Portugals Nationalcoach Fernando Santos sah nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Island Handlungsbedarf. Danilo Pereira (kicker-Note 3) und Joao Mario (3,5) mussten vorerst nur zusehen, William Carvalho und der zuletzt angeschlagene Ricardo Quaresma standen dafür in der Startelf.
Österreichs Coach Marcel Koller stellte nach dem 0:2-Fehlstart gegen Ungarn sogar dreimal um. In der Innenverteidigung ersetzte der Ex-Bremer Prödl den gesperrten Dragovic (Gelb-Rot), Leipzigs Ilsanker gab den Junuzovic-Ersatz (Knöchelverletzung). Ebenfalls beim sächsischen Aufsteiger unter Vertrag steht Sabitzer, der für den zum Start blassen Janko (kicker-Note 4,5) reinkam.
CR7 ist Portugals Rekordmann
Noch bevor der italienische Unparteiische Nicola Rizzoli die Begegnung anpfiff, feierte Cristiano Ronaldo mit seiner Startelf-Berufung die nächste Bestmarke. Der Superstar von Real Madrid schwang sich durch seinen 128. Einsatz im Nationaltrikot zum alleinigen Rekordspieler Portugals auf und überholte Legende Luis Figo (127). Die ersten Minuten gehörten dann aber einem anderen Iberer: Ricardo Quaresma blühte vor Spielfreude, mit seinem Flankenschuss hatte Österreichs Schlussmann Almer mächtig zu kämpfen (2.). Harnik hätte um ein Haar den Spielverderber gegeben, doch nach Sabitzers präziser Flanke nickte der Noch-Stuttgarter aus fünf Metern kläglich vorbei (3.).
Seleçao erdrückend - Harnik kläglich
Anschließend ging es mit der Quaresma-Show weiter: Der umtriebige Rechtsaußen schoss erst knapp vorbei und leitete dann die Großchance für Nani ein, der wie Harnik so seine Schwächen im Kopfballspiel offenbarte (4., 6.). Auch in der Folge war der österreichische Kasten unter Dauerbeschuss. Nani versagten frei vor dem Tor die Nerven, Vierinhas abgefälschten Distanzschuss lenkte Almer um den Pfosten, die perfekte Hereingabe von BVB-Neuzugang Guerreiro verwertete CR7 unzureichend (21.). Die nackten Zahlen machten deutlich, wie einseitig die Begegnung blieb: Mit Blick auf die 7:1 Torschüsse und 65 Prozent gewonnenen Zweikämpfe für die Iberer wurde das 0:0 zunehmend schmeichelhaft für die Alpenrepublik.
Nani setzt Kopfball an den Pfosten
Haderte mit vergebenen Chancen und Schiedsrichterentscheidungen: Cristiano Ronaldo. Getty Images
Nach einer halben Stunde hatten die Portugiesen dann den Torschrei auf den Lippen, doch Nani setzte Guerreiros Flanke aus kurzer Distanz nur an den linken Pfosten (29.). Symbolisch für das Verhalten der Seleçao vor dem gegnerischen Tor vergab Cristiano Ronaldo mit ungewohnten technischen Problemen einen Volley frei vor Almer (38.). Der letzte Aufreger vor der Pause gehörte aber den Österreichern: Alaba zog einen Freistoß von der Grundlinie frech direkt aufs Tor, Vierinha klärte in höchster Not vor Harnik (41.). Mit dem torlosen Remis und einem blauen Auge ging es für die ÖFB-Elf in die Kabine.
Almer entscheidet Privatduell
Gruppe F - 2. Spieltag
Auch nach Wiederanpfiff wollte es die Koller-Truppe direkt wissen, Rui Patricio tauchte bei Ilsankers Distanzhammer aber schnell ab (46.). Doch Almer stand seinem Gegenüber in nichts nach, als Cristiano Ronaldo zum Privatduell anfragte. Erst parierte der Österreicher einen saftigen Linksschuss des Portugiesen aus 18 Metern, dann entschärfte Almer dessen Kopfball mit einem großartigen Reflex (55., 56.). Anschließend war die Luft etwas raus, Koller reagierte und brachte Schalkes Schöpf für Alaba (65.).
Pfosten rettet für Almer
Kurz darauf war der Moment gekommen: CR7 feuerte seinen 18. Torschuss bei der EM-Endrunde in Frankreich ab und hatte damit einen mehr als das gesamte österreichische Nationalteam auf dem Konto. Eine verrückte Statistik, die aber auch einmal mehr die schwache Chancenauswertung der Portugiesen unterstrich. In der 78. Minute dann der Paukenschlag: Ilsanker verlor fahrlässig die Kugel, Guerreiro flankte brandgefährlich an den Fünfmeterraum. Hinteregger riss den einschussbereiten CR7 nieder - ein berechtigter Elfmeterpfiff von Rizzoli war die Folge. Ronaldo trat freilich höchstpersönlich an und nagelte die Kugel an den linken Pfosten (79.).
Und es kam noch dicker für den Real-Star: Bei einer perfekten Freistoßflanke von Guerreiro stand Cristiano Ronaldo im Abseits, somit wurde seinem Kopfballtor zurecht die Anerkennung verweigert. So blieb es bei der zweiten Nullnummer dieser EM, der den Österreichern zumindest den ersten Turnierpunkt bescherte. Im letzten Spiel geht es für Portugal am Mittwoch um 18 Uhr in Lyon gegen Ungarn um den Gruppensieg. Zur gleichen Zeit spielt Österreich in Paris St. Denis gegen Island um den Einzug in die K.o.-Phase.