Nordost

Zimmermann: Aus der Nachtschicht auf den Platz und zurück

Lebensversicherung der strauchelnden Zwickauer

Rekordtorschütze Zimmermann: Aus der Nachtschicht auf den Platz und zurück

Marc-Philipp Zimmermann (rechts) mit Coach Rico Schmitt: "Was 'Zimbo' leistet, kann man nicht hoch genug anrechnen."

Marc-Philipp Zimmermann (rechts) mit Coach Rico Schmitt: "Was 'Zimbo' leistet, kann man nicht hoch genug anrechnen." IMAGO/Picture Point

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"Ich habe immer daran geglaubt, nochmal für meinen Herzensverein spielen zu können", sagte Marc-Philipp Zimmermann bei seiner Vorstellung Mitte August dieses Jahres. Zwickau ist sein Revier, in doppelter Hinsicht. Hauptberuflich arbeitet der 33-Jährige als Polizist, fährt in den Straßen der Stadt Streife. Nach der Arbeit oder davor, je nachdem wie der Dienst im Drei-Schicht-System liegt, schnürt er die Schuhe für den Drittligaabsteiger. Dazu ist "Zimbo" zweifacher Familienvater, sodass er Woche für Woche ein enormes Pensum abspult.

"Was 'Zimbo' leistet, kann man nicht hoch genug anrechnen. Er hatte die komplette Woche über Nachtschicht. Dann arbeitet er hier in Cottbus 90 Minuten Fußball, schießt das Tor. Ich würde mir wünschen, dass von den jungen Leuten der eine oder andere mehr in die Bresche springt", sagte sein Trainer Rico Schmitt nach dem 1:3 bei Energie Cottbus. Zimmermann kam aus der Nachtschicht, bestritt die Regionalliga-Partie und schob danach die nächste Nachtschicht.

Nicht anders gelagert war es beim 3:2 gegen Hansa Rostock II, als der Ordnungshüter erst Streife fuhr und dann doppelt traf. "Ich hatte von 18 Uhr bis 2 Uhr Dienst, dann fünf Stunden Schlaf. Hat heute wieder gepasst", bemerkte Zimmermann im Anschluss mit einem verschmitzten Lächeln.

Die Ausnahme im Kader

Der gebürtige Spremberger ist der Einzige im Kader, der voll berufstätig ist. Dass er im Landespokal gegen Roßwein aus Dienstgründen passen musste, ließ sich dadurch nicht vermeiden. Zimmermann wusste, was auf ihn zukam, aber, wie eingangs erwähnt, Zwickau ist für ihn nicht irgendein Verein. Es besteht eine innige Bindung zur Fanszene. Klar, sorgte er doch vor etwas mehr als sieben Jahren mit seinen Toren maßgeblich für den erstmaligen Drittliga-Aufstieg der Schwäne. Dort waren ihm nur zwölf Einsätze (ein Tor) vergönnt, ehe er mangels Perspektive zum VfB Auerbach wechselte.

Die zweite Chance, Zimmermann verlor nie den Glauben an sie, ließ lange auf sich warten. In der Zwischenzeit schwang er sich zum Rekord-Torjäger der Regionalliga Nordost auf, traf zwischen der Rückrunde 2017 und der Spielzeit 2021/22 sechsmal zweistellig für die Vogtländer. Aktuell liegt sein Rekord bei 17 Treffern (2017/18). Doch der könnte ernsthaft in Gefahr geraten, denn aktuell steht "Zimbo" schon bei fünf Toren - bei nur sechs Einsätzen.

Doch nicht nur das macht ihn nach dem XXL-Umbruch im Sommer zu einem Eckpfeiler, sondern auch die Art, wie er die Dinge angeht und vorangehen will. "Die Jungs haben alle ein enormes Talent. Sie brauchen Führungskräfte und ein starkes Trainerteam, die sie unterstützen. Das haben sie hier", so Zimmermann.

Michael Thiele

Alle Torschützenkönige der Regionalliga Nordost