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Renner im Interview: "Ich war am Ball nie der Messi"

Dauerbrenner beim LASK

Renner im Interview: "Ich war am Ball nie der Messi"

Läuft seit 2019 für den LASK auf: Rene Renner.

Läuft seit 2019 für den LASK auf: Rene Renner. GEPA pictures

Herr Renner, wissen Sie, wer in dieser Saison bislang die meisten Ballaktionen aller Spieler hatte?

Nein, weiß ich nicht. Aber wenn Sie mir die Frage so stellen, werde ich vermutlich vorne dabei sein.

Richtig. Sie stehen mit 943 Ballaktionen sogar an den Spitze. Was bedeutet eine Statistik wie diese für Sie?

Ich glaube, dass das nicht allzu viel aussagt. Es freut mich natürlich, dass ich oft den Ball habe. Wichtiger ist aber, was ich mit ihm mache. Einige Aktionen könnten schon noch besser sein. Ich will einfach der Mannschaft helfen - egal, wie viele Ballkontakte ich habe.

Sie gelten generell als äußerst fleißiger und konstanter Spieler. Woher kommt das?

Ich war am Ball nie der Messi. Ich weiß einfach, was ich gut kann. Ich laufe viel und bin gerne unterwegs. Die geradlinigen Dinge sind eher meine Stärken. Auf diese beziehe ich mich schon seit Jahren - und das funktioniert eigentlich relativ gut.

In dieser Saison standen Sie in sämtlichen elf Bundesligaspielen auf dem Platz. Während andere Spieler Woche für Woche um ihren Platz in der Startelf kämpfen müssen, scheinen Sie mehr als nur gesetzt zu sein. Besteht dadurch die Gefahr, in den Trainingseinheiten eine Spur nachlässiger zu werden?

Ich schaue, dass es nicht dazu kommt. Es freut mich natürlich, dass der Trainer auf mich baut. Ich muss dennoch meine Leistung auf den Platz bringen. Das funktioniert einmal gut und einmal weniger gut. Ich versuche schon seit Jahren, das konstant durchzusetzen und habe daher auch noch einen privaten Athletiktrainer. Ich versuche, mehr zu machen als die anderen. So kann ich konstant bleiben und meine Leistungen bringen.

Für den LASK lief es nach dem starken Saisonstart zuletzt nicht mehr nach Plan, mittlerweile ist die Mannschaft bereits seit fünf Spielen sieglos. Worauf führen Sie diesen Einbruch zurück?

Wir sind relativ gut in die Saison gestartet. Wir hatten auch öfters das Quäntchen Glück und den Spielverlauf auf unserer Seite. Wir haben zudem gute Leistungen gezeigt, das war in den letzten Spielen dann eher nicht mehr der Fall. Wenn man das Hartberg-Spiel (0:3-Niederlage, Anm.) hernimmt, müssen wir da in der ersten Halbzeit eigentlich drei oder vier Tore schießen. Dann entwickelt sich das Spiel in eine komplett andere Richtung. Der Ball will derzeit einfach nicht ins Tor. Trotzdem müssen wir uns an der eigenen Nase nehmen, weil es in der zweiten Halbzeit besser gegangen wäre. Es zieht sich durch, dass wir in den letzten Spielen zu inkonsequent waren. Wir müssen wieder in die Spur finden.

Ich als Spieler kann nur sagen, dass es nichts Schöneres gibt, als viel zu spielen und wenig zu trainieren.

Rene Renner

Sie haben gerade die fehlende Konsequenz vor dem Tor angesprochen. Gibt es abgesehen davon noch Punkte, die im Vergleich zum Saisonbeginn nicht mehr so gut funktionieren?

Ich möchte das nicht nur auf das Toreschießen beziehen. Wir haben auch viel zu einfach Gegentore erhalten. Da müssen wir uns in der Abwehr an der Nase nehmen. Ich glaube, dass wir zu Saisonbeginn in einem Flow waren. In diesen müssen wir wieder hineinfinden. Man sieht in jedem Spiel, dass wir nicht weit weg sind. Jedes Spiel ist auf der Kippe und kann auch in die andere Richtung gehen. Siehe Salzburg. Da machen wir zum Schluss den Fehler, ansonsten hätten wir dort gewonnen. Gegen Hartberg waren wir in der ersten Halbzeit klar besser. Hätten wir diese Partien gewonnen, würde es komplett anderes aussehen. Wir dürfen nicht verzweifeln und müssen weiter an uns arbeiten. Dann kommen die Ergebnisse wieder zurück.

Angesichts der Doppelbelastung von Salzburg, Sturm und Austria Wien hat der LASK im Herbst einen Vorteil auf seiner Seite. Schmerzt der aktuelle Negativlauf daher umso mehr?

Das kann man sehen, wie man will. Wir hatten das in den vergangenen drei Jahren auch immer. Ich als Spieler kann nur sagen, dass es nichts Schöneres gibt, als viel zu spielen und wenig zu trainieren. Natürlich haben wir körperlich einen Vorteil, am Anfang der Saison haben wir das auch gut gemacht. Wir dürfen jetzt nicht auf die anderen schauen. Wir müssen in nächster Zeit einfach wieder Spiele gewinnen. Denn wir hoffen darauf, im nächsten Jahr auch wieder international dabei zu sein.

Aktuell sorgt Salzburg in der Champions League für Furore. Wie bewerten Sie die Leistungen der Salzburger?

Man muss vor Salzburg jedes Jahr aufs Neue den Hut ziehen. Sie haben mehr Möglichkeiten als die anderen Vereine, verkaufen aber jedes Jahr viele Spieler und machen das sehr, sehr gut. Sie haben jetzt auch ihre jüngste Champions-League-Mannschaft der Vereinsgeschichte auf den Platz geschickt. Für den österreichischen Fußball freut es mich natürlich, dass uns Salzburg so gut vertritt.

Auf der Linksverteidigerpositon scheint es weltweit, aber insbesondere in Österreich einen Mangel an guten Spielern zu geben. Worauf führen Sie das zurück?

Schwer zu sagen. Vermutlich müsste man mit Scouts reden, weil ich nur wenig dazu sagen kann. Der größte Unterschied ist aber sicher, dass es weniger Link- als Rechtsfüßer gibt. Ich war zu Beginn meiner Karriere auch offensiver und ich denke, dass das bei Linksfüßern oft so ist. Denn auch offensiv fehlen die linken Füße. Ich sehe das aber auch so: In der Bundesliga und weltweit gibt es wenige Spieler, die diese Position top ausfüllen können.

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Welche Herausforderungen bringt diese Position Ihrer Erfahrung nach mit sich?

Keine anderen als die rechte Verteidigerposition. Der größte Unterschied ist einfach, dass es rechts viel mehr Spieler gibt. Dadurch ist die Dichte auf der linken Seite nicht so groß und die Auswahl geringer.

Wie sehr wurmt es angesichts dieser Ausgangslage, dass es bislang dennoch zu keiner Einberufung ins österreichische Nationalteam gekommen ist?

Ich glaube, dass jeder Spieler diesen Traum hat. Das gilt auch für mich. Bis jetzt hat es nicht gereicht. Vielleicht bekomme ich irgendwann einmal die Möglichkeit. Ich werde weiter hart dafür arbeiten. Dann sieht man eh, was sich ergibt.

Gab es mit Teamchef Ralf Rangnick bereits Kontakt?

Nein.

Sie sind mittlerweile seit 2019 beim LASK und haben noch einen Vertrag bis 2024. Weswegen fühlen Sie sich beim Verein derart wohl?

Ich komme ja aus Oberösterreich und war beim LASK schon als kleines Kind im Stadion. Es war immer mein Traum, für den LASK zu spielen. Dieser Traum hat sich 2019 dann erfüllt. Ich habe hier alles: meine Familie, meine Freunde und meine Wohnung. Für einen heimischen Fußballer gibt es nichts Schöneres, als für den oberösterreichischen Klub schlechthin zu spielen.

In der Saison 2016/17 liefen Sie für den Stadtrivalen Blau-Weiß Linz auf. Welche Rolle hat die Rivalität der beiden Vereine bei Ihrem Wechsel gespielt?

Bei mir was das kein großes Thema. Es war für mich damals ein guter Schritt, zu Blau-Weiß zu gehen. Das hat mir in meiner Karriere sicher weitergeholfen. Das ist auch ein sehr guter Verein. Ich freue mich aber, jetzt beim LASK zu sein.

Es wäre für die Stadt Linz sicher eine coole Sache, wenn beide Vereine oben wären.

Rene Renner

Wie sind die Fans mit Ihrer Blau-Weiß-Vergangenheit umgegangen?

Ich habe nichts gemerkt. Das war für mich eine gute Station, weil ich mich dort gut entwickelt habe. Ich bin froh, dass ich dort spielen durfte. Ich habe dann (von Mattersburg, Anm.) den nächsten Schritt zum LASK gemacht. Da haben die Fans keine Rolle gespielt.

Blau-Weiß Linz hat in der 2. Liga einen verkorksten Start hingelegt und rangiert aktuell nur auf Platz neun. Das erklärte Saisonziel ist der Aufstieg. Würden auch Sie sich diesen wünschen?

Es wäre für die Stadt Linz sicher eine coole Sache, wenn beide Vereine oben wären. Mal schauen, wie sich die Saison für Blau-Weiß entwickelt. Sie hinken jetzt ein bisschen hinterher, aber wenn sie einen positiven Lauf bekommen, kann es leicht sein, dass wir uns im nächsten Jahr in der Bundesliga treffen.

Zurück zu Ihnen: In Ihrer Vita fehlt noch eine Auslandsstation. Wie sehr würde Sie dieser Karriereschritt noch reizen?

Daran habe ich noch nicht wirklich gedacht. Ich lebe im Jetzt und fühle mich hier sehr wohl. Man weiß aber nie, was die Zukunft bringt. Im Fußball geht es oft sehr, sehr schnell. Vielleicht wären ein, zwei Jahre im Ausland aber cool, weil man sicherlich viel Lebenserfahrung sammelt.

Vorerst greifen Sie aber noch mit dem LASK an. Welche Ziele verfolgen Sie in dieser Saison?

Wir wollen auf alle Fälle im Cup überwintern. Es gibt dort die Möglichkeit, über wenige Spiele das internationale Geschäft sowie einen Titel in Österreich zu erreichen. Das ist natürlich auch unser Ziel. Zudem wollen wir bis zur Winterpause natürlich viele Punkte holen. Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, weil ein guter Spirit in der Mannschaft ist. Ich gehe sehr positiv in die kommenden Wochen. Wir werden versuchen, in diesem Jahr noch so viele Siege wie möglich zu holen.

Interview: Nikolaus Fink