Int. Fußball

Manchester United: Rangnick nach Liverpool-Vorführung bedient

ManUnited-Coach sieht den Rivalen "sechs Jahre voraus"

"Peinlich, enttäuschend, erniedrigend": Rangnick nach Liverpool-Vorführung bedient

"Einfach ein anderes Level": Ralf Rangnicks Team war in Liverpool chancenlos.

"Einfach ein anderes Level": Ralf Rangnicks Team war in Liverpool chancenlos. IMAGO/Shutterstock

"Es ist peinlich, es ist enttäuschend und vielleicht sogar erniedrigend", beschrieb Rangnick die Leistung seines Teams beim 0:4 an der Anfield Road am Dienstagabend. Schon nach dem Hinspiel, noch unter der Leitung von Vorgänger Ole Gunnar Solskjaer, waren diese Adjektive angebracht. Seinerzeit war United mit dem 0:5 im Old Trafford sogar noch gut bedient gewesen.

Einmal mehr wurde offensichtlich, dass die Probleme beim englischen Rekordmeister - auf und abseits des Feldes - viel tiefgreifender sind, als dass sie mit einem Trainerwechsel (oder wie vielen auch immer) behoben werden könnten.

Neville wird deutlich: "Dieses Team ist eine absolute Platzverschwendung"

Gary Neville wurde als TV-Experte bei "Sky Sports" deutlich: "Lasst uns klar sein: Dieses Manchester-United-Team ist eine absolute Platzverschwendung", lautete das vernichtende Urteil der United-Legende bereits Mitte der ersten Hälfte. Schon vor dem Spiel hatte Neville betont, er habe noch nie eine "Gruppe von United-Spielern" gesehen, die so wenig Lust darauf hätten, für den Klub zu spielen. Neville weiter: "Diese Spieler können das Saisonende kaum erwarten, damit sie sich hinter dem neuen Trainer verstecken können. Eine Ausreden-Mentalität zieht sich durch den ganzen Klub."

Wir müssen akzeptieren, dass sie uns sechs Jahre voraus sind.

Ralf Rangnick über den FC Liverpool

Auf den neuen Trainer, der aller Voraussicht nach Erik ten Hag (noch Ajax Amsterdam) heißen wird, kommt eine Herkulesaufgabe zu. Das wusste auch ein sichtlich angefressener Rangnick: "Wir müssen akzeptieren, dass sie (der FC Liverpool, d.Red.) uns sechs Jahre voraus sind. Als Jürgen Klopp kam (im Oktober 2015), haben sie den Klub verändert und nicht nur das Team, sondern auch den Klub und die Stadt auf ein anderes Level gehoben. Das muss bei uns in den kommenden Transferfenstern auch passieren."

Plan mit Fünferkette geht nicht auf - Jetzt fällt auch noch Pogba aus

Angesichts zahlreicher Ausfälle im zentralen Mittelfeld ließ Rangnick sein Team in Anfield bis zur Pause mit einer Fünferkette agieren. Nach dem frühen Gegentreffer (Luis Diaz, 5.) war der Matchplan früh dahin. Dass Paul Pogba im ohnehin schon arg gebeutelten Mittelfeldzentrum schon in der 10. Minute verletzt ausgewechselt werden musste, tat sein Übriges. Der Franzose wird die Partien gegen Arsenal und Chelsea wegen einer Wadenzerrung wohl verpassen.

Ausreden wollte Rangnick aber nicht gelten lassen. "Wir müssen selbstkritisch sein. Wie wir in den ersten 45 Minuten gespielt haben, war in keinem Bereich so, wie wir es uns vorgestellt haben. Ich denke nicht, dass das etwas mit der Formation zu tun hatte."

Dass Liverpool seinem Team dermaßen überlegen sei, habe nichts mit Mentalität zu tun, befand Rangnick. Der Rivale sei einfach auf einem "anderen Level". "Sie haben bessere Spieler als wir und das hat sich heute im Ergebnis widergespiegelt. Ich würde sagen, dass sie 25 Formel-1-Rennwagen in ihrem Kader haben." Schon nach drei oder vier Wochen sei ihm klargewesen, dass es bei United einen personellen Umbruch geben müsse.

Klopp sicher: "Sie werden zurückkommen"

Jürgen Klopp, dessen Team zumindest für eine Nacht die Spitze der Premier League übernahm, war erwartungsgemäß besser gelaunt. "Das war wirklich ein guter Abend für alle mit einem Liverpool-Herzen", sagte der Reds-Coach, der das Gesamtergebnis von 9:0 aus den beiden Liga-Duellen aber auch nicht überbewerten wollte. "Das passiert nicht oft und das wird auch nicht mehr oft passieren", sagte Klopp. "United ist im Moment nicht gut drauf, mit all den Verletzungen und diesen Dingen. Sie werden zurückkommen."

Das könnte allerdings ein Weilchen dauern.

ski