Nach 90 überaus einseitigen Minuten stand auf der Anzeigetafel des Bernabeu ein 0:4 - und mit diesem Ergebnis waren die Hausherren tatsächlich noch bestens bedient. Man musste sich wahrlich fragen, wer demnächst im Europa-League- und wer im Champions-League-Viertelfinale antreten wird.
Die Kurzerzählung des ersten Durchgangs: zwei Flanken, zwei Kopfbälle, zwei Vorlagen von Dembelé, zwei Stellungsfehler von Alaba. Die zwölf Worte werden besonders der Leistung von Barcelona aber nicht gerecht, die Katalanen brachten im Bernabeu eine bemerkenswert dominante Vorstellung auf den Rasen. Die erste Chance auf die Führung hatten allerdings die auf Konter lauernden Königlichen, doch Fede Valverde scheiterte an ter Stegen (7.).
Dembelé bereitet zwei Tore vor
In der Folge stand Barcelona defensiv noch stabiler und zog seinen Ballbesitzfußball auf, um Real mürbe zu machen. Bereits in Minute 12 hätten die Gäste führen müssen, doch Aubameyang ließ einen Hochkaräter leichtfertig liegen. Kurz darauf rauschte Ferran Torres' Schlenzer am rechten Eck vorbei (18.). Barça drückte und belohnte sich bald: Dembelé war im Dribbling nicht zu stoppen, seine Maßflanke schätzte Alaba falsch ein und Aubameyang besorgte per Kopf das 1:0 (29.).
Real blieb gezwungenermaßen bei seinem Konter-Konzept - und wäre beinahe belohnt worden, doch Vinicius Junior brachte den Ball zwar an ter Stegen vorbei, nicht aber über die Linie (36.). Eine Minute zuvor hätte Aubameyang mit links erhöhen können, wenn nicht gar müssen. Für den 2:0-Pausenstand sorgte schließlich ein Eckball, den Dembelé butterweich in die Mitte brachte, wo sich Alaba verschätzte - Araujo stand dahinter in der Luft und nickte ein (38.). Es hätte noch dicker kommen können, doch die Hereingabe von Jordi Alba auf den freien Aubameyang geriet zu hoch (44.).
Aubameyang schreibt Geschichte
Ein taktischer Kniff von Real-Coach Carlo Ancelotti machte es mit dem Seitenwechsel nur noch schlimmer, der Italiener baute auf eine Dreierkette. Diese war nicht mal 30 Sekunden nach Wiederanpfiff erstmals entblößt, doch alleine vor dem Tor versagten Ferran Torres die Nerven.
Nur eine Minute später servierte Aubameyang dem Spanier aber den Ball - per Hacke! - erneut auf dem Silbertablett und diesmal nutzte er die Chance zum 3:0 (47.). Nur vier Zeigerumdrehungen darauf revanchierte sich Ferran Torres, Aubameyang hob den Ball sehenswert über Courtois hinweg (51.). Der Gabuner schrieb damit Geschichte: Kein Spieler war zuvor im 21. Jahrhundert in seinem ersten Clasico an drei Treffern direkt beteiligt.
Spannung im Meisterrennen eher unwahrscheinlich
Auf ein Aufbäumen Reals warteten die Fans vergeblich, stattdessen ließ Aubameyang binnen vier Minuten zweimal das 5:0 liegen (58., 62.). Ähnlich inkonsequent waren auch Ferran Torres und Dembelé (64., 73.). Alaba, nach dem Seitenwechsel auf dem linken Flügel, war fast noch der auffälligste "Offensivspieler" bei Real (77., 79.).
Am Ende war Barcelona wirklich gnädig, dass es nur 4:0 hieß. Doch das Statement der Katalanen wird in ganz Europa Widerhall finden. Dass neue Spannung im Meisterrennen aufkommt, ist derweil unwahrscheinlich - bei einem Spiel weniger kann Barça maximal auf neun Punkte rankommen. Sevilla, erster Verfolger Reals, ließ am Sonntag beim 0:0 gegen Real Sociedad - drittes Remis in Folge - selbst Federn.