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Paukenschlag in Ansbach: Hasselmeier übergibt an Reutelhuber

Letztes Spiel gegen Buchbach

Paukenschlag in Ansbach: Hasselmeier übergibt an Reutelhuber

Christoph Hasselmeier: Tauscht Trainerbank gegen Bürostuhl und Kinderspielplatzbank.

Christoph Hasselmeier: Tauscht Trainerbank gegen Bürostuhl und Kinderspielplatzbank. IMAGO/Nordphoto

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Zwar waberten in den letzten Wochen Vermutungen und Gerüchte durch die mittelfränkische Regierungshauptstadt, aber dass Christoph Hasselmeier seinen Trainerposten bei der SpVgg Ansbach aufgibt, daran glaubte keiner. Umso überraschender dann die Ankündigung des Ansbacher Dompteurs an der Seitenlinie: "Ich beende meine Trainertätigkeit bei der SpVgg Ansbach mit dem Heimspiel am 28. Oktober gegen den TSV Buchbach." Schluss, Aus, Punkt!

Die Ansbacher Verantwortlich um Vorstand Mutsios und Sportvorstand Weidlein fielen aus allen Wolken, als ihnen ihr Übungsleiter der Regionalligamannschaft sein Unterfangen offenbarte. Der Mannschaft eröffnete Hasselmeier seine Absicht vor dem Heimspiel gegen Viktoria Aschaffenburg, und diese verkraftete den angekündigten Rücktritt ihres Chefanweisers anscheinend gut, wie es der folgende 3:0-Sieg zu beweisen scheint. Aber warum nun der plötzliche Abschied von der Seitenlinie nach vier Jahren und zwei Monaten im Amt?

Zeit mit Frau und Sohn

Bankkaufmann Hasselmeier führt ausschließlich berufliche und persönliche Gründe an. "Auf der Arbeit warten auch mich neue Herausforderungen, die sehr schwer mit dem Aufwand und den Belastungen eines Regionalligatrainers zu verbinden sind." Zu spüren war dies schon beim letzten Auswärtsspiel Mitte Oktober in Aubstadt, das Hasselmeier auf Grund einer beruflichen Verpflichtung nicht coachen konnte. "Außerdem habe ich meiner Frau versprochen, dass ich kürzertrete und mehr Zeit zu Hause mit ihr und meinem kleinen Sohn verbringen werde."

Klare Worte des früheren Ausnahmefußballers und langjährigen Kapitäns der SpVgg Ansbach, der seine Rolle als Führungsspieler nahtlos ins Traineramt mitnahm. Am 27. August 2019 übernahm Christoph Hasselmeier eine verunsicherte Bayernligamannschaft, misstrauisch beäugt von einigen sogenannten Experten. Er hat keinen Trainerschein, ist schon deshalb ein rotes Tuch für Mitglieder der Trainergilde. Aber seine Bilanz kann sich durchaus sehen lassen. Insgesamt coachte er die SpVgg Ansbach in der Bayern- und Regionalliga in 104 Spielen mit 54 Siegen, 16 Unentschieden und 34 Niederlagen. Das ergibt einen Punkteschnitt von 1,71. Der größte Erfolg war der Aufstieg in die Regionalliga Bayern 2022. 

Niklas Reutelhuber

Niklas Reutelhuber (links), der bisher als Co-Trainer fungierte, wird nun jüngster Cheftrainer in den vier höchsten Spielklassen Deutschlands.   IMAGO/Zink

Fan von Spielstilen

Aber Hasselmeier wäre nicht Hasselmeier, wenn er nicht schon für seinen Nachfolger gesorgt hätte. Es ist Niklas Reutelhuber, der seit Beginn der Saison schon als Co-Trainer fungiert. Der 24-jährige Reutelhuber kam als 15-Jähriger von der C-Jugend des 1. FC Nürnberg zur B-Jugend der SpVgg Ansbach und bestritt dort September 2014 sein erstes Spiel in der U-17-Landesliga-Nord bei der Quelle Fürth.

Mit 17 Jahren debütierte er als Bayernauswahlspieler in der Bayernligamannschaft der SpVgg Ansbach. Mit gerade 20 Jahren übernahm er seinen Heimatverein SV Alesheim in der A-Klasse und führte ihn binnen drei Jahren in die Kreisliga. Der Sportwissenschaftsstudent, der im letzten Jahr eine Zeitlang beim 1. FC Nürnberg hospitierte, hat keine Angst, nun als jüngster Regionalligatrainer in Deutschland tätig zu werden. "Die Mannschaft akzeptiert mich, und ich kenne die meisten Spieler sehr gut, da ich ja mit ihnen noch zusammengespielt habe."

Warum der glühende "Jürgen-Klopp-Fan" Reutelhuber zum jetzigen Zeitpunkt übernimmt, erklärt sein Mentor Hasselmeier, der ihm als sportlicher Leiter weiter zur Seite stehen wird: "Ich wollte Niklas nicht zumuten, bei minus fünf Grad sein erstes Training der Regionalligamannschaft zu leiten." Dies wird Reutelhuber, der ein Fan von Spielstilen und nicht von Vereinen ist, bei allen Emotionen wohltuend zur Kenntnis nehmen.

Harald Riegler

Die Trainer in der Regionalliga Bayern