Südwest

Homburg-Torjäger Harres: Der Quotenkönig

Werte wie Kane und Guirassy

Pokal-Held Harres: Der Quotenkönig des FC Homburg

Matchwinner: Phil Harres erzielte in der 2. Runde des DFB-Pokals den Siegtreffer gegen Fürth.

Matchwinner: Phil Harres erzielte in der 2. Runde des DFB-Pokals den Siegtreffer gegen Fürth. IMAGO/Jan Huebner

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Auf diesem Level bewegen sich in den vier höchsten deutschen Fußballligen eigentlich nur Bayerns Harry Kane und der Stuttgarter Serhou Guirassy. Wenn Phil Harres in der laufenden Spielzeit auf dem Platz steht, gelingt dem Angreifer des FC 08 Homburg in der Regionalliga Südwest alle 63 Minuten ein Tor. Inklusive der Partie bei Hoffenheim II am Samstag (1:1) war das 14-mal der Fall, anders als bei Kane und Guirassy sogar ohne Elfmeter.

Harres, sagt Thomas Wörle, der den jungen Mann 2021/22 in dessen erster Männersaison beim SSV Ulm 1846 trainierte, sei eben ein "Vollblutstürmer". Also einer, den "Torinstinkt, Kaltschnäuzigkeit, Entschlossenheit" auszeichnen, der "nicht lange fackelt, mit rechts, mit links und mit dem Kopf". Sogar gegen Erst- und Zweitligisten. Im DFB-Pokal traf der 21-Jährige beim Homburger Erstrunden-Coup gegen Darmstadt zum entscheidenden 3:0 und erzielte in Runde 2 das Siegtor zum 2:1 gegen die SpVgg Greuther Fürth. Zweitliga-Spitzenreiter St. Pauli, an diesem Dienstag im Achtelfinale zu Gast im Waldstadion, ist hinreichend gewarnt.

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Unterm Radar der Profiklubs läuft der 1,93 Meter große und 87 Kilo schwere Quotenkönig nicht mehr, zumal er als physisch starker Neuner das seit geraumer Zeit auf dem deutschen Transfermarkt am heißesten begehrte Spielerprofil verkörpert. Dass Harres im vergangenen Sommer für die Saarländer überhaupt zu haben war, "hat mich schon überrascht", räumt Trainer Danny Schwarz ein. Die ausdrückliche Empfehlung kam von dessen langjährigem Bekannten Ralf Becker, Sportgeschäftsführer bei Drittligist Dynamo Dresden, bei dem Harres noch bis 2024 unter Vertrag gestanden hatte. Die Anlagen des in der Dresdner U 19 ausgebildeten Angreifers waren auch Becker bewusst, ebenso freilich die Aussicht, dass Harres angesichts der gestandenen Rivalen Manuel Schäffler (34), Stefan Kutschke (35) und Robin Meißner (24) als Stürmer Nummer vier ins Rennen gegangen wäre. Ein letztes Vertragsjahr auf der Bank hätte weder Harres, der bereits je eine Saison nach Ulm und zu Viktoria Berlin verliehen gewesen war, noch seinem Klub etwas gebracht. Von der jetzigen Entwicklung sieht sich Becker daher voll bestätigt: "Wir verfolgen Phil mit Interesse und freuen uns, dass er in der Regionalliga den Durchbruch geschafft hat. Für eine Entwicklung ist eben immer auch maßgeblich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein."

Für Harres trifft das in Homburg zweifelsfrei zu. So erstaunlich wie seine Treffer- ist dabei seine Einsatzbilanz. An den ersten 20 Spieltagen zählte er nur sechsmal zur Startelf und war erst Mitte November mit dem Dreierpack beim 6:1 in Aalen erstmals erfolgreich, wenn er nicht von der Bank kam. Auch die Pokal-Tore erzielte er als Joker. "Phil hat die Qualität, sofort da zu sein, wenn er reinkommt", unterstreicht Schwarz. Was bei engen Entscheidungen im Zweifel den Ausschlag geben kann, Harres zunächst draußen zu lassen. "Mit Phil, Fabian Eisele und David Hummel haben wir nun mal drei Top-Stürmer", formuliert Schwarz, "und im Teamsport muss jeder auch mal sein Ego hintanstellen."

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Harres beherzigt das mit sichtbarem Erfolg, auch wenn er, selbstredend, "lieber von Anfang an" spielt. Sitzt er draußen, steht er trotzdem unter Hochspannung: "Man spielt ja auf der Bank nicht Schnick, Schnack, Schnuck, sondern schaut genau hin: Wo bietet die gegnerische Abwehr vielleicht Ansatzpunkte, wenn man aufs Feld kommt?" Dieser analytische Blick könnte Teil des Erfolgsrezepts sein, auch wenn Harres sich selbst als als intuitiven Typen charakterisiert, der sich "keinen Kopf macht". Auch nicht darüber, was die mittelfristige Zukunft für ihn bringen könnte. "Es gibt keinen Karriereplan", sagt der Mann aus dem nordrhein-westfälischen Datteln, der als Teenager in den NLZ des BVB und des VfL Bochum aussortiert wurde und über den Hombrucher SV und Preußen Münster im A-Junioren-Alter den Weg nach Dresden fand. "Mein Vertrag in Homburg läuft ja noch bis 2025", sagt er entspannt, "solange muss ich mir also keine Sorgen machen, vereinslos zu sein." Relevanter scheint allerdings ohnehin die Frage, ob er für Homburg so lange zu halten sein wird.

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