Carlo Ancelotti musste im "wichtigsten Spiel der Saison", wie Modric das Halbfinal-Rückspiel im Vorfeld betitelte, ohne Abwehrchef Alaba auskommen. Den Österreicher plagten Adduktorenprobleme, ersetzt wurde er von Nacho. Zudem kehrte Routinier Casemiro in die Startelf zurück, Rodrygo rückte für den Brasilianer auf die Bank, Valverde dafür auf die rechte Außenbahn. Ansonsten ging es der frisch gebackene spanische Meister im Vergleich zum Hinspiel personell unverändert an. Aus gutem Grund, denn die Königlichen boten den spielerisch eigentlich klar überlegenen Citizens in typischer Real-Manier Paroli, rannten im Bernabeu dennoch vorerst einem Rückstand hinterher.
Eine ähnliche Konstellation gab es bereits im Achtelfinale gegen Paris St. Germain, Pep Guardiola und seinen Skyblues war daher bewusst, dass der knappe Vorsprung, den man sich durch das 4:3 vor acht Tagen erarbeitet hatte, alles andere als eine Vorentscheidung war. Und so trat City vom Anpfiff weg höchst konzentriert auf, tat sich in eigenem Ballbesitz aber ungewohnt schwer. Guardiola konnte wieder auf Joao Cancelo und Walker setzen, das Außenverteidigerduo fehlte im Hinspiel Gelb-gesperrt, beziehungsweise angeschlagen.
Die Halbfinal-Rückspiele
Spieler des Spiels
Spielnote
Spieldaten
Courtois - Carvajal , Eder Militao , Nacho, F. Mendy - Casemiro , Kroos , Fede Valverde , Modric - Benzema , Vinicius Junior
Ederson - Walker , Ruben Dias, Laporte , Joao Cancelo - Rodri , De Bruyne , Bernardo Silva - Mahrez , Gabriel Jesus , Foden
Schiedsrichter-Team
Spielinfo
| Stadion | Santiago Bernabeu |
| Zuschauer | 61.416 |
Tempodefizite hatte City in der Abwehrkette dadurch nicht mehr, gefährlich wurde Real dennoch des Öfteren. Den Anfang machte Benzema, der nach fünf Minuten sehr frei zum Kopfball kam, die Kugel aber über das Tor setzte. City zog in der Folge das Tempo etwas an, fand gegen das ungewohnte 4-2-3-1 der Königlichen aber kaum Lücken. Zwar tauchten die Skyblues oft vor dem Strafraum auf, zu Abschlüssen kamen sie aber nicht. Anders Real, das wie zu erwarten war, auf Konter setzte und durch Benzema die nächste Torannäherung verzeichnete (12.)
City erst nach 20 Minuten gefährlich
Gleiches Bild bis zur 20. Minute, zwischendurch kam Vinicius Junior aber links im Strafraum nochmals zum Abschluss, auch der Brasilianer schoss drüber (18.). Dann aber City, das in Person von Bernardo Silva mal gefährlich in den Sechzehner kam - der Portugiese prüfte Courtois im kurzen Eck. Kurz darauf war es Gabriel Jesus, der aus 16 Metern direkt abzog, jedoch knapp rechts vorbei schoss (23.). Das Tempo blieb auch in der Folge hoch, nur konnte sich Real nun wieder häufiger befreien und selbst Ballbesitzphasen verzeichnen. City hingegen machte häufiger einfache Fehler, spielte mögliche Kontersituationen oft unsauber aus. Zumindest in der Defensive agierten die Skyblues konsequent, vor allem Walker, der mehrfach gegen Vinicius Junior im Laufduell klärte (37., 40.).
Bis zur Pause passierte in den Strafräumen nicht mehr viel, was sich direkt nach Wiederanpfiff aber änderte. Carvajal tauchte nach wenigen Sekunden rechts am Strafraum auf, der Spanier spielte einen Diagonalball direkt quer an den zweiten Pfosten. Dort war Vinicius Junior eingelaufen, der Brasilianer schoss aber aus kurzer Distanz links vorbei (46.). Die Skyblues mussten sich erstmal sammeln, waren in der Folge auf der Suche nach der Spielkontrolle. Das gelang nur phasenweise, weil sich plötzlich immer wieder einfache Fehler einschlichen, die Real wiederum zum Kontern einluden. Diese endeten jedoch allesamt links im Strafraum bei Vinicius Junior - bis dahin war der Linksaußen nicht zu halten, dann scheiterte es aber entweder am letzten Pass oder an der Ballmitnahme.
Mahrez dämpft Reals Hoffnungen
Nach gut einer Stunde verlor die Partie etwas ihren Faden, viel spielte sich im Mittelfeld ab, zudem war das Spiel häufig unterbrochen. City gewann dadurch an Zeit, Real rannte ebendiese davon. Nach 73 Minuten wurde der aufzuholende Rückstand dann auch noch größer, Bernardo Silva bediente rechts im Strafraum Mahrez, der humorlos mit links ins kurze Eck verwandelte. Courtois war chancenlos, 1:0 für City.
Der Treffer zeigte Wirkung bei Real, nun fehlten zwei Tore, um in die Verlängerung zu kommen. Erst in den letzten Minuten warfen die Königlichen alles nach vorne, Ancelotti hatte derweil bereits sämtliche offensive Spieler eingewechselt. Unter anderem Rodrygo, der in der 90. Minute das einleitete, was wohl keiner mehr im Bernabeu für möglich gehalten hatte. Erst drückte der Brasilianer eine Hereingabe von Benzema aus wenigen Metern mit rechts über die Linie, eher er eine Minute später das Stadion zum explodieren brachte: Asensio verlängerte eine präzise Hereingabe von Carvajal noch mit den Haarspitzen, wodurch Rodrygo zentral freistehend zum Kopfball kam und ins linke Eck vollendete - 2:1 für Real (90.+1)!
Benzema trifft vom Punkt - Fernandinho vergibt
Die Nachspielzeit ging noch weitere fünf Minuten, City konnte aber nicht mehr antworten und Real vorerst keinen Treffer mehr nachlegen. Es ging also in die Verlängerung, wie schon im Viertelfinale gegen Chelsea. Und wie schon gegen die Blues war es Benzema, der das Spiel endgültig auf die Seite der Königlichen zog: Der Franzose wurde im Strafraum von Ruben Dias gefoult, den folgenden Strafstoß verwandelte er sicher ins rechte Eck zu seinem 15. CL-Tor in dieser Saison.
Das Bernabeu stand endgültig Kopf, City versuchte sich irgendwie zu sammeln. Zwar hatten die Skyblues deutlich mehr Ballbesitz in den letzten Minuten, kamen aber in der gesamten Nachspielzeit nur zu einer guten Chance: Courtois parierte einen Kopfball von Foden, den Nachschuss stolperte Fernandinho links vorbei (105.). In der zweiten Hälfte der Verlängerung rannte sich City ein ums andere Mal fest, die Defensive Reals hielt stand - und es blieb beim 3:1.
Der 17. Finaleinzug der Königlichen in der Champions League war somit perfekt, während City es verpasste, zum zweiten Mal in Folge im Endspiel zu stehen. Das Finale steigt am 28. Mai in Paris, dort trifft Real Madrid auf den FC Liverpool.
