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"Peinlichkeit für den belgischen Fußball": Kohfeldt muss nachsitzen

Nach Spielabbruch durch gegnerische Chaoten

"Peinlichkeit für den belgischen Fußball": Kohfeldt muss nachsitzen

Für fünf Minuten nochmal nach Brüssel: Eupen-Coach Florian Kohfeldt.

Für fünf Minuten nochmal nach Brüssel: Eupen-Coach Florian Kohfeldt. IMAGO/Photo News

Andere Länder, andere Sitten - diese Erfahrung macht dieser Tage Florian Kohfeldt als Coach des belgischen Erstligisten KAS Eupen auf leidvolle Weise. Mit 1:0 führte das Team des früheren Bremer und Wolfsburger Bundesligatrainers am Sonntagabend im Kellerduell bei RWD Molenbeek, als Fans der Hausherren nach 85 Minuten durch mehrere Böllerwürfe einen Spielabbruch provozierten.

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Nebenbei bemerkt sogar mit Ansage: In sozialen Netzwerken kursierte bereits vor Anpfiff die Drohung der Anhänger, man werde die Partie nicht zu ihrem regulären Ende finden lassen, sollte RWDM nicht gewinnen. Gesagt, getan, mit Konsequenzen für Molenbeek in Form einer Geldstrafe über 50.000 Euro und eines Disziplinarverfahrens beim Verband.

Sportlich allerdings könnte der gastgebende und auf der Verliererstraße befindliche Verein von den Ausschreitungen seiner Chaoten sogar noch profitieren. Denn: Gemäß Liga-Reglement in Belgien wird die Begegnung nicht etwa für die in Führung liegenden und am Abbruch völlig unbeteiligten Eupener gewertet. Sondern: Die verbleibenden rund fünf Minuten werden am Mittwochnachmittag um 15 Uhr unter Ausschluss der Öffentlichkeit vor Ort noch ausgetragen.

130 Kilometer lange Reise ins Ungewisse für fünf Minuten Restspielzeit

Folglich müssen Kohfeldt und seine Profis noch einmal den etwa 130 Kilometer weiten Weg nach Brüssel antreten, der sportlich zudem zu einer Reise ins Ungewisse wird. Denn: Beide Teams dürfen für die verbleibende Spielzeit eine beliebige, theoretisch völlig neu zusammengestellte Aufstellung wählen. Einzige Ausnahmen: Akteure, die ursprünglich für die Partie gesperrt waren, und solche, die im Spielverlauf bereits ausgewechselt wurden, sind nicht mehr einsatzberechtigt. Die gesamte Regelung beurteilt das Eupener Grenzecho nachvollziehbar als "Peinlichkeit für den belgischen Fußball". Schließlich sind Manipulationen durch enttäuschte Fans - oder besser: Hooligans - auf diese Weise ganz generell Tür und Tor geöffnet.

Kohfeldt mochte die Angelegenheit am Montag auf kicker-Nachfrage nicht kommentieren. Eupens Klubdirektor Christoph Henkel hatte gegenüber dem Belgischen Rundfunk am Sonntag betont diplomatisch erklärt: „Eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Uns bleibt nichts anderes übrig als die Dinge so zu nehmen, wie sie sind. Wir werden hinfahren und versuchen, die fünf Minuten erfolgreich zu überstehen und das Spiel letztendlich auch zu gewinnen."

Thiemo Müller

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