der 63-Jährige derweil Sorgen.

Herr Bommer, Kaiserslautern hat sich nach dem Abstieg 2018 nicht träumen lassen, drei Jahre in der 3. Liga bleiben zu müssen. Droht in diesem Jahr sogar der Abstieg in die Regionalliga?

Die Situation ist auf jeden Fall nicht zu unterschätzen. Die vielen Unentschieden und dann immer mal wieder eine Niederlage, das ist sehr gefährlich. Sie sind in ihrem Spiel häufig recht gut organisiert, aber die Durchschlagskraft fehlt. Meiner Meinung nach hat man sich in Kaiserslautern schon zu Saisonbeginn sehr unter Druck gesetzt, davon hat sich auch der damalige Trainer Boris Schommers anstecken lassen. Das ist eine Sache, die sich dann auf die Mannschaft auswirkt. Man muss jetzt auf jeden Fall höllisch aufpassen.

Geht dessen Nachfolger Jeff Saibene besser mit der Situation um?

Gleich nach den ersten Spielen ist er ja sehr lautstark aufgetreten, hat, wie er selbst sagt, auch in der Kabine einige deutliche Worte abgefackelt. Wenn man solche Worte vielleicht wieder braucht, wie aktuell, verpufft das vielleicht schon mal. Auf mich wirkt er inzwischen schon etwas unruhig. Er nimmt die Mannschaft immer wieder in die Pflicht, das ist auch richtig, vor allem intern. Ein Trainer ist aber auch da, um für Ruhe und Stabilität zu sorgen. Dann musst du auch mal den Druck und den Fokus weg vom Team lenken und auf dich nehmen.

Dabei haben die Neuzugänge in diesem Sommer, ob Kenny Prince Redondo, Marvin Pourié, Marlon Ritter oder auch Marius Kleinsorge in den letzten Jahren ihre Qualität durchaus unter Beweis gestellt. Warum kommt der FCK dennoch nicht in Fahrt?

Es ist immer ein neues Umfeld. Man braucht dann auch als neuer Spieler ein Stück weit, um sich zu integrieren. Eine Harmonie muss sich einstellen. Auch der Druck ist in Kaiserslautern höher als woanders. Damit kommt nicht jeder so gut klar.

Bei den Münchner Löwen läuft es bedeutend besser. Sie spielen vorne mit, aber noch fehlt die Konstanz. Ist 1860 dennoch ein ernstzunehmender Aufstiegsaspirant?

Dafür sind sie mir zuletzt etwas zu sehr abgefallen in ihren Leistungen. Sie sind ja super gestartet, waren ganz oben dabei, haben dann aber so eine kleine Durststrecke gehabt. Jetzt am Wochenende ist ihnen natürlich wieder ein kleiner Befreiungsschlag gelungen. Sie waren beim 5:0 gegen Mannheim taktisch gut eingestellt. Und Sascha Mölders ist vornedrin natürlich immer noch ein Fuchs.

Dass Sascha Mölders mit seinen 35 Jahren nicht erst seit dem Hattrick gegen Mannheim zu den besten Stürmern der 3. Liga gehört, was sagt das über das Niveau der 3. Liga aus?

Er hatte ja im letzten Jahr mit dem Gedanken gespielt aufzuhören, es freut mich, dass er es nicht getan hat. Denn erfahrene Spieler wie er oder Moritz Stoppelkamp in Duisburg prägen diese Liga und geben ihr sogar nochmal eine Extraportion an Qualität. Die vielen jungen Spieler können sich extrem viel abschauen. Natürlich können wir über das Alter diskutieren, aber was sind 35 Jahre? Ich selbst habe mit 39 noch in der Bundesliga gespielt. Das Auge für das Spiel, die Erfahrung, die Qualität, das bleibt. Wenn man sich die jüngsten Tore von Sascha ansieht, da können sich die jungen Spieler mal was abschauen.

Kaiserslautern steht nach dem Sturz in die Abstiegszone gehörig unter Druck. 1860 dürfte nach dem 5:0-Erfolg über Mannheim beflügelt auf den Betzenberg kommen. Was erwarten Sie für ein Spiel?

Es ist trotzdem ein offenes Spiel. Aber Kaiserslautern hat erst ein Heimspiel gewonnen, die müssen jetzt schon ordentlich Gas geben. Auch weil 1860 durch die gestandenen Spieler in seiner Spielanlage abgezockter ist. Da muss Kaiserslautern sich in Acht nehmen. Für München wäre es jetzt sehr wichtig, nachzulegen, um nicht wieder in ein Auf und Ab zu kommen und sich stattdessen oben festzubeißen.

Die Regionalliga ist derzeit näher an der 3. Liga als die 3. Liga an der 2. Liga.

Rudi Bommer

Betrachten wir die ganze Liga, mehr als ein Drittel der Saison ist absolviert. Was sind für Sie die bisher größten Überraschungen?

Ich habe gedacht, dass Duisburg eine bessere Rolle spielt. Aber die Mannschaft präsentiert sich bisher nicht als Einheit. Die vielen Neuzugänge, das braucht seine Zeit. Aber das Positive, womit ich nicht in dieser Form gerechnet habe, ist die gute Rolle der Aufsteiger. Mir war bewusst, dass es gerade in der Vorrunde unangenehm wird, gegen sie zu spielen, aber ich dachte, sie würden mehr Federn lassen. Aber das machen sie nicht, im Gegenteil. Da muss man schon sagen: Die Regionalliga ist derzeit näher an der 3. Liga als die 3. Liga an der 2. Liga, wenn ich mir die Aufsteiger Würzburg und Braunschweig dort ansehe.

Apropos Aufsteiger: Saarbrücken war vor der Saison schon ihr Geheimfavorit. Was ist dort das Erfolgsrezept?

Die Schweißperlen nach dieser Aussage sind inzwischen abgefallen (lacht). Nein im Ernst: Saarbrücken hat mich letztes Jahr schon im DFB-Pokal überzeugt und ich kannte sie ja auch aus der Regionalliga aus den Spielen gegen Hessen Dreieich. Für mich zeichnet sich eine Mannschaft auch dadurch aus, ob sie das Spiel selbst aufziehen kann, auch gegen tiefstehende Gegner. Wir haben uns damals zurückgezogen und dennoch hat Saarbrücken uns eingeigelt und einen guten Ball gespielt. Das war damals schon eine ihrer Stärken. Darüber hinaus haben sie sich clever verstärkt.

Im letzten Jahr hat bereits Waldhof Mannheim als Aufsteiger für Furore gesorgt. Jetzt eben Saarbrücken. Zeigt das, wie wichtig ein eingespielter Kern in dieser Liga ist?

Absolut. Das mag jeder Trainer, wenn du deine Achse behältst und du das Team drumherum ergänzen kannst. Erst recht in einer so engen und ausgeglichenen Liga.

Wenn Sie die Entwicklung der Liga betrachten, was das Niveau und auch die Einsatzzeiten der jungen Akteure angeht, ist man da weiter auf dem richtigen Weg?

Wir sprechen ja nicht umsonst von der besten 3. Liga der Welt. Taktisch ist man in den meisten Fällen weiter auf einem hohen Niveau, da können junge Spieler richtig gut geschult werden und dementsprechend viel lernen. Und was ich eingangs schon gesagt habe, bringen die erfahrenen Spieler, die jedes Team hat, die Mannschaft und die jungen Spieler nochmal weiter. Von der Spannung ganz zu schweigen. Ich finde die Liga gerade deswegen so hochinteressant, da du dich nie in Sicherheit wiegen kannst. Ob Aufstieg, Mittelfeld oder Abstieg, das entscheiden teilweise nur Nuancen.

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