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Party, Rauchen, Polizei: Radja Nainggolan "will beweisen, dass Inter falsch liegt"

Serie A, 14. Spieltag: Cagliari vor zwei Spielen gegen Sampdoria

Party, Rauchen, Polizei: Nainggolan "will beweisen, dass Inter falsch liegt"

Dreht bei Cagliari wieder auf: Mittelfeldmotor Radja Nainggolan.

Dreht bei Cagliari wieder auf: Mittelfeldmotor Radja Nainggolan. imago images

Radja Nainggolan spielt nach seinen Ausbildungsstationen Germinal Beerschot und FC Piacenza bereits zwischen 2010 und 2014 in Cagliari, wo er einst den Durchbruch als Profi schafft. Im Anschluss ist der Mittelfeldmotor höchst erfolgreich bei der AS Roma unterwegs (2014-2018, 155 Ligaspiele, 28 Tore sowie der Sturm bis ins Champions-League-Halbfinale 2017/18). Es folgt ein unglückliches Kapitel bei Inter Mailand (Verletzungen, wenig Einsatzzeit unter Luciano Spalletti und die gnadenlose Aussortierung vom aktuellen Trainer Antonio Conte) - und in diesem Sommer die Rückkehr zu Cagliari.

Mit den Sarden surft der ehemalige belgische Nationalspieler aktuell auf der Euphoriewelle, steht mit dem Team bei 25 Punkten aus 13 Spielen und damit auf Rang 4. Zuletzt hat Nainggolan bereits für den gesamten Verein und einmaligen Serie-A-Meister von 1969/70 (zusammen mit Legende Luigi Riva) nach mehr Respekt gefordert: "Wir liegen aussichtsreich im Rennen, doch es wird weiter nur über die großen Klubs geredet - dabei verdienen wir mehr Seiten in den Gazetten."

Vielleicht auch deshalb sorgt der unbequeme Belgier mit dem Spitznamen "Ninja" gleich erneut mit deutlichen Aussagen für weitere Schlagzeilen. Denn gegenüber "Eleven Sports" sagt Nainggolan nun Folgendes: "Ich will beweisen, dass Inter falsch liegt und einen Fehler gemacht hat. Ich spiele gut - und die Resultate für Cagliari sind ebenfalls gut. Das ist schon jetzt ein großer Erfolg für mich, wenngleich ich noch nicht zu früh feiern will." Drei Tore, drei Vorlagen und starke Aktionen in zehn Ligaspielen seien noch nicht genug, er will seine Wichtigkeit weiter beweisen.

Wir sehen uns in der Disco!

Die Roma-Fans in Richtung Radja Nainggolan

Das Feiern ist dabei übrigens das Stichwort, das die Karriere des Belgiers über die Jahre begleitet - glaubt man allen Geschichten. Ein Auszug: Der Sohn eines indonesischen Vaters und einer belgischen Mutter zieht gern durch die Stadt und hat "keine Lust, jeden Abend zu Hause zu sitzen". Eine Anekdote erzählt davon, dass er noch während seiner Roma-Zeit schier jeden Nachtclub in der italienischen Hauptstadt gekannt hat und die Fans nach einem verlorenen Heimspiel im Stadio Olimpico gesungen haben: "Wir sehen uns in der Disco!" Nainggolans Reaktion? Er hat sich vor die Roma-Anhänger gestellt und spontan den Dirigenten gespielt.

Polizei bei Nainggolan: "Wir haben dann ein paar Fotos geschossen"

Als Erscheinung zu übersehen ist Nainggolan außerdem nicht, allen voran zieren Tattoos seinen Körper: Beide Arme sind voll, an der linken Schulter prangt eine rote Rose, am Bauch schlängelt sich eine grüne Schlange in Richtung Hals, im Nacken breiten sich Flügel an einem mittig platzieren roten Herz aus, der rechte Oberschenkel ist bestückt und frontal auf dem Hals geht eine andere rote Rose samt Blätter auf. Hinzu kommt eine äußerst individuelle Frisur: Der Zweikampf-Berserker hat früher Glatze mit einem kleinen und nach oben gestylten blonden Irokesen-Kamm getragen, derzeit sind die Haare komplett kurz geschnitten mit einem eingeritzten dynamischen Strich an der Seite.

Dieses äußere Zusammenspiel stößt im November 2015 im Zuge der Terrorwelle in Frankreich und des abgesagten Länderspiels zwischen Belgien und Spanien sauer auf: Nainggolan wird von Gästen für einen Terroristen gehalten. "Hotelgäste empfanden mein Aussehen als bedrohlich. Ich habe auch einen furchterregenden Blick, das stimmt", sagt der Betroffene damals, der einen freien Tag mit seiner Familie in einem Hotel in Antwerpen verbringt. Nach Eintreffen der alarmierten Polizei kann die Situation allerdings schnell geklärt werden, wie der 27-Jährige selbst bestätigt: "Glücklicherweise hat mich die Polizei sofort erkannt. Wir haben dann ein paar Fotos geschossen."

"Wie kann ein Radfahrer etwas über einen Fußballer sagen?"

Hat seinen Körper mit Tattoos verziert: Radja Nainggolan.

Hat seinen Körper mit Tattoos verziert: Radja Nainggolan. imago images

Es gibt außerdem noch Geschichten über eine Silvesterparty, die ihm teuer zu stehen kommt, über eine Feier samt Anschlusstraining und über das Rauchen. Denn der Belgier ist Raucher, was er offen zugibt - und wird auch mal während der Zeit mit der Nationalmannschaft, mit der er seit der Nicht-Nominierung für die WM 2018 abgeschlossen hat ("Es gab viele Entschuldigungen - und alle waren erbärmlich"), erwischt. Dazu sagt er nun: "Sobald du mit einem Stempel versehen bist, bleibt er dort haften. Ich habe zum Beispiel gelesen, dass es Sven Nys (ehemaliger belgischer und erfolgreicher Radrennfahrer; Anm.d.Red.) nicht glauben kann, dass ich rauche. Aber wie kann ein Radfahrer etwas über einen Fußballer sagen? Sie sitzen sieben Stunden lang auf dem Rad, ich muss dagegen nur für eineinhalb Stunden laufen. Das kann man doch nicht vergleichen."

Außerdem gebe es "so viele Spieler, die rauchen. Auch als wir mit dem Nationalteam unterwegs waren, oft war ich hier mit sechs oder sieben Spielern unterwegs. Aber natürlich war ich der Einzige, den man rauchen sah."

Allgemein genieße Nainggolan die freie Zeit während Länderspielpausen - und sei auch sonst "ruhiger geworden": "Ich trage nun mehr Verantwortung gegenüber meinen Kindern. Ich versuche, für sie noch mehr da zu sein - gerade weil meine Frau mit Krebs kämpft. Und glücklicherweise geht es ihr gut."

mag

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