Champions League

Lerneffekt bei Real Madrid: Das Zutun der "Pavones"

Nacho, Vazquez und Carvajal glänzen

Real Madrid im Wandel: Das Zutun der "Pavones"

Zusammen 98 Jahre alt: Nacho, Lucas Vazquez und Dani Carvajal (v. li.).

Zusammen 98 Jahre alt: Nacho, Lucas Vazquez und Dani Carvajal (v. li.). imago images (3)

Die vielleicht berühmteste Mannschaft, die Real Madrid bisher hatte, war eine der erfolglosesten. Florentino Perez war zu Beginn des 21. Jahrhunderts schon einmal Vereinspräsident gewesen, als er die Königlichen durchaus auch zur besten, vor allem aber zur berühmtesten Vereinsmannschaft der Welt formen wollte. Die "Galacticos" waren geboren.

Die angedachte Erfolgsmischung des Bauunternehmers benannte dieser damals selbst als "Zidanes y Pavones". All der Etat sollte in die Ablösen und Gehälter der großen Offensivstars wie Zinedine Zidane fließen, die Defensivarbeit sollte dafür von kostenarmen Eigengewächsen wie Innenverteidiger Francisco Pavon verrichtet werden. Ein Balanceakt.

Die neuen "Galacticos" sind jünger

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Doch Perez trieb diese Kaderpolitik mehr und mehr auf die Spitze, kaufte 2003 in David Beckham auch noch den vierten Offensiv-Star, der seinen Zenit mindestens schon erreicht hatte, verkaufte in Claude Makelele auch noch den letzten Stabilisator im Mittelfeld - und fand einfach keine Pavones vor. Sogar Pavon selbst konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Wahrscheinlich wurde dieser Part auch einfach nicht ernst genug angegangen. Das Galactico-Projekt scheiterte, Perez trat im dritten titellosen Jahr 2006 zurück.

Seither hat sich beim Rekordsieger der spanischen Meisterschaft und der Champions League einiges getan. Schon die Erfolgsmannschaft unter dem Trainer Zidane, die zwischen 2016 und 2018 dreimal hintereinander die Königsklasse gewann, war deutlich ausgewogener als zuvor. Neue "Galacticos" wie Jude Bellingham, Endrick oder ab Sommer wahrscheinlich Kylian Mbappé haben in ihren Karrieren noch etwas zu beweisen - und Pavones gibt es jetzt wirklich in der Mehrzahl.

MADRID, SPAIN - APRIL 21: Jude Bellingham of Real Madrid celebrates after scoring a goal during the La Liga 32nd week football match between Real Madrid and Barcelona at Santiago Bernabeu Stadium in Madrid, Spain on April 21, 2024. Burak Akbulut / Anadolu

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Während der Kaderumbruch in Madrid vor allem vorne stattfindet, kommt ein Großteil der Routine in der aktuellen Real-Mannschaft von drei etablierten Eigengewächsen, die zuverlässig die gerade auf den Außenbahnen schon länger als ausbaufähig bewertete Defensive zusammenhalten: Kapitän und Rechtsverteidiger Dani Carvajal (32, seit 2002 im Verein), dessen Vertreter Lucas Vazquez (32, seit 2007 im Verein) und "Feuerwehrmann" Nacho (34, seit 2001 im Verein), der in der Viererkette schon jede Position gespielt hat.

Carvajal, seit Jahren verletzungsanfällig, erlebt vor allem durch seine Offensivqualitäten in dieser Saison seinen dritten oder schon vierten Frühling, Nacho hat sich nach einigen wackligen Vorstellungen zu Beginn des Jahres inzwischen gefangen. Und bei der defensiven Meisterleistung im CL-Viertelfinalrückspiel in Manchester wieder reichlich dazu beigetragen, dass Real Madrid im Halbfinale nun mal wieder auf den FC Bayern trifft.

Der gelernte Außenstürmer Vazquez, der normalerweise selbst unter den "Pavones" nur in der zweiten Reihe steht, erlebte zuletzt gar seine beste Woche seit langem: In Manchester sorgte er in der Verlängerung für Entlastung und verwandelte höchst lässig einen wichtigen Elfmeter souverän. Im Clasico schwang sich der wendige Rechtsfuß vier Tage später durch einen herausgeholten Strafstoß, einen eigenen Treffer und die Vorarbeit zu Bellinghams spätem Siegtor sogar zum Matchwinner auf. Was nur deshalb möglich ist, weil Perez, Trainer Carlo Ancelotti und Co. diesen Kaderstützen mittlerweile geduldiges Vertrauen schenken, ihnen keine extern zusammengekaufte Konkurrenz vor die Nase setzen.

Sollte Real Madrid in dieser CL-Saison und auch in kommenden weiterhin großen Erfolg haben, wird das zwar unverändert auch an kostspieligen Offensiv-Stars liegen, selbst wenn sie inzwischen jünger sind. Doch diese neuen "Zidanes" funktionieren nur dank den "Pavones" hinter ihnen. Und die hat Real selbst ausgebildet.

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