Rapid kam jüngst in der Generalprobe für das erste Champions-League-Spiel seit der Spielzeit 1996/97 gegen Admira Wacker Mödling, siegloser Tabellenletzter der österreichischen Bundesliga, in der Nachspielzeit gerade noch zu einem 1:1-Unentschieden. Der österreichische Meister ist damit seit vier Spieltagen (eine Niederlage, drei Remis) ohne Sieg. Personell konnte Trainer Josef Hickersberger am Mittwochabend aber aus dem Vollen schöpfen. Lediglich der verletzte Konterstürmer Akagündüz saß mit einer Zerrung auf der Bank. Mit Steffen Hofmann stand ein ehemaliger Spieler des FC Bayern in der Anfangsformation des österreichen Rekordmeisters. Beim FC Bayern gab es im Vergleich zum jüngsten 2:1-Erfolg in der Bundesliga beim 1. FC Nürnberg folgende personellen Änderungen: Michael Ballack fehlte wegen einer Kapsel- und Bänderdehnung im linken Sprunggelenk, für ihn rückte Scholl in die Startelf. Top-Torjäger Roy Makaay hatte seine Knieverletzung auskuriert und stand wieder zur Verfügung, Guerrero musste weichen. Zé Roberto erhielt den Vorzug vor Karimi.
Nach wenigen zerfahrenen Anfangsminuten, in welchen beide Teams nervös agierten, übernahmen die Bayern früh die Initiative. Rapid zog sich immer weiter zurück, griff spät an, stand aber kompakt in der Defensive. Die feldüberlegenen Bayern taten sich schwer gegen die massierte Abwehr, strauchelten immer wieder auf der Suche nach der Lücke im dichten Defensivverbund. Sie bewahrten aber auch die Ruhe, gingen die Sache überlegt und mit Routine an, nicht etwa mit der Brechstange. Sie suchten den Weg sowohl über die Flügel als auch mit Doppelpässen durch die Zentrale. Allerdings verfiel der deutsche Rekordmeister zu sehr in gleichbleibendes Tempo. Mit der ersten überraschenden Aktion wurde es gleich gefährlich, gab es eine Riesenchance für den FCB: Scholl passte steil in den Lauf zu Pizarro, der allein vor Payer auftauchte und mit links abzog, doch der Rapid-Keeper klärte fantastisch. Den Nachschuss aus 20 Metern schoss Schweinsteiger drüber (27.). Solche Geistesblitze gab es aber viel zu selten, so dass die Angriffe der Münchner häufig zu leicht zu durchschauen waren. Die Kreativität, für welche vor allem Scholl zuständig gewesen wäre, kam zu kurz. Und es hätte nicht viel gefehlt, dann wäre völlig überraschend in der 41. Minute der Hausherr im Ernst-Happel-Stadion in Führung gegangen. Weiter Pass von Hofmann von halbrechts in die linke Strafraumhälfte, wo Klincl Lucio vernaschte und scharf nach innen passte, doch Lawaree schoss - vor Ismael am Ball - aus vier Metern drüber. Beide Teams begannen die zweite Hälfte personell unverändert. Pizarro trug einen dicken Verband am Oberschenkel, nachdem er in Hälfte eins einen schmerzhaften Pferdekuss bekommen hatte. Die erste dicke Chance nach der Pause besaßen die weiterhin sehr defensiv agierenden Wiener: Kahn lenkte einen direkt geschossenen Freistoß von Hofmann an die Latte, der anschließende Kopfball von Dober ging ebenfalls ans Quergebälk. Die Bayern fanden nicht recht zu Erfolg versprechendem Spielfluss, rannten sich immer wieder fest. Zudem fehlte dem Abspiel in die Spitze wie auch den Flankenversuchen zumeist die Präzision. So fiel denn die Führung des FCB nicht unverdient, aber etwas überraschend nach genau einer Stunde: Lucio flankte von der linken Grundlinie nach innen zu Makaay, der scharf aufs Tor köpfte. Payer wehrte zwar ab, aber direkt vor die Füße von Guerrero, der aus anderthalb Meter mit links einschoss. Die Wiener wurden etwas mutiger, nahmen nun auch offensiv am Spiel teil, wodurch sich für die Münchner Räume öffneten. Häufigstes Manko im Spiel der Magath-Elf blieb aber das fehlende Tempo. Immer wieder traten Zé Roberto und Co. im Spielaufbau lieber einmal mehr auf den Ball, als diesen direkt und schnell nach vorne zu spielen. Es war kein schönes Spiel, das beide Teams den Zuschauern boten. Viele Freistöße verhinderten Spielfluss. Der FCB machte nicht mehr als nötig. Die spielerischen Mittel von Rapid waren begrenzt. Aber sie reichten zumindest aus, um noch einen (umstrittenen) Elfmeter zugesprochen zu bekommen. Doch Valachovic schoss den von Lucio an Akagündüz verursachten Strafstoß flach und links neben das Tor (82.). Gegen Ende der Begegnung packte Wien die Brechstange aus, konnte den FCB aber nicht mehr ernsthaft in Gefahr bringen. Makaay dagegen vergab die große Chance auf die Vorentscheidung, als er mutterseelenallein auf Payer zulief, aber aus 19 Metern hoch über den rechten Winkel schoss. Der FC Bayern München startete mit einem verdienten, aber keineswegs glänzenden Sieg in die diesjährige CL-Saison. Gegen die über weite Strecken sehr defensiv orientierten Wiener taten sich die Magath-Schützlinge meist schwer, entscheidende Lücken in den dicht gestaffelten Abwehrverbund zu reißen. Das Angriffsspiel des FCB war zu leicht ausrechenbar, das von den Münchnern angeschlagene Tempo zu niedrig und stets gleich. Letzten Endes reichte dann aber ein Treffer des eingewechselten Guerrero. Rapid hatte mit einem Elfmeter kurz vor dem Ende die große Chance zum Ausgleich, die aber Valachovic kläglich vergab.