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Österreich braucht ein neues Nationalstadion

Kommentar

Österreich braucht ein neues Nationalstadion

Das Ernst-Happel-Stadion ist in die Jahre gekommen.

Das Ernst-Happel-Stadion ist in die Jahre gekommen. GEPA pictures

Dass das österreichische Nationalteam am Montag mit 1:2 gegen Dänemark verlor, wurde in der Nachberichterstattung fast schon zur Nebensache. Zu peinlich war das Bild, das der ÖFB als Veranstalter an diesem Tag abgab. Nun ist der Fußballbund natürlich nicht für den Stromausfall im zweiten Wiener Gemeindebezirk verantwortlich zu machen, die denkwürdige Nacht zeigte aber in aller Deutlichkeit auf, dass sich der ÖFB schnellstmöglich um ein neues Stadion für die Nationalmannschaft bemühen sollte.

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Denn das Ernst-Happel-Stadion ist im 21. Jahrhundert schlicht und einfach nicht mehr für Länderspiele zu gebrauchen. Dass sich nach Spielende auf dem Platz ein tiefes Loch auftat, mag auf den ersten Blick zwar kurios klingen, ist bei näherer Betrachtung jedoch brandgefährlich. Völlig zu Recht sorgte der Zustand des Rasens bei den Dänen für Empörung. "Ich weiß nicht, was mit diesem Amateurstadion los ist", meinte etwa Pierre-Emile Höjbjerg.

Farce für die Fans

Doch nicht nur auf, sondern auch abseits des Rasens ist das Ernst-Happel-Stadion noch nicht in der Moderne angekommen. Die schmalen Gänge sowie die viel zu spärlich gesäten Getränkestationen sind für die Zuschauer eine Zumutung. Obwohl gegen Dänemark nur 18.700 Zuschauer den Weg ins Stadion fanden, waren Wartezeiten von rund einer Stunde keine Seltenheit. Nicht auszumalen, welche Szenen sich am Freitag beim ausverkauften Spiel gegen Weltmeister Frankreich abspielen werden.

Stromausfall: Fans harren im dunklen Happel-Stadion aus

Dass man an den Verpflegungsstationen nur mit Bargeld bezahlen kann und die Sanitäranlagen ihren Namen nicht verdienen, rundet das desaströse Stadionerlebnis perfekt ab. Keine Frage: Der ÖFB muss sich rasch etwas einfallen lassen, um sich nicht der kompletten Lächerlichkeit preiszugeben. Denn während das Nationalteam gegen Größen wie Dänemark, Kroatien oder Frankreich spielt, kann sich das Ernst-Happel-Stadion mit kaum einer Arena einer vergleichbaren Stadt messen.

Wenig Grund zur Hoffnung

Dank der derzeit in Österreich herrschenden Aufbruchsstimmung wäre nun ohnehin der perfekte Zeitpunkt, um das Vorhaben "neues Nationalstadion" anzugehen. Da der ÖFB in Wien-Aspern aktuell ein kostspieliges Trainingszentrum inklusive einer neuen Geschäftsstelle auf die Beine stellt und sich der Wiener SPÖ-Sportstadtrat Peter Hacker in der jüngeren Vergangenheit von dieser Idee nicht unbedingt begeistert zeigte, dürfte es - zumindest in Bezug auf die Bundeshauptstadt - jedoch bei einem frommen Wunsch bleiben.

Dabei wäre ein neues und zeitgemäßes Stadion für den österreichischen Fußball längst unerlässlich. Die heimischen Vereine befinden sich seit Jahren im Höhenflug, die Legionäre sorgen in sämtlichen Ligen für Furore und Ralf Rangnick könnte es mit seiner Spielidee tatsächlich schaffen, in Österreich auch eine nachhaltige Euphorie zu entfachen. Es wäre nur sinnvoll, diese einmalige Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen. Auch und gerade was den Bau eines neuen Nationalstadions betrifft.

Kommentar: Nikolaus Fink