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Omnium, Madison, Keirin & Co: Das sind die Bahnrad-Disziplinen

Rad-WM in Glasgow

Omnium, Madison, Keirin & Co: Das sind die Bahnrad-Disziplinen

Gilt als Königsdisziplin im Bahnradsport: Die Mannschaftsverfolgung, hier mit dem deutschen Frauen-Vierer, der ein heißer Goldkandidat ist.

Gilt als Königsdisziplin im Bahnradsport: Die Mannschaftsverfolgung, hier mit dem deutschen Frauen-Vierer, der ein heißer Goldkandidat ist. AFP via Getty Images

Sprint

Der Sprint ist die älteste Disziplin im Bahnradsport und seit der ersten Austragung in der Neuzeit im Jahr 1896 bis auf eine Ausnahme (1912) fester Bestandteil des Olympia-Programms. Es treten maximal vier Fahrer oder Fahrerinnen gegeneinander an, im K.-o.-Modus sind es immer nur zwei. Der Sprint geht über zwei bzw. drei Runden (je nach Bahnlänge). In den Qualifikationsrennen entscheidet die Zeit, gestoppt werden nur die letzten 200 Meter ("fliegender Start"). Im K.-o.-Modus gewinnt der Fahrer bzw. die Fahrerin, welche(r) als Erste(r) die Ziellinie überquert, die Zeit spielt keine Rolle. Dabei kommt der "Best-of-Three"-Modus zum Einsatz, da die Startreihenfolge eine entscheidende Rolle spielt. Die Führungsposition im ersten Lauf wird ausgelost, der oder die Lossiegerin muss die erste halbe Bahnrunde die Führung im Schritttempo übernehmen. Im zweiten Lauf wird die Aufstellung dann umgekehrt. Sollte nach zwei Rennen Gleichstand herrschen, kommt es zu einem Entscheidungslauf.

Herausragendes Merkmal bei den Sprintrennen sind die "Stehversuche", bei denen die Fahrer oder Fahrerinnen quasi zum Stillstand kommen. Damit soll bezweckt werden, in die wegen des Windschattens taktisch vorteilhaftere hintere Position zu gelangen. Nachdem in der Vergangenheit die Stehversuche die Rennen in die Länge zogen, wurden die Regeln verschärft, erlaubt sind nur noch zwei Stehversuche über höchstens 30 Sekunden.

Teamsprint

Im Teamsprint treten drei Fahrer bzw. Fahrerinnen als eine Mannschaft an. Anders als beim Sprint starten die beiden Mannschaften auf den jeweils gegenüberliegenden Geraden. Pro Runde scheidet der/die Führende aus, es gewinnt die Mannschaft, deren letzte(r) Fahrer(in) als Erste(r) die Ziellinie überquert. Wie beim Einzelsprint startet der Teamsprint mit einer Qualifikation, danach geht es im K.-o.-Modus weiter.

Einerverfolgung

Bei der Einerverfolgung absolvieren die Männer 4000 Meter, die Frauen 3000 Meter. Gestartet wird auf den jeweils gegenüberliegenden Geraden. Ziel ist es, den Gegner bzw. die Gegnerin einzuholen. Meistens ist dies nicht der Fall, es gewinnt dann der Fahrer bzw. die Fahrerin, welche(r) die Distanz am schnellsten absolviert. Zunächst werden in einer Qualifikation die vier schnellsten Fahrer oder Fahrerinnen ermittelt, die beiden Bestplatzieren bestreiten das Finale, die Nächstschnellsten das Rennen um Bronze.

Mannschaftsverfolgung

Bei der Mannschaftsverfolgung besteht ein Team aus vier Fahrern, Männer wie Frauen absolvieren jeweils 4000 Meter. Gestartet wird auf den jeweils gegenüberliegenden Geraden. Auch hier ist das Ziel, den Gegner einzuholen. Sollte dies nicht gelingen, entscheidet die Zeit über den Sieg, wobei der dritte Fahrer bzw. die dritte Fahrerin gewertet wird. Wie bei der Einerverfolgung gibt es zunächst eine Qualifikation, die beiden schnellsten Teams bestreiten das Finale.

Keirin

Im Keirin treten maximal neun Fahrer, bei UCI-Wettbewerben sechs Fahrer auf einer Strecke über 1500 Meter bis 2000 Meter gegeneinander an. Zunächst beschleunigt ein "Derny" genanntes Schrittmacher-Motorrad das Feld auf bis zu 50 Stundenkilometer, hinter diesem können bereits Positionskämpfe stattfinden. Wenn das Derny ausschert, ist der Finalkampf eröffnet, wer als Erster den Zielstrich überquert, gewinnt.

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Herausstechendes Merkmal beim Keirin ist - im Gegensatz zu allen anderen Bahnwettbewerben -, dass Körpereinsatz erlaubt ist. Im Ursprungsland Japan tragen die Fahrer und Fahrerinnen deshalb auch spezielle Schutzausrüstung. Die UCI wendet strengere Regeln an, so müssen die Hände z.B. immer am Lenker bleiben. Dennoch kommt es beim Keirin, der auch "Kampfsprint" genannt wird, häufig zu Stürzen. Keirin ist die wohl spektakulärste, aber auch mit gefährlichste Disziplin im Oval.

Madison

Ein gewisses Gefährdungspotenzial beinhaltet auch das Zweier-Mannschaftsfahren, auch Madison genannt - der Name rührt vom Madison Square Garden in New York her, wo erstmals diese Disziplin stattgefunden hat. Zwei Fahrer oder Fahrerinnen bilden ein Team, wobei nur jeweils ein Team-Mitglied auf der Bahn ist. Gefahren wird über 50 (Männer) bzw. 30 (Frauen) Kilometer. Ziel ist es, als Team möglichst viele Punkte einzufahren. Diese werden an vorher festgelegten Zeitpunkten vergeben. Bei der WM können nach jeweils zehn Runden Punkte  gewonnen werden (5-4-3-2-1), die letzte Wertung zählt doppelt. Auch eine Überrundung bringt Punkte. Es gewinnt das Team, das die meisten Punkte einsammelt.

Charakteristisch für Madison ist der "Schleudergriff" zwischen den beiden Fahrern. Die zwei Teammitglieder lösen sich damit auf der Bahn ab, wann sie das tun, bleibt ihnen überlassen. Das sich auf der Bahn befindliche Teammitglied versucht, den ihn ablösenden Fahrer durch ein Ziehen mit den Händen eine möglichst hohe Geschwindigkeit mitzugeben. Dieses "Schleudern" führt aber zu potenziell gefährlichen Situationen, auch im Madison sind Stürze deshalb nicht gerade selten.

Punktefahren

Das Punktefahren hat nahezu die gleichen Regeln wie das Zweier-Mannschaftsfahren, es startet aber jeder Fahrer bzw. jede Fahrerin für sich, Teams gibt es keine. Nach dem Massenstart werden ähnlich wie im Madison die Punkte vergeben, die Distanzen sind aber kürzer. Bei den Männern 40, bei den Frauen 26 Kilometer.

Zeitfahren

Das Zeitfahren ist die nach Regeln einfachste Disziplin im Bahnradsport. Es startet nämlich jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin für sich, Taktik spielt folglich keine Rolle. Gestartet wird in gewissen Zeitabständen, die Männer absolvieren 1000 Meter, Frauen 500 Meter. Wer die schnellste Zeit hinlegt, gewinnt. Ab 2024 wird die Distanz auch bei den Frauen einen Kilometer betragen.

Scratch

Scratch wird im Massenstart absolviert, wer nach einer gewissen Distanz die Ziellinie als Erster überquert, hat gewonnen. Männer fahren 15, Frauen aktuell 10 Kilometer. Ab 2025 soll einheitlich über 10 Kilometer gestartet werden.

Omnium

Omnium ist kein Einzelrennen, sondern ein Vielseitigkeitswettbewerb, der aus den Disziplinen Scratch, Temporennen, Ausscheidungs- und Punktefahren zusammensetzt. Für die ersten Plätze werden Punkte vergeben, wer am Ende die meisten Punkte gesammelt hat, ist der Sieger. Herrscht Punktegleichheit, entscheidet der Einlauf im letzten Sprint des abschließenden Punktefahrens.

jer