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"Ohne Tiefen keine Höhen": Für Jan Frodeno gibt es nicht das Ereignis seiner Karriere

Weltklasse-Triathlet im großen Karriere-Interview

"Ohne Tiefen keine Höhen": Für Jan Frodeno gibt es nicht das Ereignis seiner Karriere

Novum des Triathlon-Sports: Jan Frodeno.

Novum des Triathlon-Sports: Jan Frodeno. IMAGO/Ingo Kutsche

Vor gut drei Monaten hat mit dem deutschen Triathleten Jan Frodeno ein Mann seine Karriere beendet, der Sportgeschichte schrieb. Der 42-Jährige ist bislang der einzige Athlet in seiner Sportart, der auf der kurzen olympischen Distanz Gold gewann, und zwar in Peking 2008, und sich dann auch auf der Langdistanz auf dem Triathlon-Mekka Hawaii 2015, 2016 und 2019 den Weltmeister-Titel erschwimmen, erlaufen und erradeln konnte.

Eine Karriere wie eine polierte Kugel

Im kicker blickt der gebürtige Kölner, der in Südafrika aufwuchs und nun wechselweise in Andorra und in Australien lebt, auf seine einzigartige Karriere zurück. Von außen betrachtet sehe sie mit der langen Liste an Triumphen wie "eine blank polierte Kugel" aus. Dabei gebe es laut ihm etliche kleine Dellen, was er sogar im Nachhinein für wichtig erachtet. "Ohne Tiefen keine Höhen, wobei auch das Glück eine Rolle spielte", so Frodeno, der sich generell als Glückskind sieht. "Würde ich etwas anderes behaupten, wäre dies auch vermessen."

Das Ereignis schlechthin seiner Laufbahn kann er nicht benennen, jeder Sieg, jede Niederlage, aber auch die vielen, mal kleinen, mal großen Widrigkeiten seien wichtig gewesen. Zudem geht er darauf ein, warum das Bild von der großen Triathlon-Familie auch in der absoluten Weltelite letztendlich stimmt, auch wenn er vor und während "eines Wettkampfes mitunter Aggressionen aufgebaut hat, um sich zu pushen". Spätestens mit dem Überqueren der Ziellinie habe dies aber sofort der Vergangenheit angehört.

Nur noch spielerisch an die Grenzen

Apropos Vergangenheit: Seine Trainingspläne, die dem ambitionierten Hobbysportler schon beim Lesen wehtaten, vermisst er überhaupt nicht, das Sporttreiben an sich wird jedoch weiterhin ein fester Bestandteil seines Alltages bleiben, "allein um für meine Mitmenschen erträglich zu sein", wie er scherzhaft anfügt. Was indes für ihn nicht mehr infrage kommt: Harte Intervalleinheiten, die habe er in den vergangenen Jahrzehnten zu Genüge absolviert. Dass er sich in den vielen Jahren im absoluten Spitzensportbereich "ständig gequält hat, dies aber nie als Qual empfand", bedeutet aber nicht, dass dies zur Blaupause für seine Zeit als Triathlon-Rentner wird. Im Gegenteil. Wenn er denn noch mal an seine Grenzen geht, dann "nur spielerisch".

Was sich für ihn nach dem Wechsel von der olympischen auf die Langdistanz veränderte oder wie er die WM Ende September in Nizza, seinen letzten Wettkampf, erlebte und welche Pläne er nun hat, lesen Sie in einem langen Interview in der Montagsausgabe des kicker oder ab Sonntagabend im kicker eMagazine.

Chris Biechele

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