Int. Fußball

Reals neuer Benzema? Bellingham blüht in neuer Rolle auf

Engländer spielt offensiver und erweist sich als treffsicher

Reals Benzema-Ersatz? Bellingham blüht in neuer Rolle auf

Überzeugt bei Real in neuer Rolle: Jude Bellingham.

Überzeugt bei Real in neuer Rolle: Jude Bellingham. IMAGO/NurPhoto

In Dortmund war Jude Bellingham (20) eine prägende Figur im Mittelfeld, der junge Brite agierte als "Box-to-Box"-Spieler - und avancierte zu einem der besten "Ballschlepper" europaweit. Im Sommer folgte dann der Wechsel zu Real Madrid - für satte 103 Millionen Euro. Es war eine hohe Investition der Königlichen, aber ganz offensichtlich eine, die sich auszahlt. Denn Bellingham legte in Madrid noch eine Schippe drauf. "Ich glaube, ich bin zehnmal besser als letzte Saison", sagte er den Vereinsmedien nach seinem tollen Auftritt am 2. Spieltag in Almeria (3:1). Es sollte nicht die letzte Gala von ihm gewesen sein.

Bereits jetzt steht fest: Bellingham hat in Madrid voll eingeschlagen, allerdings ist der Real-Bellingham ein anderer als der BVB-Bellingham: Unter Carlo Ancelotti ist der Ausnahmekönner nämlich etwas seltener am Ball, dafür sprintet er umso mehr - und agiert weiter vorne. 

Nominell spielt Bellingham auf der Zehn, ein klassischer Zehner ist er aber nicht, dafür ist der Madrider Angriff zu sehr auf seinen Torriecher angewiesen. Nach dem Abgang von Karim Benzema war in der spanischen Hauptstadt klar, dass bei Real nach 14 Jahren mit dem Franzosen eine neue Zeitrechnung beginnen würde. Handlungsbedarf gab (und gibt) es auf der Mittelstürmerposition, verpflichtet wurde nämlich nur Joselu (33), der eher als fähiger Back-up eingeplant ist. Er kann Benzemas Tore nicht alleine abfangen.

Die Spieler sind wichtiger als das System

Eine 9 von Format hat Real derzeit nicht im Kader, Vinicius Junior und Rodrygo kommen im neuen 4-3-1-2, das Carlo Ancelotti wählt, um seine besten Spieler auf dem Platz zu haben, eher aus der Tiefe und gerne über die Flügel. Jemanden, der im Zentrum die gegnerischen Innenverteidiger bindet und diese Räume immer wieder besetzt, gibt es daher nicht - oder etwa doch?

Carlo Ancelotti

Passt sein System an seine Spieler an: Carlo Ancelotti. IMAGO/PanoramiC

Nominell zählt Bellingham zum verjüngten Mittelfeld, wo Aurelien Tchouameni (23) den Sechser gibt, auf den Halbpositionen bislang Fede Valverde (25) und Eduardo Camavinga (20) auflaufen, während die Routiniers Luka Modric (37) und Toni Kroos (33) inzwischen überwiegend eingewechselt werden. Auf der Spitze der Raute, die bei Real aber nie starr ist und mal zu einem Quadrat, einer Linie oder einem Trapez wird, sitzt Bellingham. Und denkt eher nach vorne als nach hinten.

Schlüsselrolle für Bellingham

Gegen den Ball agieren die Königlichen oft in einer fixeren Raute, üben so mehr Druck auf die gegnerische Deckung aus. Bellingham kommt dabei die Aufgabe zu, als Erster ins Angriffspressing zu gehen. Bälle erobern ist ohnehin etwas, das er schon in Dortmund bestens konnte - in Madrid ist das nicht anders. Immer wieder sorgt der Engländer für Ballgewinne, die dann Ausgangspunkt gefährlicher Umschaltmomente sind.

Und dann wird es richtig interessant. Wenn Real im neuen 4-3-1-2 den Ball hat, schieben die Außenverteidiger an und sorgen dafür, dass das Spiel breit wird. Die Mittelfeldspieler genießen viele Freiheiten, während die zwei nominellen Stürmer oft in den Halbräumen agieren, der momentan verletzte Vinicius Jr.  weicht sogar weiterhin gerne auf seinen geliebten linken Flügel aus. Der Strafraum ist dabei oft unbesetzt - genau da kommt Bellingham ins Spiel.

Reals Tausendsassa, der eigentlich überall mal auftaucht, schleicht sich dann immer wieder aus der Tiefe genau in diese Freiräume - und gibt auf einmal den Neuner; er ist ein Schattenstürmer, also jemand, der normalerweise hinter einer nominellen Spitze, in Reals Fall sind es sogar zwei, agiert, im Strafraum dann aber zu einem wichtigen Ziel- und Abschlussspieler mutiert. Während er gleichzeitig der Spieler ist, der Reals Offensivakteure durch sein scharfsinniges Kombinationsspiel verbindet.

Es ist - besonders für einen 20-jährigen Neuzugang - eine sehr anspruchsvolle Rolle, die der mit hoher Spielintelligenz und Instinkt ausgestattete Bellingham aber exzellent ausfüllt. Und die ihn schon auf Anhieb tatsächlich auf ein neues Level gehoben hat. An den ersten vier Spieltagen traf er immer, erzielte insgesamt fünf Tore, war mehrfach Matchwinner. Eine Auftakt-Bilanz, die Real Madrid so letztmals von Cristiano Ronaldo sah. Und mit dem Portugiesen musste sich Real um die Torausbeute nie sorgen.

drm, nba

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