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Notizbuch, "Honolulu Blue" und Larry Benjamin: Amon-Ra St. Brown steht vor dem Super Bowl

Detroit Lions haben erstmals das große Spiel im Visier

Notizbuch, "Honolulu Blue" und Larry Benjamin: Amon-Ra St. Brown steht vor dem Super Bowl

Glaubt fest an sich und die Detroit Lions: Amon-Ra St. Brown hat den Super Bowl fest im Visier.

Glaubt fest an sich und die Detroit Lions: Amon-Ra St. Brown hat den Super Bowl fest im Visier. Getty Images

Las Vegas ruft! Amon-Ra Julian Heru J. St. Brown und den Detroit Lions fehlt noch ein Sieg zum Sprung in den Super Bowl - und der Deutsch-Amerikaner kann Geschichte schreiben.

Im Krankenbett trägt Larry Benjamin jetzt "Honolulu Blue", so wie sein Held Amon-Ra St. Brown. Mit 83 Jahren hat sich der Superfan der Detroit Lions die weißen Haare in der Klubfarbe tönen lassen - gleich zweimal, damit sie kräftig strahlen. "Es ist einfach großartig, das zu sehen", sagt der Wide Receiver der Löwen über den schwerkranken Mann, der dem Football-Team in einem Hospiz die Daumen drückt.

Auch für ihn soll es zum Super Bowl gehen - es wäre das erste Mal.

"Keep being a beast"

St. Brown tritt in der Nacht zu Montag (0.30 Uhr MEZ) mit Detroit im Championship Game der National Football Conference (NFC) bei den klar favorisierten San Francisco 49ers an. Kurz vor seinem ersten Start in die Play-offs hatte der Deutsch-Amerikaner selbst die Haarfarbe gewechselt - und bislang brachte das Blau Glück. Den Lions gelangen Siege gegen die Los Angeles Rams (24:23) und die Tampa Bay Buccaneers (31:23), sie stehen einen Schritt vor dem ganz großen Spiel.

Für Benjamin könnte sich spät ein Lebenstraum erfüllen, für St. Brown früh.

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Als früherer Angestellter bei "General Motors" in der "Motor City "Detroit verfolgt Benjamin seit einer Ewigkeit das schon 1929 gegründete und bislang nur viermal mit einem großen Titel (1935, 1952, 1953, 1957) gesegnete Franchise aus der National Football League. Die Lions sind eines von nur vier Teams, das nie im Super Bowl gewesen ist. Jetzt winkt die große Chance - und der Edelfan hofft und bangt, es ist womöglich seine letzte.

Der treue Anhänger leidet unter der Lungenkrankheit COPD und Lungenfibrose, doch der Sport verleihe ihm Kraft. Als Benjamin von St. Browns neuer Haarfarbe gehört hatte, ließ er sich inspirieren, das weckte wiederum die Aufmerksamkeit des Wide Receivers, der ein signiertes Trikot an "Larry the Man" nach Saginaw/Michigan schickte.

"Keep being a beast", frei übersetzt "bleib ein Kämpfer", stand handschriftlich auf der Rückennummer 14. Einen Videocall zwischen den beiden hat es auch schon gegeben. "Ich war wirklich beeindruckt von ihm", sagte Benjamin danach: "Er ist ein gut aussehender junger Mann."

Underdog Detroit? "Das ist nicht neu für uns"

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Fans wie Larry Benjamin treiben St. Brown noch mehr an. Schon vor der Saison hatte der 24-Jährige den Super-Bowl-Triumph als Ziel ausgegeben. Das war selbstbewusst, aber eben nicht unrealistisch. Auch wenn auf dem Weg ein ganz dicker Brocken liegt.

"Wir sind froh, da zu sein, wo wir sind", sagte St. Brown nun im Vorfeld der Partie in Kalifornien, der es im dritten Jahr mit den Lions endlich in die Play-offs geschafft hatte. San Fran sei "die ganze Saison gut" gewesen und Detroit wieder der Underdog. "Wie immer seit ich hier bin. Das ist nicht neu für uns."

Erstmals tritt das Team um St. Brown, dem diese Saison in der Regular Season plus Endrunde neben 1700 Yards insgesamt elf Touchdowns (beides Karrierehöchstwerte im dritten NFL-Jahr) gelangen, in der laufenden Postseason auswärts an. "Fünf, sechs Stunden von zu Hause" entfernt in Kalifornien, wo der in Anaheim am 24. Oktober 1999 geborene Athlet aufgewachsen ist. "Ich freue mich darauf, zurückzukehren", sagte St. Brown, "und hoffentlich ein gutes Spiel vor meinen Freunden und meiner Familie zu haben".

Detroit gewann erstmals seit 1957 zwei Play-off-Spiele in einer Saison. Gelingt der nächste Coup, geht es am 11. Februar (Ortszeit) zum Super Bowl LVIII (58) nach Las Vegas und gegen Titelverteidiger Kansas City oder Baltimore. Larry Benjamin drückt die Daumen sicher so fest er kann.

Das Notizbuch der Motivation

Amon-Ra St. Brown

Eine Bank als Lions-Receiver: Amon-Ra St. Brown. Getty Images

Als jüngster Spross von drei Brüdern - allesamt Passempfänger - hatte es Amon-Ra St. Brown überhaupt erst in die Elite der NFL geschafft. Der neben dem nicht mehr aktiven Osiris (25, bis 2020 an der Stanford University) und Equanimeous "EQ" (26, Chicago Bears) mit 24 Jahren jüngste der St.-Brown-Familie mit deutschen und US-amerikanischen Wurzeln überragte in der Mannschaft. Ganze 106 Catches für 1161 Receiving Yards und sechs Touchdowns hatte der Sohn von Vater sowie US-Bürger John Brown (Mr. Universum 1981 und 1982) und von der in Leverkusen geborenen Mutter Miriam erst 2022/23 erreicht.

Und in der aktuellen Saison wollte er von Anbeginn an noch höher hinaus. "Die Leute kennen mich jetzt. Die Abwehr weiß jetzt, dass der Ball zu mir kommen soll." Er wolle ab sofort "ein Spieler sein, der nie vergessen wird", hatte er im Vorfeld der Regular Season der Deutschen Presse-Angentur (dpa) gesagt. Dabei half ihm laut eigener Aussage ein Notizbuch. Tag für Tag nimmt er dieses laut eigener Aussage vor jeder Trainingseinheit zur Hand und liest dreimal eine Liste mit 16 Namen vor. Es sind die aller Receiver, die im NFL-Draft 2021 vor ihm ausgewählt worden sind - darunter Ja'Marr Chase von den Cincinnati Bengals, Jaylen Waddle von den Miami Dolphins oder DeVonta Smith von den Philadelphia Eagles. St. Brown war damals insgesamt in der vierten Runde nur die Nummer 112, das nagt seit jeher an ihm.

mag, sid

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